Chronext will mit Börsengang international durchstarten
Zug – Mit Chronext wagt nach Polypeptide und Montana Aerospace das nächste Unternehmen den Sprung an die Schweizer Börse. Der Onlinehändler von Luxusuhren will mit diesem Schritt seine Marke bekannter machen und mit dem frischen Geld in die USA und nach Asien expandieren.
Das am Freitag von Chronext angekündigte sogenannte IPO (Initial Public Offering) hatte sich abgezeichnet. Bereits vor Monaten wurde in den Medien darüber spekuliert. Chronext will seine Aktien noch in diesem Jahr an die Schweizer Börse SIX bringen.
Die Börsenpläne haben die Zuger nur vage skizziert: Geplant ist eine Kapitalerhöhung im Umfang von 250 Millionen Franken. Die neuen Aktien und möglicherweise auch solche von bestehenden Aktionären sollen interessierten Anlegern aus dem In- und Ausland angeboten werden.
Breites Know-how
Mit Chronext erhält die Schweizer Börse Zuwachs aus der Techbranche mit Bezug zur Luxusgüterindustrie. Auf der 2013 von Geschäftsleiter Philipp Man und Ludwig Wurlitzer gegründeten Internetplattform werden Uhren von insgesamt 49 Marken angeboten, darunter von Grössen wie Rolex, Omega oder Breitling.
Der Börsenaspirant beschäftigt rund 120 Mitarbeitende. Nebst Softwareexperten sind dies auch Uhrmacher, die die exklusiven Zeitmesser prüfen und in Schuss bringen, bevor sie online angeboten werden.
Zudem hat sich Chronext Know-how in den Verwaltungsrat geholt: Anfang September stiess mit Kristiina Leppänen eine Finanzexpertin dazu. Im Gremium sitzen auch der frühere Facebook-Marketingchef Gary Briggs oder die ehemalige Tiffany-Markenchefin Daniella Vitale, während der frühere Richemont-Manager Norbert Platt die Firma berät.
Mit dieser geballten Experten-Kraft will Chronext im wachsenden Uhren-Onlinegeschäft durchstarten. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz der Firma erstmals über die Marke von 100 Millionen Euro geklettert und 2021 rechnet das Management mit einem weiteren Umsatzsprung von 40 Prozent.
Die noch stark auf Europa ausgerichtete Plattform soll künftig in den USA und in Asien Fuss fassen, wie Chronext-Chef Man im Gespräch mit AWP erklärte. Das Geld aus dem Börsengang werde dort wohl auch in Zukäufe gesteckt. Ausserdem sollen die Technologieplattform weiterentwickelt und neue Abholstandorte eröffnet werden.
IPO-Karussell dreht schneller
Mit Chronext steht in diesem Jahr das dritte IPO an der Schweizer Börse auf dem Programm. In der ersten Jahreshälfte haben das schwedische Pharmaunternehmen Polypeptide und der Flugzeugzulieferer Montana Aerospace ihre Aktien an der SIX kotieren lassen.
Und es dürften weitere Börsengänge folgen: Im August kündigte die Medizintechnikfirma Skan ein IPO fürs vierte Quartal an. Zudem ranken sich auch um den Mobilfunker Salt IPO-Gerüchte, während der Zürcher Laufschuhhersteller On mit Botschafter Roger Federer die New Yorker Börse als geeignetes Parkett ausgewählt hat und der Agrochemiekonzern Syngenta eine Kotierung an der Börse Shanghai anstrebt. (awp/mc/pg)