Pfäffikon SZ – Die Übernahme von Charles Vögele kommt zügig voran. Der Bekleidungskonzern gehört bereits zu rund 83 Prozent der italienischen Investorengruppe rund um den Modekonzern OVS. Das teilte die Schweizer Textilkette am Donnerstag mit.
Die Angebotsfrist lief bis am Mittwoch, wie es am Donnerstag zum provisorischen Zwischenergebnis hiess. Die definitiven Zahlen sollen am kommenden Dienstag veröffentlicht werden. Insgesamt wurden den als Sempione Retail firmierenden Käufern 78,4% der Charles-Vögele-Aktien angedient. Das entspricht rund 7,1 Mio Aktien.
Zudem holten sich die Käufer gut 127’000 Aktien von der Börse oder ausserbörslich. Zusammen mit den bei Ablauf der Angebotsfrist von den Käufern und Charles Vögele gehaltenen Aktien besassen die Italiener am Mittwoch 82,62% der Stimmrechte und des Kapitals des Schweizer Modehauses.
Sie boten 6,38 CHF pro Wertpapier. Mit der erzielten Beteiligung ist die Übernahmebedingung einer Mindestkontrollquote von 70% erfüllt.
Aus für den Namen Charles Vögele
Charles Vögele führt am 2. Dezember in Pfäffikon SZ noch während der Nachfrist für das Übernahmeangebot eine ausserordentliche Generalversammlung durch.
Dabei sollen drei Vertreter von Sempione Retail in den Verwaltungsrat gewählt werden – auch das eine Bedingung der Käufer. Der Vollzug der Übernahme wird für den 16. Dezember 2016 erwartet. Danach sollen die Aktien an der Schweizer Börse dekotiert werden.
Charles-Vögele-Chef Markus Voegeli rechnet nach der Übernahme nicht mit einem Kahlschlag bei den über 6000 Beschäftigten. Wenn schon, werde es einen Personalabbau bei der Zentrale in Pfäffikon geben, sagte er unlängst in einem Interview. Die 163 Filialen seiner Modekette würden im Lauf des Jahres 2017 auf OVS umgestellt. Damit verschwindet nach über 60 Jahren der Name Charles Vögele.
Zweiter Anlauf für OVS
Sempione Retail besteht aus OVS und zwei Investoren. Der Anteil des Modekonzerns beläuft sich dabei auf 35%. Die Vögele-Übernahme ist der zweite Expansionsversuch des früher Oviesse genannten Konzerns in der Schweiz. 2001 vereinbarten Oviesse und Globus, dass der italienische Konzern 35 der 60 ABM-Filialen übernehmen sollte.
Erfolgreich war Oviesse damit jedoch nicht, unter anderem weil der italienische Konzern den schwedischen Konkurrenten H&M unterschätzte. Bereits 2004 brach Oviesse seine Zelte in der Schweiz wieder ab.
Dieses Mal ist OVS allerdings zuversichtlich. Oviesse sei nicht mit OVS von heute zu vergleichen, erklärte Konzernchef Stefano Beraldo. In Italien stieg OVS zur Nummer eins im Modegeschäft auf und überholte dabei Benetton. Nach Angaben Beraldos wächst sein Geschäft schneller als das der zwei wichtigsten Konkurrenten H&M und Inditex mit den Zara-Läden. (awp/mc/upd/ps)