FIFA-Präsident Sepp Blatter.
Zürich – In der Korruptionsaffäre des Weltfussballverbands ermittelt die Bundesanwaltschaft jetzt auch gegen FIFA-Präsident Joseph Blatter. Es läuft «ein Strafverfahren wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie – eventualiter – wegen Veruntreuung».
Dies teilte die Bundesanwaltschaft am Freitagnachmittag mit. Blatter wurde demnach im Anschluss an eine Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees von Vertretern der Bundesanwaltschaft als Beschuldigter einvernommen. Sein möglicher Nachfolger, der Franzose Michel Platini, wurde gleichzeitig als Auskunftsperson befragt.
Büro Blatters durchsucht
Die Bundesanwaltschaft führte am Freitag zudem mit Unterstützung der Bundeskriminalpolizei (BKP) eine Hausdurchsuchung bei der FIFA in Zürich durch. Dabei wurde auch das Büro des FIFA-Präsidenten durchsucht und Datenmaterial sichergestellt.
Umstrittener TV-Rechte-Vertrag
Laut den Ermittlern besteht einerseits der Verdacht, dass Blatter im September 2005 mit der Caribbean Football Union – deren Präsident Jack Warner war – einen für die FIFA ungünstigen Vertrag abgeschlossen hat. Andererseits besteht der Verdacht, dass Blatter auch bei der Umsetzung des Vertrages in Verletzung seiner Treuepflichten gegen die Interessen der FIFA respektive der FIFA Marketing & TV AG verstossen hat.
2 Mio-Zahlung an Platini
Zudem wird Blatter eine treuwidrige Zahlung von 2 Millionen Franken im Februar 2011 an UEFA-Präsident Michel Platini zu Lasten der FIFA vorgeworfen, angeblich für die zwischen Januar 1999 und Juni 2002 geleisteten Dienste.
Die Bundesanwaltschaft hält fest, dass für den Präsidenten der FIFA sowie für alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung gilt. Weitere Angaben machte sie auf Anfrage am Freitag nicht.
FIFA: Wir kooperieren mit Bundesanwaltschaft
Die FIFA gibt sich nach der Aufnahme von Ermittlungen gegen ihren Präsidenten Joseph Blatter wortkarg. In einer kurzen Stellungnahme schreibt die FIFA, dass am Freitagnachmittag in Zürich mehrere FIFA-Mitarbeiter von der Bundesanwaltschaft befragt worden seien. Zudem seien Dokumente sichergestellt worden.
Der Fussball-Weltverband betonte, dass er seit Ende Mai mit der Bundesanwaltschaft zusammenarbeitet und bislang alle Forderungen nach Dokumenten, Daten und anderen Informationen erfüllt habe. «Wir werden diese Zusammenarbeit während der Ermittlungen weiterführen», heisst es. Mit Verweis auf die laufende Untersuchung wollte die FIFA keine weiteren Kommentare abgeben. (awp/mc/pg)