Bundesrat will bis 2050 eine klimaneutrale Schweiz

Klimawandel

(Photo by Markus Spiske on Unsplash)

Bern – Die Schweiz soll bis 2050 klimaneutral werden. Das will der Bundesrat. Er hat am Mittwoch auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse entschieden, das bisherige Ziel zu verschärfen.

Ab dem Jahr 2050 soll die Schweiz unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr ausstossen. Sie soll also nicht mehr Treibhausgase ausstossen, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Damit entspreche die Schweiz dem international vereinbarten Ziel, die globale Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, schreibt das Umweltdepartement (Uvek).

Einer Erhöhung des Ziels hatte der Bundesrat im Grundsatz bereits zugestimmt, als er die Prioritäten der Schweiz für die Uno-Generalversammlung festlegte, wie vergangene Woche bekannt wurde. Nun hat er sich für Netto-Null Emissionen bis 2050 entschieden, wie es auch die Gletscherinitiative fordert.

Im Interesse der Schweiz
«Wir müssen die Treibhausgasemissionen stärker und schneller eindämmen», sagte Umweltministerin Simonetta Sommaruga vor den Medien. Die Schweiz habe ein ureigenes Interesse daran. Ausserdem habe sie als innovatives Land beste Voraussetzungen dafür, das Ziel zu erreichen.

Mit dem Entscheid schaffe der Bundesrat Klarheit und Planungssicherheit. Auch der Ruf der Schweiz profitiere davon, sie werde so als klimafreundliches Land wahrgenommen.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse
Nach den bisherigen Plänen sollte der CO2-Ausstoss bis 2050 gegenüber 1990 um 70 bis 85 Prozent sinken. Grund für die Anpassung des Ziels ist ein Bericht des Uno-Klimabeirats (IPCC) von letztem Oktober.

Der IPCC zeigte auf, dass bereits ab einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad mit gravierenden Veränderungen der Ökosysteme gerechnet werden muss – und dass eine Emissionsbilanz von Netto-Null wesentlich früher erreicht werden muss, um einen stärkeren Anstieg zu verhindern.

Im Gleichschritt mit anderen Ländern
Der Bundesrat beauftragte daraufhin das Bundesamt für Umwelt, die langfristigen Klimaziele zu prüfen. Mit dem neuen Ziel reihe sich die Schweiz in eine Vielzahl von Ländern ein, die dasselbe Ziel anstrebten, hält das Uvek fest.

Die Schweiz sei vom Klimawandel besonders betroffen, da die Temperaturen hier doppelt so stark stiegen wie im weltweiten Durchschnitt. Sommaruga erinnerte an den vergangenen Juli, der weltweit der heisseste seit Messbeginn war.

Klimastrategie bis Ende 2020
Bis Ende 2020 wird das Uvek nun die Klimastrategie 2050 erarbeiten. Alle Länder, die das Klimaabkommen von Paris unterzeichnet haben, müssen bis Ende 2020 beim Uno-Klimasekretariat langfristige Klimastrategien einreichen. Daraus dürften sich auch Massnahmen ableiten.

Über solche hat der Bundesrat noch nicht entschieden. Ein Teil der Emissionen könnte weiterhin im Ausland reduziert werden. Sommaruga gab auf entsprechende Fragen allerdings zu bedenken, dass dies immer schwieriger und teurer werde, weil mit dem Abkommen von Paris alle Staaten ihren Ausstoss reduzieren müssten.

Potenzial vorhanden
Die Umweltministerin zeigte sich ausserdem überzeugt, dass es in der Schweiz noch Potenzial gibt. Sie erinnerte daran, dass beispielsweise immer noch neue Ölheizungen eingebaut werden.

Mit den heute bekannten Technologien und dem Einsatz erneuerbarer Energien könnten die CO2-Emissionen in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Industrie um bis zu 95 Prozent gesenkt werden, schreibt das Uvek. Auch in der Landwirtschaft gebe es Verminderungspotenzial.

Neue Technologien
Zum Ausgleich der verbleibenden Emissionen sollen künftig neben den natürlichen CO2-Speichern wie Wäldern und Böden auch Technologien zum Einsatz kommen, die der Atmosphäre Treibhausgase entziehen und diese speichern. Die Schweizer Industrie und Forschung spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung solcher Emissionstechnologien, betont das Uvek.

Während der Bundesrat über die künftigen Technologien nachdenkt, beschäftigt sich das Parlament noch mit den konkreten Massnahmen der Klimapolitik bis 2030. Im Nationalrat war das revidierte CO2-Gesetz gescheitert. Der Ständerat wird in der Herbstsession darüber beraten. Nach dem Willen des Bundesrates und der Ständeratskommission sollen die Treibhausgase bis 2030 gegenüber 1990 halbiert werden. Mindestens 60 Prozent der Verminderung soll im Inland geleistet werden. (awp/mc/pg)

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