Calida-CEO Reiner Pichler.
Sursee – Die Textilherstellerin Calida hat im ersten Semester 2016 sowohl Umsatz als auch Gewinn gesteigert. CEO Reiner Pichler setzt verstärkt auf organisches Wachstum statt auf Akquisitionen. Operativ werde das zweite Halbjahr dennoch schwierig, hiess es. Negative Vorverkäufe und zusätzlich notwendige Investitionen werden den Gewinn drücken, der nun schwächer als im Vorjahr ausfallen soll. Analysten zeigen sich daher kurzfristig enttäuscht. Die Aktien geben leicht nach.
Das erste Halbjahr 2016 sei neben den negativen Auswirkungen schlechter Witterungsbedingungen vor allem durch den Wechsel der operativen Führung geprägt gewesen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Pichler, der die Nachfolge des abgesetzten und aus dem Verwaltungsrat geworfenen Felix Sulzberger antrat, übernahm Anfang April die Funktion als CEO.
Solider Einstand für neuen CEO
«Wir arbeiten derzeit intensiv an einer Konkretisierung der Unternehmensstrategie, welche die Basis für nachhaltiges organisches Wachstum der gut positionierten Marken der Calida Gruppe legen soll,» so Pichler. Dieser Prozess werde im Herbst abgeschlossen. Der Einstand von Pichler bei Calida war schon einmal solide: Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr 2016 um 6,4% auf 178,9 Mio CHF. Währungsbereinigt lag das Plus bei 3,3%. Das operative Betriebsergebnis (EBIT) fiel im Vergleich zum sehr tiefen Vorjahreswert mit 4,9 Mio CHF gar um 42% höher aus, heisst es weiter.
Unter dem Strich erwirtschaftete die Bekleidungsgruppe einen Reingewinn von 3,5 Mio CHF. In der Vorjahresperiode hatte der Überschuss wegen negativen Währungseffekten nur 0,7 Mio betragen. Mit diesem Zahlenkranz wurden die Erwartungen der Analysten erfüllt und teilweise sogar übertroffen.
Unterschiedliche Entwicklung der Marken
Die fünf Markendivisionen der Calida Gruppe hatten unterschiedlichen Einfluss auf den Geschäftsgang. Neben der Millet Division, die mit einem Umsatzplus von 11% auf 40,1 Mio EUR die grösste Umsatzsteigerung aufweist, sind es insbesondere die Stammmarke Calida und die Gartenmöbel-Marke Lafuma, welche die Nettoverkaufserlöse um 3,5% bzw. 8,8% steigerten.
Dem stehen die beiden Divisionen Oxbow und Aubade gegenüber. Die beiden mussten Umsatzeinbussen von 5,5% bzw. 4,2% hinnehmen. Oxbow erwirtschaftete dabei noch einen Nettoverkaufserlös von 12,9 Mio EUR und Aubade brachte es auf insgesamt 25,3 Mio EUR.
Gleicher Umsatz – weniger Gewinn
Für das laufende Geschäftsjahr gibt sich das Unternehmen trotz soliden Halbjahreszahlen zurückhaltend und rechnet unter der Annahme einer stabilen Währungssituation mit stabilen oder leicht rückläufigen Umsätzen. 2015 setzte Calida noch 359 Mio CHF um. Aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten sowie der daraus resultierenden allgemein schwachen Konsumentenstimmung werde sich «die Geschäftsentwicklung der Calida Gruppe im zweiten Halbjahr sehr herausfordernd gestalten», heisst es dazu.
Bezüglich Gewinnerwartung geht Calida zudem aufgrund von Investitionen «kurzfristig von einem negativen Einfluss auf die Ertragslage aus». Dementsprechend sei mit einem Jahresergebnis zu rechnen, das leicht unter dem Vorjahr liegen werde. Mit den erwähnten Investitionen verfolgt Calida nach eigenen Angaben das Ziel, das Profitabilitätsniveau zu halten und gezielt den Key Account Bereich sowie die Internationalisierung der Marken voranzutreiben.
Strategieanpassung soll Besserung bringen
Im Handel gingen die Titel der Calida Gruppe mit einem Minus von 1,0% aus dem Handel. Analysten zeigen sich nach der Anpassung der Guidance bezüglich Gewinnerwartungen kurzzeitig ernüchtert. Die ZKB anerkennt zwar, dass Umsatz und Gewinn leicht über Erwartung ausgefallen sind, moniert jedoch, dass der Ausblick nun somit «etwas enttäuschend» ist.
Vontobel bewertet den Zahlenkranz ebenfalls als über den Erwartungen liegend. Die Bank sieht jedoch keine Entspannung der schwierigen Wirtschaftslage und des eingetrübten Konsumentenverhaltens im zweiten Halbjahr. (awp/mc/upd/pg)