CEO Schwab: Die sda ist keine Nonprofit-Organisation

Markus Schwab

Markus Schwab, CEO SDA. (Foto: KEYSTONE/Christian Beutler)

Bern – Die Schweizerische Nachrichtenagentur sda sei eine private, gewinnorientierte Aktiengesellschaft, sagt CEO Markus Schwab in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Von Landesversorgung zum Nulltarif könne keine Rede sein.

«Wieso kommt man auf die Idee, dass wir eine Verpflichtung für einen Service public haben?», sagte Schwab. Die sda sei keine Nonprofit-Organisation, sondern eine Firma, die das Ziel habe, angemessene Gewinne zu machen. Damit sei die  sda «nur ihren Aktionären etwas schuldig». Der in einer sda-Broschüre aus dem Jahr 2008 festgehaltene Grundsatz, dass das Unternehmen nicht gewinnorientiert sei, weist Schwab zurück. Das sei nicht mehr gültig. «In den sda-Statuten steht davon nichts», sagte der CEO.

Auch den geplanten Bundesbeitrag von 2 Mio CHF aus den Gebührengeldern an die sda sieht Schwab nicht als Subvention, sondern als Leistungsauftrag. «Wir sind frei zu entscheiden, ob wir ihn annehmen». Möglicherweise rechne sich dieser Auftrag gar nicht.

Fusion mit Keystone
Die sda weise für 2017 ein Defizit aus und er rechne für 2018 mit einem Fehlbetrag von 3,1 Mio. Grund dafür seien Tarifsenkungen und weil die Kunden weitere Leistungen nicht mehr abonniert hätten. Ausserdem verursachten «die Kosten der Redaktion» «seit Jahren ein strukturelles Defizit».

Er könne doch «nicht mit einem strukturellen Loch in eine Fusion» gehen. Das sehe der Verwaltungsrat genau gleich. Ende Oktober hatten die sda und die Bildagentur Keystone ihre Fusion bekannt gegeben. Diese muss noch von der Wettbewerbskommission Weko genehmigt werden.

Er habe bisher die Tochtergesellschaften und die Service-Abteilungen der sda geleitet, sagte Schwab. Erst nach dem Abgang des Chefredaktors im letzten Herbst sei ihm klar geworden, dass «viel mehr im Argen lag, als man dachte». Und er sei ziemlich «perplex über die aggressive Stimmung» gewesen, die ihm entgegen geschlagen habe.

Arbeitsgruppen nach Restrukturierung
Die Nachrichtenagentur sda hatte am 8. Januar angekündigt, eine umfassende Reorganisation vornehmen zu müssen. Obwohl sie die Verträge mit den wichtigsten Kunden erneuern konnte, rechnet sie wegen des grossen Preisdrucks mit einem Einbruch des Umsatzes.

Von 150 Redaktionsvollzeitstellen sollen rund 36 wegfallen, insgesamt sind über 80 Personen betroffen. Abgebaut werden unter anderem die Wirtschafts-, die Ausland- und die Kulturredaktion. Dazu, wie die sda in Zukunft aussehen soll, sollen nach der erfolgten Reorganisation Arbeitsgruppen Vorschläge erarbeiten, sagte Schwab. «Wir orientieren uns an den Wünschen der Kunden».

Die Belegschaft hatte auf die Kürzungen vergangene Woche in Bern mit einem Warnstreik reagiert. Zwischen 14 und 17 Uhr war im deutsch- und französischsprachigen sda-Dienst nur ein Notdienst in Betrieb. Die italienischsprachige Redaktion sendete bis 17 Uhr gar keine Meldungen. (awp/mc/pg)

SDA

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