Burckhardt verpasst selber gesetztes Umsatzziel
Marcel Pawlicek, CEO Burckhardt Compression. (Foto: Burckhardt Compression © SCANDERBEG SAUER PHOTOGRAPHY)
Winterthur – Der Kolbenkompressoren-Hersteller Burckhardt Compression ist im vergangenen Geschäftsjahr 2014/15 (per Ende März) erneut gewachsen, aber nicht so schnell wie selber erhofft. Der Ausblick für das laufende Jahr ist zurückhaltend optimistisch.
«Wo viel Sonne ist, ist immer auch ein wenig Schatten», sagte Burckhardt-Compression-CEO Marcel Pawlicek am Dienstag, als er das Geschäftsjahr 2014/15 Revue passieren liess. Er war sich somit bewusst, dass er für die Resultate nicht nur Beifall ernten würde. Tatsächlich kamen die Burckhardt-Papiere im Verlauf des Tages an der Börse stark unter Druck und schlossen um 9,3% tiefer als am Vortag.
So setzte das Unternehmen 2014/15 zwar die Wachstumsgeschichte fort, verfehlte beim Umsatz aber die selber formulierten Ziele. Konkret stieg der Umsatz um 6,4% auf 473,6 Mio CHF. Anfang Februar, also nur zwei Monate vor Ablauf des Geschäftsjahres, war noch ein Plus von 10% in Aussicht gestellt worden.
«Gewisse Unschärfe»
CFO Rolf Brändli begründete das Verpassen des Ziels mit einer gewissen Unschärfe, was Umsatzprognosen bei Burckhardt angehe. So werde ein Verkauf bei Burckhardt erst dann als Umsatz verbucht, wenn die Maschine die Fabrik tatsächlich verlassen habe und verschifft worden sei.
Als weiteren Grund für den Taucher der Aktie nannten Analysten den Ausblick, der zwar zuversichtlich sei, aber die Konsenserwartungen zum Teil enttäusche. So peilt das Management für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz oberhalb der Schwelle von 500 Mio CHF an – also ein Wachstum von mindestens 6%. Beim Bestellungseingang und den Gewinnmargen werden Ergebnisse auf Vorjahreshöhe angestrebt. Zum Teil hatten Analysten auch dabei mehr vom Winterthurer Industriekonzern erwartet.
Begründet wurde der Ausblick vom Management damit, dass sich nicht alle Märkte in bester Verfassung befänden. Insbesondere das direkt vom Ölpreis abhängige Fördergeschäft darbe. «Wenn sich der Ölpreis erholt, wird sich das wieder bessern», so der CEO. Entsprechende Projekte lägen in den Schubladen.
Marge höher als erwartet
So viel zum Schatten. Daneben zeigt der Jahresabschluss laut Pawlicek aber viel «Sonnenschein». So lag der Bestellungseingang (514,1 Mio CHF; -0,6%) zum zweiten Mal in Folge über der 500-Mio-CHF-Schwelle. Das sei somit eine «nachhaltige» Höhe, so der CEO.
Zudem entwickelte sich die EBIT-Marge besser als erwartet. Der EBIT nahm um 6,3% auf 74,6 Mio CHF zu, die entsprechende Marge sank nur minimal auf 15,7% – Analysten hatten einen Wert unter 15% erwartet. Der Reingewinn stieg um 6,9% auf 57,6 Mio CHF. Die Aktionäre sollen in den Genuss einer unveränderten Dividende von 10,00 CHF pro Papier kommen, was einer Ausschüttungsquote von 59,1% entspricht.
Service soll grösser werden
Mittelfristig hält das Management höhere Gewinnmargen für möglich. Am EBIT-Zielband von 15% bis 20% wird auf jeden Fall nicht gerüttelt. «Eine Marge im mittleren Bereich dieses Zielbands, also Werte von 17% bis 18%, sind realistisch», sagte CEO Pawlicek.
Eine Erklärung für das Festhalten am Margenziel sind die Erwartungen des Managements in das höhermargige Servicegeschäft. Laut dem CEO soll dieser Bereich in den nächsten Jahren stark wachsen. Es wird ein Umsatz von 250 Mio CHF angepeilt, was rund 10% des Weltmarktes entspreche. In den letzten Jahren wurde mit Servicedienstleistungen und Ersatzteilen ein Umsatz von rund 150 Mio CHF verbucht.
Wachsen will Burckhardt auch dank neuer Standorte. So wird Ende August die Fabrikation von Schiffsmotoren-Kompressoren in Südkorea gestartet. Zudem ist kürzlich der Spatenstich für ein Werk in Texas erfolgt, wo Produkte für die amerikanische Raffinerieindustrie gefertigt werden. Als nächstes Land sei Mexiko auf dem Radar, so Pawlicek. Ein Thema bleiben für das Management zudem Akquisitionen: «Wir haben verschiedene ‹Targets› gefunden», sagte der CEO. (awp/mc/pg)