Clariant kann starke Preiserhöhungen durchsetzen

Clariant-Standort Pratteln BL. (Foto: Clariant)

Muttenz – Der Chemiekonzern Clariant ist auf eine mögliche Gasmangellage in Deutschland vorbereitet. Dort betreibt das Unternehmen acht seiner 80 Produktionsstandorte weltweit. Den anziehenden Energie- und Rohstoffkosten erwehren sich die Muttenzer mit starken Preiserhöhungen.

In der Folge wies der Konzern für die Monate Juli bis September einen um (in Lokalwährungen) 27 Prozent höheren Umsatz von 1,31 Milliarden Franken aus. Dazu trugen höhere Verkaufspreise mit 18 Prozentpunkten den Löwenanteil bei.

«Unsere Kunden haben die Preiserhöhungen akzeptiert, was wir unserem Spezialitätenportfolio zu verdanken haben», sagte Konzernchef Conrad Keijzer am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Und zumindest bei den Rohstoff- und Logistikkosten dürfte das Schlimmste vorerst überstanden sein.

Inflationsspitze überwunden
«Es findet ein sequentieller Rückgang statt – die Inflationsspitze liegt wohl hinter uns», sagte der Clariant-Chef. So seien etwa die Preise für Propylen und Ethylen im dritten Jahresviertel erstmals seit Langem wieder gesunken. Sie lägen aber natürlich immer noch deutlich über dem Vorjahresniveau.

Mit den Preiserhöhungen konnte Clariant laut Keijzer den Anstieg der Rohstoffkosten sowie höhere Energie- und Logistikkosten vollständig ausgleichen. Dazu kamen Kosteneinsparungen, was sich in der Profitabilität niederschlug.

Der Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) nahm im dritten Quartal um 29 Prozent auf 220 Millionen Franken zu. Die entsprechende Marge stieg um 1,3 Prozentpunkte auf 16,8 Prozent. Analysten hatten vor allem gewinnseitig tiefere Werte erwartet.

Restrukturierungskosten voraus
Für das gesamte Jahr stellt Clariant nun einen Umsatz von 5,1 Milliarden Franken in Aussicht. Das ist etwas mehr, als die zuletzt versprochenen 5,0 Milliarden.

Auf Clariant kommen aber im letzten Quartal noch erhebliche Belastungen zu. So wird der Verkauf des nordamerikanischen Land-Oil-Geschäfts eine Wertberichtigung von rund 245 Millionen Franken nach sich ziehen. «Es war kein sehr profitables Geschäft», sagte der Clariant-Chef.

Dazu kommen Restrukturierungskosten in noch ungenannter Höhe. Diese fallen mit der neuen Firmenstruktur an – Clariant wird verschiedene Management-Ebenen eliminieren. Die Kosten dafür werden laut Keijzer «ganz erheblich» sein.

Genauere Details wird es aber erst mit den Jahreszahlen geben. «Zuerst wollen wird die Gespräche mit den betroffenen Angestellten führen», sagte der CEO.

Keine Sorge vor Gasmangellage
Relativ entspannt blickt Keijzer der «Gassituation» in Deutschland entgegen, wo das Unternehmen acht seiner 80 weltweiten Produktionsstandorte betreibt. Er glaube nicht, dass es zu Gas-Rationierungen kommen wird, sagte er.

Sollte der Fall aber dennoch eintreten, ist Clariant vorbereitet. Der «Risikominderungsplan» sei umgesetzt und in Kraft. Vorgesehen ist in erster Linie die Umstellung von Gas aus Leichtöl.

An der Börse kam der Ausblick auf hohe Abschreiber nicht gut an: Am Donnerstag ging das Papier mit einem Minus von 3,3 Prozent aus dem Handel. (awp/mc/ps)

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