ChemChina verlängert Angebotsfrist für Syngenta
Basel – Der chinesische Chemiekonzern ChemChina gibt den Aktionären von Syngenta mehr Zeit für die Annahme des Übernahmeangebots. Die Angebotsfrist werde nun ein drittes Mal verlängert und laufe nun bis zum 8. November 2016. Das 43 Mrd USD schwere Kaufangebot wurde zuvor bereits zweimal verlängert, weil noch nicht alle Genehmigungen von Aufsichtsbehörden vorliegen.
Ohne die erneute Verlängerung wäre die Frist am 13. September abgelaufen. ChemChina kündigte in einer Mitteilung vom Dienstag weitere Verlängerungen an, bis alle Genehmigungen vorliegen würden. ChemChina erwartet aber weiterhin, die Übernahme Ende Jahr abschliessen zu können.
Die Angebotsbedingungen blieben derweil unverändert: ChemChina bietet für das Basler Agrochemie-Unternehmen 465 USD je Aktie zuzüglich einer Sonderdividende von 5 CHF je Aktie. Bis zum 2. September seien den Chinesen rund 17,9 Mio Anteile inklusive American Depositary Shares (ADSs) angedient worden. Syngenta hat mehr als 92 Millionen Aktien ausstehend. Bedingung für das Zustandekommen der Übernahme ist, dass ChemChina mindestens 67% der Anteile angedient werden.
Verzögerung bis 2017?
Am Dienstagmorgen notiert der Aktienkurs von Syngenta an der Schweizer Börse mit einem Abschlag von 0,1% bei 432,10 CHF und damit weiterhin unter der ChemChina-Offerte. Diese liegt zu aktuellen Wechselkursen bei rund 461 CHF je Anteilsschein.
Bernstein-Analyst Jeremy Redenius veranschlagt die Wahrscheinlichkeit für ein Zustandekommen des Deals auf hohe 95%, da die wichtige US-Behörde CFIUS der Übernahme unlängst zugestimmt habe. Die stark positive Kursreaktion seither veranlasst den Analysten jedoch, seine Einstufung für die Syngenta-Aktien auf «Marketperform» von «Outperform» zu senken. Sein um sieben Franken auf 452 CHF erhöhtes Kursziel gebe nur noch wenig Aufwärtspotenzial, begründet er seinen Schritt.
Vorbehalte hat Redenius hingegen mit Blick auf die Ankündigung, die Transaktion solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Er gehe vielmehr von einer Verzögerung bis ins kommende Jahr aus. So hätten etwa ChemChina und die Syngenta ihren Antrag bis heute noch nicht offiziell bei der Europäischen Kommission eingereicht.
Und die erste Phase der Überprüfung durch die EU-Kommission nehme 25 Arbeitstage in Anspruch; die Phase 2 sogar 90 Arbeitstage. Deshalb könnte sich die Prozedur bis in das Jahr 2017 hineinziehen. Als finale Deadline, das sogenannte «drop-dead Datum» des Angebots, hat ChemChina den 30. Juni 2017 genannt, erinnert Redenius.
Was passiert bei Dow/DuPont?
Als mögliche Quelle für weitere Verzögerungen ortet der Bernstein-Analyst die geplante Fusion zwischen den Agrochemie-Mitbewerbern Dow Chemical und Dupont. Deren Überprüfung durch die EU-Kommission sei nun in Phase 2, und eine vorläufige Entscheidung sei erst für den 11. Januar 2017 versprochen worden. Daher müsse der Prüfungsausschuss ChemChina/Syngenta jeweils Annahmen treffen über das Ergebnis der Prüfung bei Dow/DuPont. Das sei aber eher schwierig, merkt Redenius an.
Im Dezember hatten Dow Chemical und Dupont verkündet, über einen Zusammenschluss zu verhandeln. Nach der Fusion der US-Konzerne soll der neue Gigant dann in drei einzelne und jeweils börsennotierte Unternehmen für Spezialchemikalien, Kunststoffe und Agrarchemikalien aufgespalten werden. Fazit: Das globale Geschäft rund um Saatgut und Pflanzenschutzmittel steht vor gewaltigen Umwälzungen. (awp/mc/ps