Clariant-CEO Hariolf Kottmann. (Foto: Clariant)
Muttenz – Der Chemiekonzern Clariant hat im ersten Halbjahr 2016 mehr umgesetzt und verdient. Der Ausblick auf das laufende Jahr wird bestätigt, trotz eines nach Angaben des Unternehmens immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeldes.
Der Konzern weist für die Monate Januar bis Juni einen um 1% höheren Umsatz von 2,90 Mrd CHF aus, in Lokalwährungen wäre er um 3% gestiegen. Vor Einmaleffekten stieg der EBITDA um 6% auf 444 Mio CHF. Die entsprechende Marge lag bei 15,3% und damit um 0,8 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert, wie Clariant am Donnerstag mitteilte.
Konzernchef Hariolf Kottmann verwahrt sich jedoch dagegen, den Margensprung des ersten Semesters auf das gesamte Geschäftsjahr 2016 zu projizieren. Das Umfeld sei weiterhin nicht wirklich förderlich, erklärte er im Gespräch mit AWP. Unter dem Strich wies Clariant nach höheren Restrukturierungskosten einen Reingewinn von 128 Mio aus. Im Vorjahr hatte der Überschuss 143 Mio betragen, allerdings gestützt vom Erlös aus dem Verkauf des Energiespeichergeschäfts.
Der Geldfluss aus betrieblichen Aktivitäten wurde mit 208 Mio CHF mehr als verdreifacht. Es sei sein Ziel, diesen Vorsprung von 143 Mio auf das Vorjahresergebnis zu halten, sagte Finanzchef Patrick Jany.
China wieder mit Wachstum
Gewachsen ist Clariant in der Berichtsperiode vor allem in Lateinamerika und in der Region Middle East & Afrika, wo die Verkäufe in Lokalwährungen um 10% resp. 7% zunahmen. In Europa wuchsen die Umsätze um 1%, in Nordamerika gingen sie dagegen um 2% zurück. In der Region Asien wiederum nahmen die Umsätze um 2% zu.
Einen Lichtblick sieht das Clariant-Management in China. Dorthin habe das Unternehmen im zweiten Quartal 2016 erstmals seit sechs Quartalen wieder mehr verkauft. Finanzchef Jany zufolge wuchsen die Umsätze in China von April bis Juni um 3%. «Es gibt Anzeichen dafür, dass die Nachfrage wieder zunimmt», sagte der Finanzchef. Es sei jedoch noch zu früh, um eine Trendwende auszurufen.
Die Sparte Care Chemicals, zu der beispielsweise Zusatzstoffe für Produkte wie Waschmittel, Hygieneartikel und Kosmetika gehören, legte um 5% (Lokalwährung) zu. Der Bereich Plastics & Coatings, in dem Pigmente und Additive für Farben produziert werden, verzeichnete ebenfalls ein Umsatzplus von 5%.
Einen Umsatzrückgang von 9% in LW verzeichnete hingegen die Business Area Catalysis. Clariant zufolge sank die Nachfrage insbesondere in Asien wegen Projektverzögerungen. Die Umsätze bei Natural Resources stagnierten in Lokalwährungen, gingen in Schweizer Franken jedoch um 7% zurück. Vor allem die Geschäfte im Bereich «Oil and Mining Services» hätten unter dem tiefen Ölpreis gelitten.
Eine Grossakquisition steht bei Clariant nicht an, sagte CEO Kottmann zu AWP und widersprach damit Medienberichten aus der jüngsten Vergangenheit. «Wir sind unverändert an bolt-on-Akquisitionen interessiert», stellte er klar. Am liebsten würde Kottmann in den Bereichen Mining, Personal Care oder Katalysatoren zukaufen; dafür ausgeben will er bis zu 150 Mio CHF.
Guidance bestätigt
Der Ausblick für 2016 wird – trotz eines noch immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeldes – bekräftigt. Das Umfeld dürfte weiterhin von einer hohen Volatilität der Rohstoffpreise und Währungen geprägt sein. Es sei weiterhin «nicht wirklich förderlich», sagte Kottmann zu AWP.
Somit rechnet Clariant 2016 weiterhin mit einem nicht näher quantifizierten Umsatzwachstum in Lokalwährungen sowie einer Verbesserung der EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen. 2015 lag die genannte Marge bei 14,7%. Bestätigt wird auch das mittelfristige Ziel einer EBITDA-Marge vor Einmaleffekten von 16 bis 19%.
Die Clariant-Aktien sanken bis Börsenschluss um 3,6%, was aber laut Marktbeobachtern nicht alleine mit der (leichten) Ergebnisenttäuschung zu erklären ist. Ein guter Teil sei als Gewinnmitnahmen anzusehen, hätten doch die Papiere zuletzt einen guten Lauf gehabt. (awp/mc/pg)