Clariant-Ergebnis von Sondereffekten belastet
Muttenz – Der Jahresabschluss des Chemiekonzerns Clariant ist durch viele negative Einmaleffekte geprägt. Operativ haben sich die Muttenzer gut geschlagen, weshalb sie sich auch für schwächere wirtschaftliche Zeiten gewappnet sehen.
Wie Clariant am Donnerstag mitteilte, legte der Umsatz in 2022 um 19 Prozent auf 5,20 Milliarden Franken zu. In lokalen Währungen wären die Verkäufe gar um 24 Prozent höher gewesen. Preiserhöhungen trieben den Absatz um satte 17 Prozent.
Konzernchef Conrad Keijzer verwies an einer Telefonkonferenz auf die Fähigkeit des Konzerns, höhere Energie- und Rohstoffkosten mittels Preiserhöhungen vollumfänglich auszugleichen. Das stark spezialisierte Portfolio habe das ermöglicht.
Hohe Sonderbelastungen
Gleich drei Wertberichtigungen über 462 Millionen Franken verhagelten jedoch das Ergebnis. Dazu kamen Einmalaufwendungen von 40 Millionen für die Implementierung einer neuen Organisation. Oder anders ausgedrückt: Bei der Streichung verschiedener Management-Ebenen fallen rund 300 Jobs weg.
Der Verkauf des wenig rentablen Landölgeschäfts in Nordamerika etwa macht Clariant künftig zwar profitabler, führte aber zu einem Abschreiber von 233 Millionen.
Ärgern dürfte sich das Clariant-Management aber über eine Wertminderung über 220 Millionen Franken auf eine grosse Bioethanol-Anlage. Die Idee des Zukunftsprojekts: Aus Weizenstroh wird dank Enzymen von Clariant Biotreibstoff.
Doch was im kleinen Massstab gut funktioniert hat, harzt in der kommerziellen Grossanlage in Rumänien. Diese sollte seit Mitte 2022 unter Volllast laufen – tut sie aber nicht.
Nur dank Devestition mit Gewinn
Das hat die Bücher von Clariant auch im Tagesgeschäft belastet: Jeden Monat kostete die nicht rund laufende Anlage gut 7 Millionen an Betriebsgewinn, sagte Finanzchef Bill Collins. «Wir stehen aber weiterhin zu dem Projekt», betonte Firmenchef Keijzer.
Die Summe der Belastungen drückte den von Clariant für 2022 ausgewiesenen Gewinn um mehr als zwei Drittel auf noch 116 Millionen Franken. Ohne den Beitrag aus der Veräusserung des Pigments-Geschäft (210 Mio) wäre das Ergebnis gar tiefrot ausgefallen.
Die Aktionäre müssen aber deswegen nicht darben: Clariant schlägt der Generalversammlung vor, die Dividende um 2 auf 42 Rappen je Anteil zu erhöhen.
Denn Einmaleffekte ausgeklammert sieht die Sache besser aus: Den operativen Gewinn auf der Stufe EBITDA verbesserten die Muttenzer um 18 Prozent auf 893 Millionen Franken. Die entsprechende Marge lag mit 17,2 Prozent dennoch leicht unter dem Vorjahreswert von 17,4 Prozent.
Erholung ab H2 erwartet
Clariant rechnet nun in der ersten Jahreshälfte 2023 mit einem schwächeren wirtschaftlichen Umfeld, eine Erholung sei erst im zweiten Semester zu erwarten.
Dass die Abnehmermärkte zuletzt schwächelten, merkte Clariant am eigenen Leib: Im letzten Jahresviertel setzte der Konzern zwar 12 Prozent mehr um, dafür waren aber allein Preiserhöhungen verantwortlich. Die abgesetzten Volumen sanken um 1 Prozent. Viele Kunden bauten ihre Lagerbestände ab, statt neue Bestellungen zu platzieren.
In diesem Umfeld rechnet Clariant in 2023 mit einem Umsatz von rund 5 Milliarden Franken. Da Devestitionseffekte von 130 Millionen eingerechnet sind, bliebe der Umsatz damit in etwa stabil. Und weil sich die Situation bei der Bioethanol-Anlage zusehends verbessern sollte, rechnet Clariant auch mit einer höheren Profitabilität. (awp/mc/ps)