Basel – Der Chemiekonzern Clariant fusioniert mit der texanischen Huntsman. Gemeinsam kreieren sie das neue Unternehmen «HuntsmanClariant». Über einen Aktientausch soll ein «Merger of Equals» durchgeführt werde, wobei Clariant am neuen Unternehmen eine leichte Mehrheit hält. Die beiden Konzerne versprechen sich vom Zusammengehen eine Wertvermehrung für die Aktionäre sowie verbesserte Wachstumsmöglichkeiten in Schlüsselmärkten wie USA und China. Letztlich ist aber wohl vor allem der hohe Konsolidierungsdruck in der Branche für diesen Schritt entscheidend.
Die definitive Vereinbarung sei von den Verwaltungsräten der beiden Firmen unterzeichnet worden, teilten die beiden Unternehmen am Montag gemeinsam mit. Und die wichtigsten Aktionäre hätten allesamt Zustimmung zu diesem Deal signalisiert, wie Clariant CEO Hariolf Kottmann an einer Medienkonferenz erklärte. Die Transaktion über einen Aktientausch muss allerdings noch von den Aktionären beider Gesellschaften gebilligt werden. Vorbehältlich dieser Genehmigung wird der Abschluss der Fusion bis Ende 2017 erwartet.
Der globale Konzernsitz wird in der Schweiz sein, während der operative Sitz in the Woodlands in Texas angesiedelt wird. «Wir kreieren ein neues Unternehmen mit einer neuen Kultur», so Kottmann. Die Fusion mit Huntsman sei das Ergebnis einer längeren Evolutions-Phase.
Clariant hält knappe Mehrheit
Der Aktientausch sieht vor, dass die Huntsman-Aktionäre je Aktie 1,2196 HuntsmanClariant-Aktien erhalten, während jede ausstehende Clariant-Aktie zu einer HuntsmanClariant-Aktie wird. Die Clariant-Aktionäre werden am neuen Unternehmen 52% halten und Huntsman 48%. Der Wert des neuen Unternehmen wird auf rund 20 Mrd USD beziffert.
Operativer Chef des neuen Unternehmens wird Peter Huntsman, während Kottmann als VR-Präsident vorgesehen ist. Der Verwaltungsrat soll paritätisch besetzt werden, wobei ein Sitz für Huntsman-Gründer John Huntsman vorgesehen ist.
Die gemeinsame Technologieplattform von HuntsmanClariant werde für die Aktionäre einen besseren Return bringen, so Kottmann zur Begründung für die Fusion. Ausserdem generiere das neue Unternehmen einen hohen Cashflow und verfüge über eine starke Bilanz. Peter Huntsman sieht in der Transaktion eine «starke industrielle Logik» und zeigt sich überzeugt, dass das Unternehmen schneller wachsen werde als der Gesamtmarkt.
Keine Fabrikschliessungen – Kein Stellenabbau in der Schweiz
Ob es Überschneidungen im Produktportfolio der beiden Unternehmen gebe, lässt sich laut Huntsman noch nicht konkret sagen, zuerst müsse der Deal weiter vorangetrieben werden. Die Schliessung von Fabriken sei indes nicht vorgesehen. Und Hariolf Kottmann, der designierte VR-Präsident, fügte an, dass in der Schweiz kein Stellenabbau geplant sei.
Huntsman und Clariant seien je alleine sehr starke Unternehmen und würden einander nicht brauchen, erklärte Huntsman weiter. Im Zusammenschluss sehe man aber eine grosse Chance. Laut Kottmann stand am Ursprung die Frage, wo die Unternehmen in fünf Jahren stehen wollen. Er verwies gleichzeitig auf den grossen Konsolidierungsruck in der Chemiebranche und meinte, dass Clariant alleine die kritische Grösse nicht erreicht hätte, auch nicht mit Übernahmen.
Das neue Unternehmen strebt eine Wertgenerierung von 3,5 Mrd USD an und will 400 Mio USD an jährlichen Kostensynergien erreichen. Peter Huntsman erklärte dazu, dass sich der Wert des Unternehmens dank der jährlichen Synergien über die Jahre um den genannten Betrag erhöhen sollte. Verbunden sind die Einsparungen mit Einmalkosten von bis zu 500 Mio USD.
Die Einsparungen solle unter anderem über den gemeinsamen Einkauf, in der Logistik oder bei externen wie internen Dienstleistungen erreicht werden. Die kombinierte adjustierte EBITDA-Marge von 17% für das Geschäftsjahr 2016 basiert auf einem gemeinsamen Umsatz von gut 13 Mrd USD.
An der Börse fand der Zusammenschluss gefallen. Clariant schlossen in einem freundlichen Gesamtmarkt 3,5% fester bei 21,59 CHF. Kritischer reagierten die Anleger in den USA: Die Anteile von Huntsman büssen bis dato 0,8% ein. (awp/mc/upd/ps)