Muttenz – Clariant hat im Geschäftsjahr 2016 etwas mehr umgesetzt und verdient – besonders in Asien und im Mittleren Osten konnte der Spezialchemiekonzern zulegen. Im laufenden Jahr sollen weitere Fortschritte erzielt werden – die mittelfristigen Ambitionen bleiben aber wohl noch ausser Reichweite. An der Börse werden derweil Gewinne mitgenommen.
Clariant weist für 2016 einen um 1% höheren Umsatz von 5,85 Mrd CHF aus, in Lokalwährungen wären die Verkäufe um 2% gewachsen. Der Anstieg sei auf höhere Volumen zurückzuführen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Man habe mehr höhermargige Spezialitäten verkauft. Auch das Kostenmanagement sei gut gewesen.
In der Folge stieg der EBITDA vor Einmaleffekten um 4% auf 887 Mio CHF, die Marge lag bei 15,2% und somit wie prognostiziert über dem Wert des letzten Jahres (14,7%). Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von 263 Mio; 2015 lag der Überschuss noch bei 227 Mio.
Das Schlussquartal 2016 sei operativ eines der profitabelsten der Firmengeschichte gewesen, sagte Firmenchef Hariolf Kottmann am Donnerstag vor den Medien. Der operative Cash Flow erreichte 646 Mio CHF, das sind 144 Mio mehr als im Vorjahr. Clariant schlägt der Generalversammlung die Ausschüttung einer um 5 Rappen erhöhten Dividende von 0,45 CHF vor.
Mit diesen Zahlen hat Clariant die Analysten-Prognosen (AWP-Konsens) in etwa getroffen.
Wachstum in Asien und im Nahen Osten
Am stärksten ist das Wachstum in Asien ausgefallen, mit China als Motor. Im Vorjahr hatte Clariant im «Reich der Mitte» noch einen Umsatzeinbruch erlitten. Auch im Mittleren Osten und in Afrika habe man deutlich zugelegt. Verhaltener ging es in Europa und Nordamerika zu, während das Geschäft in Lateinamerika kaum wuchs.
Das stärkste Wachstum zeigte nach Bereichen Plastics & Coatings (P&C), die grösste, aber gleichzeitig margenschwächste Sparte Konzerns. Dieses Geschäft entwickle sich derzeit «wunderbar», schwärmte Konzernchef Kottmann und verwies auf eine um 1,8 Prozentpunkte verbesserte Marge.
Ebenfalls steigern konnte sich die Sparte Care Chemicals. Dagegen mussten die beiden kleineren Divisionen Natural Resources und Catalysis Federn lassen.
Keine aktuellen Pläne für P&C
Clariant hatte den Konzernbereich P&C vor einem Jahr in eine relativ eigenständige Tochtergesellschaft übergeführt. Der Bereich werde noch mindestens drei bis fünf Jahre bei Clariant bleiben, hiess es seinerzeit. Dies gelte auch heute noch: «Wir haben kein aktives Projekt in Verhandlung oder in Diskussion», stellte CEO Kottmann klar.
Die Sparte ist aber gleichwohl eine potenzielle Akquisitionswährung. Eine grosse Akquisition unter Einbringung der Erlöse aus P&C sind laut Kottmann weiterhin ein mögliches Szenario, aber ein aktuell wenig wahrscheinliches. «Wir fühlen uns nicht unter Druck, etwas zukaufen zu müssen», sagte er mit Verweis auf die seiner Meinung nach zu hohen Kaufpreise, die derzeit in der Branche bezahlt würden.
Marktumfeld bleibt schwierig
Für das laufende Jahr stellt Clariant ein Wachstum in Lokalwährung sowie erneut höhere Margen in Aussicht. Man rechne aber weiterhin mit einem schwierigen Marktumfeld.
«Ein organisches Wachstum von 4-5% ist ein Bereich, der für Clariant durchaus möglich ist», erklärte Finanzchef Patrick Jany im Gespräch mit AWP. Er verwies im gleichen Atemzug aber auf das schwierige Marktumfeld.
«Wir müssen es also selber richten», ergänzte Kottmann. Die mittelfristig anvisierte EBITDA-Marge von 16% wird somit im laufenden Jahr noch kaum erreicht. «Das wäre eine Überraschung», so der Clariant-Chef.
An der Börse verbilligten sich die Clariant-Papiere um 0,4% auf 18,79 CHF. Analysten lobten zwar insbesondere den deutlich verbesserten Cashflow und die Dividendensteigerung. Nach den deutlichen Kursfortschritten seit November hätten Investoren jedoch einen Teil ihrer Gewinne realisiert. (awp/mc/upd/ps)