Cicor wechselt Führungsspitze aus

Cicor wechselt Führungsspitze aus
Alexander Hagemann wird neuer CEO bei Cicor. (Foto: Schaffner)

Boudry – Die Industriegruppe Cicor organisiert sich vollkommen neu und wechselt das Top-Management fast vollständig aus bzw. schafft es ab. Der CEO und die Leiter der beiden Unternehmensdivisionen müssen gehen. Mit Alexander Hagemann wird der langjährige Schaffner-CEO Nachfolger von Jürg Dübendorfer an der Spitze des Unternehmens. Hintergrund sind die schwachen Halbjahreszahlen.

Das Unternehmen will mit den Massnahmen die Führungsstruktur vereinfachen, die Effizienz der Prozesse verbessern und die Verantwortlichkeiten klarer regeln. «Wir haben eine komplette Management-Ebene herausgenommen», sagte Verwaltungsratspräsident Heinrich J. Essing an einem Call für Investoren. Damit wolle man die Entscheidungswege zu den Kunden deutlich verringern. «Es hat jeweils einfach zu lange gedauert, bis ein Entscheid getroffen wurde.»

Laut Essing hat der Verwaltungsrat «einstimmig» beschlossen, das Management so umfassend auszuwechseln. CEO Dübendorfer sowie die zwei Divisionsleiter Jürgen Steinbichler und Erich Trinkler, deren Positionen abgeschafft werden, sind bereits weg. Weitere Details dazu wollte Essing allerdings nicht darlegen. Er liess aber durchblicken, dass die Halbjahreszahlen «alles andere als zufriedenstellend» und damit der Grund für den Wechsel gewesen seien.

Neuer CEO mit «breiter Erfahrung»
Der neue CEO Hagemann stösst bereits per Anfang September zum Unternehmen. Er verfüge über «breite Erfahrung» in der operativen Führung und einen «hervorragenden Leistungsausweis» im Aufbau und Wachstum von Geschäften, insbesondere auch in den für Cicor wichtigen Märkten in Asien und Nordamerika. Bis zu seinem Antritt in rund zwei Wochen übernimmt Finanzchef Patric Schoch interimistisch die CEO-Aufgaben.

VR-Präsident Essing gab sich am Call «sehr zuversichtlich», dass Cicor mit Hagemann an der Spitze erfolgreicher sein wird als die letzten Jahre. Das Unternehmen hat in den vergangenen zehn Jahren mehrere Male Verlust geschrieben und den Konzernchef diverse Male ausgewechselt.

Zum zukünftigen Führungsteam von Cicor gehören neben dem CEO auch der CFO sowie die Verkaufs-, Technologie- und Produktionsverantwortlichen. Damit würden die Markterfahrung und die operativen Kenntnisse auf eine breitere Basis gestellt, hiess es. Der Verzicht auf komplexe Matrixorganisationen und das direkte Einbinden der Führungspersönlichkeiten würden sich positiv auf den Erfolg auswirken, glaubt die Führungsriege.

Break even für Gesamtjahr angestrebt
Vorerst schreibt das Unternehmen aber noch rote Zahlen. Der Umsatz nahm im ersten Halbjahr 2016 zwar um 0,9% auf 92,9 Mio CHF zu und der Auftragseingang um 10,5% auf 109,0 Mio CHF. Der Betriebsgewinn (Stufe EBIT) sank allerdings deutlich auf 1,2 Mio von 3,4 Mio CHF, und unter dem Strich rutschte Cicor mit -0,6 Mio (VJ +0,6 Mio) in die roten Zahlen. Vor allem die (kleinere) Division AMS (Advanced Microelectronics & Substrates) musste unten durch und hat einen Umsatzrückgang von 18% und ein EBIT-Minus von 1,7 Mio CHF verzeichnet. Mit der Division ES (Electronic Solutions) zeigte sich Cicor hingegen zufrieden.

Für das zweite Halbjahr 2016 erwartet Cicor nun aber den Turnaround in der AMS-Division. Man habe vor allem im Bereich Medizinaltechnik mehrere Neukunden gewonnen, hiess es. Die neuen Aufträge sollten sich nun im zweiten Halbjahr und dann vor allem im Jahr 2017 positiv auf den Umsatz auswirken. Zudem sei im zweiten Halbjahr die Einführung einer neuen Technologie-Plattform für die Leiterplattenproduktion geplant.

Zudem soll der Auftragseingang im Gesamtjahr 2016 über 10% und der Umsatz «leicht» zulegen. Was das für die Gewinnebene heisst, formulierte CFO Schoch folgendermassen: «Wir erwarten im zweiten Halbjahr einen kleinen Gewinn und wollen im Gesamtjahr mindestens ‹break even› abschliessen.»

An der Börse kommen die News nicht besonders gut an: Die wenig liquide Cicor-Aktie verliert am frühen Nachmittag 5,5% auf 24,80 CHF. Der Börsengang von Cicor war im April 1998 zu 370 CHF pro Aktie. (awp/mc/pg)

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