Bern – Für Gesundheitsminister Alain Berset ist die epidemiologische Lage «ermutigend, viel mehr aber nicht». Am Mittwochnachmittag gab er bekannt, der Bundesrat erhöhe den Kredit für die Beschaffung eines Covid-19-Impfstoffs um 100 auf 400 Millionen Franken.
Kurz zuvor, um die Mittagszeit, hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die neusten Zahlen vermeldet, 8270 neue Coronavirus-Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden. Am Dienstag waren es 5980 gewesen.
Die epidemiologische Lage bleibe auf hohem Niveau angespannt, sagte Gesundheitsminister Berset am Mittwoch vor den Bundeshausmedien. Die Herausforderung für das Gesundheitswesen, insbesondere die Spitäler, bleibe hoch. Manche Einrichtungen seien am Limit. Der Anstieg der Zahlen verlangsame sich aber.
Die Reproduktionsrate müsse deutlich unter 1 sinken, bevor die Lage sich entspannen könne. «Momentan sind wir etwa bei eins, hundert Personen stecken hundert Personen an», sagte Berset. Er habe den Eindruck, dass die Entwicklung der letzten Tage «ermutigend» sei, «viel mehr aber nicht».
Höchstwert und zusätzliches Spital
So vermeldete der Kanton Tessin am Mittwoch 482 Neuansteckungen innerhalb von 24 Stunden. Das ist der höchste registrierte Wert seit Beginn der Pandemie im Frühjahr. Und wie schon in der ersten Corona-Welle, schafft der Kanton Luzern auch jetzt in Nottwil ein zusätzliches Corona-Spital.
Für einen Covid-19-Impfstoff setze der Bund auf mehrere Hersteller, sagte Berset. Eine «verbindliche Reservierung» gebe es mit Biontech/Pfizer. Mit zwei weiteren Herstellern hat der Bund bereits Verträge abgeschlossen. Im August sicherte er sich 4,5 Millionen Impfdosen von Moderna und Mitte Oktober bis zu 5,3 Millionen Dosen von Astrazeneca.
Wann ein Impfstoff zur Verfügung steht, könne heute noch nicht gesagt werden, betonte Berset. Er hoffe sehr, dass dies nächstes Jahr der Fall sein werde. Das BAG geht indes davon aus, dass im ersten Halbjahr 2021 erste Impfungen in der Schweiz durchgeführt werden können.
Ärzte wünschen mehr Mitsprache
Die Vereinigungen Ärztenetze mediX und mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz wünschen, dass sie von offiziellen Stellen konsequent in die Planung und Umsetzung von Massnahmen zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie miteinbezogen werden.
Für die meisten Patienten seien sie nämlich die erste Anlaufstelle, heisst es in einem Positionspapier der beiden Vereinigungen, das am Mittwoch in der «Schweizerischen Ärztezeitung» veröffentlicht wurde.
Massnahmen des Bundesrates
Wie bereits im Frühling während der ersten Corona-Welle dürfen Arbeitgeber ihre Beitragsreserven, die sie in der beruflichen Vorsorge angespart haben, für die Bezahlung der Arbeitnehmerbeiträge verwenden. Dies hat der Bundesrat beschlossen.
Er wolle damit die wirtschaftlichen Folgen der Massnahmen gegen das Coronavirus für die Arbeitgeber abfedern, teilte der Bundesrat am Mittwoch mit. Die Massnahme soll es Arbeitgebern erleichtern, Liquiditätsengpässe zu überbrücken.
Der Bundesrat will auch sicherstellen, dass die Unternehmen in der Schweiz während der Corona-Pandemie ihre Innovationskraft aufrechterhalten können. Er beschloss die Lancierung eines entsprechenden Impulsprogrammes mit erleichterten Förderbedingungen.
Mit dem Impulsprogramm «Innovationskraft Schweiz» sollen KMU und Unternehmen mit maximal 500 Beschäftigten in den Jahren 2021 und 2022 finanziell unterstützt werden. Das gesamte Fördervolumen für alle Innovationsprojekte beträgt 226 Millionen Franken.
Der Bundesrat soll für Covid-Härtefälle in der Wirtschaft schweizweit mindestens eine Milliarde Franken bereitstellen. Das fordert der Berner Regierungsrat in seiner am Mittwoch publizierten Vernehmlassungsantwort. Die vorgesehenen 200 Millionen Franken reichten bei weitem nicht aus. Auch die Zentralschweizer Kantone forderten am Mittwoch mehr Bundeshilfe. (awp/mc/pg)