Calida ist deutlich weniger profitabel und macht wegen Erlich-Verkauf Verlust
Sursee – Der Unterwäsche- und Lingerie-Hersteller Calida hat im ersten Halbjahr 2023 weniger umgesetzt. Auch die Profitabilität fiel deutlich schwächer aus. Unter dem Strich erleidet der Surseer Konzern wegen der Devestition von Erlich Textil einen klaren Verlust. Überraschend kommt dies nach der Gewinnwarnung vom Juni aber nicht.
Der Umsatz aus den fortgeführten Geschäftsbereichen sank von Januar bis Juni um 5,8 Prozent auf 160,2 Millionen Franken, wie Calida am Donnerstag meldete. Währungsbereinigt lag das Minus bei 2,0 Prozent.
Der Betriebsgewinn (EBIT) aus den fortgeführten Geschäftsbereichen ging derweil überproportional um 10,6 Prozent auf 8,2 Millionen Franken zurück. Die entsprechende Marge sank damit auf 5,1 Prozent von den rekordhohen 11,1 Prozent aus dem Vorjahr.
Unter Einbezug der Wertberichtigung durch den geplanten Verkauf der deutschen Online-Marke Erlich Textil stand am Ende ein Verlust von 15,1 Millionen Franken zu Buche. Im Vorjahr war es noch ein Gewinn von 28,0 Millionen Franken.
Enttäuschung mit Ansage
Überraschend kommt der Verlust aber nicht. Calida hatte Mitte Juni einen tieferen Umsatz und bereinigten EBIT angekündigt. Auch das Verbuchen der Wertberichtigung wegen der Erlich-Devestition noch im ersten Halbjahr war bereits kommuniziert worden.
Bei diversen Calida-Marken lief es nicht nach Wunsch. Allen voran enttäuschte die auf E-Commerce und Nachhaltigkeit spezialisierte deutsche Unterwäschemarke Erlich. Entsprechend steht diese seit Mitte Juni auch im Schaufenster. Einen Käufer präsentierte Calida aber noch nicht.
Auch im Möbelgeschäft Lafuma Mobilier und bei der Lingerie-Marke Aubade gingen die Umsätze nach einer starken Wachstumsphase zurück. Zulegen konnten dagegen die Kernmarke Calida und die übernommene US-Marke Cosabella. Aber auch bei Cosabella blieben die Verkäufe hinter den Erwartungen zurück.
Ziele weiter auf dem Prüfstand
Mit Blick nach vorne rechnet Calida weiter mit einem anspruchsvollen Umfeld. So geht das Management kurzfristig nicht von einer Aufhellung der Konsumentenstimmung aus. Der währungsbereinigte Umsatz und EBIT aus den fortgeführten Geschäftsbereichen werden weiter unter den Vorjahreswerten erwartet. Der Fokus liege nun auf einer höhere Profitabilität und einem hohen operativen Cashflow.
Die Wachstumsstrategie bis 2026 bleibt damit auf dem Prüfstand. Diese habe nicht die geplante Unternehmensentwicklung gebracht, sondern sich gar negativ auf die Finanzlage der Gruppe ausgewirkt. Bereits im Juni hatte der Wäschehersteller aus Sursee kommuniziert, die mittelfristigen Ziele in den kommenden Monaten einer «eingehenden Prüfung» zu unterziehen.
Die Ziele sehen eigentlich ein jährliches organisches Wachstum von 4 bis 6 Prozent und eine EBIT-Marge von 10 Prozent vor. Zudem sollten die Aktionäre sich einer stetig steigenden Dividende erfreuen. Es bleibt abzuwarten, was davon künftig noch bleibt.
Noch kein neuer CEO
Eine definitiven CEO-Nachfolge präsentiert Calida weiter nicht. Seit Anfang Juli hat mit Felix Sulzberger interimistisch ein alter Bekannter das Steuer in der Hand. Der gebürtige Berner war bereits von 2001 bis 2016 Calida-Chef. Eine definitive Nachfolge werde zu gegebener Zeit präsentiert, hiess es.
Derweil meldet Calida den Rücktritt der unabhängigen Verwaltungsrätin Patricia Gandji per sofort. Sie war seit der Generalversammlung 2022 im obersten Gremium bei Calida tätig. Nun tritt sie den Angaben zufolge aus persönlichen Gründen zurück. (awp/mc/ps)