Bern – Philipp Hildebrand soll OECD-Generalsekretär werden. Der Bundesrat schickt den ehemaligen Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ins Rennen um den Spitzenposten in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
«Die Schweiz hat mit Hildebrand die Chance, eine Schlüsselstelle in einer Organisation zu besetzen, die eine zentrale Rolle in der Weltwirtschaft innehat», sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin am Mittwoch vor den Bundeshausmedien in Bern. Hildebrand habe langjährige Erfahrung in Spitzenpositionen sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor in der Schweiz, aber auch auf internationaler Ebene.
«Die Schweiz ist mit der OECD seit ihrer Gründung verbunden. Sie verteidigt dieselben Werte wie die Organisation: eine offene und transparente Wirtschaft», sagte Parmelin weiter.
Heute sind acht Personen für den Posten vorgeschlagen. Auch die EU und die USA bewerben sich um das Amt. Die Wahlchancen für Hildebrand schätzt Parmelin jedoch als hoch ein – nicht zuletzt, weil die Schweiz zu den zwanzig Staaten zählt, die die Gründung der OECD 1961 vorantrieben.
Schlüsselrolle der OECD
Hildebrand dankte dem Bundesrat für sein Vertrauen. «Ich bin überzeugt, dass es für die Schweiz wichtig ist, diesen Posten zu besetzen», sagte er. Die OECD stehe vor grossen Herausforderungen, aber auch vor grossen Chancen.
«Der Klimawandel und die Digitalisierung führen dazu, dass sich unsere Wirtschaftsstrukturen fundamental ändern müssen», erklärte er. Das Rezept der Krisenbekämpfung der vergangenen Jahre, eine stetig aggressivere Geldpolitik, könne nicht mehr die Antwort auf diese Herausforderungen sein.
Es brauche einen weitgehenden strukturellen Umbau globaler Wirtschaftsstrukturen: «Keine Organisation ist besser strukturiert, diesen Wandel zu unterstützen als die OECD», sagte Hildebrand weiter.
Der amtierende Generalsekretär der OECD, Angel Gurría, hatte im Juli bekanntgegeben, dass er nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung steht. Er ist seit 2006 im Amt.
Affäre Hildebrand
Hildebrand war von 2010 bis 2012 Präsident der SNB. Er trat im Zuge der sogenannten Hildebrand-Affäre zurück. Ihm wurde Insiderhandel mit Devisen vorgeworfen, nachdem Bankunterlagen publik wurden. Ein Mitarbeiter der Bank Sarasin ging mit den Unterlagen zu Rechtsanwalt Hermann Lei. Lei gab die Unterlagen wiederum dem damaligen SVP-Nationalrat Christoph Blocher. Die Affäre zog weite Kreise. Die Staatsanwaltschaft verzichtete schliesslich auf ein Verfahren gegen Hildebrand, weil die umstrittenen Dollar-Transaktionen nicht gegen den Strafbestand des Insiderhandels verstiessen.
Heute ist Hildebrand Vizechef des weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock. «Blackrock schätzt und unterstützt Philipp Hildebrands Einsatz für die Schweiz und seine Bereitschaft, seinem Heimatland als Kandidat für das Amt des Generalsekretärs der OECD zur Verfügung zu stehen», teilte Tristan Hahn, Kommunikationsverantwortlicher von Blackrock Schweiz, mit.
Die Schweiz und die OECD
Die OECD ist eine internationale Organisation mit 37 Mitgliedstaaten. Ihr Ziel ist die Koordination der Wirtschafts- Handels- und Entwicklungspolitik ihrer Mitgliedstaaten. Die OECD berät etwa Regierungen und erstellt wirtschaftliche Leitlinien und Statistiken. Die Organisation wurde 1961 gegründet und hat ihren Sitz in Paris.
Die Vorgängerorganisation der OECD, die Organisation für Europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEF), koordinierte nach dem Zweiten Weltkrieg das europäische Wiederaufbauprogramm nach dem Marshall-Plan. (awp/mc/pg)