CH-Aussenhandel: Abschwächung auf breiter Front

Bern – Im April 2012 bremste die Entwicklung im schweizerischen Aussenhandel weiter ab, gingen doch die Aus- und Einfuhren nominal um je 5 % zurück. Exportseitig wiesen nahezu alle Absatzgebiete ein Minus auf. Die Handelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 1,3 Mrd. Fr., wie die Eidg. Zollverwaltung (EVZ) am Donnerstag mitteilte. 

Im April 2012 erlitten 8 der 10 wichtigsten Exportbranchen einen Absatzrückgang. Nur gerade die Uhrenindustrie sowie die Chemisch-Pharmazeutische Industrie vermochten sich in der Pluszone zu halten. Allerdings verlor die Uhrenbranche gegenüber der bisherigen, sehr dynamischen Entwicklung merklich an Schwung.

Exporteinbruch bei Papier- und Grafischen Industrie
Besonders massiv nahmen die Lieferungen der Papier- und Grafischen Industrie (- 27 %) ab. Aber auch die Nummer 2 der Exportbranchen, die Maschinen- und Elektronik-industrie, verlor einen Sechstel ihres letztjährigen Umsatzes. Mit wenigen Ausnahmen – wie die Pumpen und Kompressoren – schrieben hier alle Subgruppen rückläufige Verkäufe, besonders aber die Textilmaschinen (- 39 %) sowie die Kraftmaschinen (- 22 %).  Um rund je 13 % sanken ferner die Exporte der Kunststoff-, der Textil- und der Metallindustrie. Vergleichsweise moderat fiel das Minus bei der Nahrungs- und Genussmittelindustrie aus. Hier stieg einzig der Versand von Getränken (+ 16 %). Leicht über dem Vorjahres-ergebnis lagen die Ausfuhren der Chemisch-Pharmazeutischen Industrie. Für das Plus zeichneten sich fast nur die Immunologischen Produkte ( + 23 %) verantwortlich. Dagegen sanken u.a. die Ausfuhren von Farbkörpern (- 11 %) und Medikamenten (- 4 %).

Nur Afrika im Plus  
Mit Ausnahme Afrikas (+ 21 %) gingen die Exporte nach allen Kontinenten zurück. Am kräftigsten sanken die Auslieferungen nach Ozeanien (Australien – 23 %). Auch die Exporte nach Europa verringerten sich deutlich (EU: – 7 %). Hier brachen die Ausfuhren nach Irland gleich um 70 % ein (Chemikalien/Pharmazeutika). Der Versand nach Tschechien sank um einen Viertel und jene ins Vereinigte Königreich um einen Sechstel. Zu nennen sind ferner Italien und Frankreich mit einem Minus von 10 %.

Die Exporte nach Asien nahmen insgesamt um 2 % ab. Auffallend hier das Absatzminus in China (- 23 %; Maschinen) und Indien (- 21 %). Demgegenüber stiegen die Ausfuhren nach Singapur um 28 % und jene nach Japan um 24 % (beide Chemikalien/Pharmazeutika). Um einen Zehntel erhöhte sich der Versand nach Hongkong. Nur knapp unter dem Vorjahresniveau lagen die Exporte nach Nordamerika (USA: – 3 %, Kanada: + 14 %) sowie jene nach Lateinamerika (Brasilien: – 13 %).

Importe: Halbfabrikate – 9 %, Energieträger + 9 %   
Mit Ausnahme der Energieträger (+ 9 %; grösstenteils preisbedingt) waren die Importe in allen Hauptgruppen rückläufig. Besonders deutlich verringerte sich die Nachfrage nach Rohstoffen und Halbfabrikaten. Im Bereich der Rohstoffe und Halbfabrikate zog vor allem der (auch teilweise preisbedingt) hohe Rückgang bei den Chemikalien (- 15 %; – 133 Mio. Fr.) und Metallen (- 15 %; – 120 Mio. Fr.) das Gruppenergebnis tief nach unten. Immerhin legten die Importe von Uhrenteilen um einen Fünftel zu.

Der Einfuhrrückgang bei den Investitionsgütern traf eine breite Güterpalette. Besonders kräftig sanken indes die Importe von Nutzfahrzeugen (- 17 %; Verkehrsflugzeuge) und Fabrikationsmaschinen (- 15 %). Als eine der wenigen verzeichneten die Bezüge von Übermittlungsgeräten einen Anstieg. Facettenreich verlief indes die Entwicklung im Bereich der Konsumgüter. Hier beeinflusste das kräftige Minus bei den Arzneiwaren (- 15 %; – 370 Mio. Fr.) das Gesamtergebnis erheblich. Die Mehrheit der Subgruppen wies nämlich eine Nachfragesteigerung aus, so namentlich die Personenautos (+ 6 %; Stück: + 5 %), Bijouterie und Juwelierwaren (+ 10 %) sowie Unterhaltungselektronik (+ 15 %).

Libysche Erdölschleusen wieder offen 
Gegenläufig zeigte sich die Importentwicklung nach Kontinenten. Deutlich im Minus standen die Einfuhren aus Lateinamerika (- 10 %) sowie jene aus Europa (EU: – 9 %). Hier sackten namentlich die Bezüge aus Österreich, den Niederlanden (je – 28 %) sowie Irland (- 22 %) ab. Rückläufig waren zudem die Importe aus Nordamerika (- 3 %). Dagegen verdoppelten sich die Importe aus Afrika (Erdöl aus Libyen; + 127 Mio. Fr.) innert Jahresfrist. Um insgesamt 15 % legten die Einfuhren aus Asien zu. Dabei stiegen die Bezüge aus China (+ 66 %) und Taiwan (+ 38 %) massiv. Hingegen sanken die Importe aus Japan um 6 %.

Konjunkturelle Entwicklung  
Im April 2012 beliefen sich die Exporte auf 15,2 Mrd. Fr. Saisonbereinigt (Vormonatsvergleich) resultierte zum zweiten Mal in Folge nominal und real ein Rückgang. Damit weisen die Exporte nun eine leicht sinkende Tendenz auf. Die Preise der exportierten Güter sanken innert Jahresfrist um 1,1 %. Ohne die Pharmasparte betrug der Preisabschlag 1,4 % (real:   – 3,5 %).  Die Importe betrugen 13,9 Mrd. Fr. Aufgrund der wechselhaften Entwicklung in den letzten Monaten lässt sich derzeit saisonbereinigt keine klare Tendenz bei den Importen ausmachen. Die Preise der eingeführten Waren sanken um relativ hohe 3,2 %. Ohne die Preisentwicklung bei den Pharmazeutika resultierte ein Rückgang von 1,5 % (real: – 3,2 %). (EVZ/mc/ps)

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