Muttenz – Clariant hat mit dem neuen Grossaktionär aus Saudi-Arabien an der Seite das Jahr 2018 mit eher durchzogenen Zahlen abgeschlossen. Vor allem am Jahresende hat der Spezialchemiekonzern Schwung verloren. Nun steht ein grosser Umbau bevor.
Der Umsatz stieg im Gesamtjahr zwar um 4 Prozent auf 6,62 Milliarden Franken, im letzten Jahresviertel schrumpften die Verkäufe aber um 3 Prozent. Bereits im dritten Quartal hatte sich mit plus 2 Prozent eine Verlangsamung der Dynamik abgezeichnet.
Eine Herausforderung waren die Wechselkurse. Hätte der Schweizer Franken nicht zu vielen Währungen aufgewertet, wären die Verkäufe im Schlussquartal um 3 Prozent gestiegen. Dies aber auch nur dank starker Preiserhöhungen. Die abgesetzten Volumen sind zwischen Oktober und Dezember leicht zurückgegangen, erklärte Finanzchef Patrick Jany am Mittwoch vor den Medien.
Handelsstreit belastet
Denn die Chemiebranche leidet darunter, dass sich wichtige Industriekunden zurückhalten. Vor allem der Handelsstreit zwischen den USA und China drückt auf die Stimmung. Und China ist der mit Abstand wichtigste Chemiemarkt weltweit. Insbesondere konjunktursensible Sektoren schwächeln.
Clariant ist als Hersteller von Chemie-Spezialitäten in gewissem Umfang resistent gegen diese Einflüsse – aber eben nur in gewissem Umfang. Besserung soll ein «Portfolio-Upgrade» bringen, das Clariant zusammen mit seinem Grossaktionär Sabic vorsieht.
Hochwertigeres Portfolio
Geplant ist: Clariant legt das höherwertige Geschäft der grössten Sparte Plastics & Coatings mit Teilen von Sabic zusammen. Der neue Bereich wird «High Performance Materials» heissen, zu Deutsch Hochleistungsmaterialien.
Clariant bringt Produkte mit einem Umsatz von rund 1,1 Milliarden Franken in die neue Einheit ein, Sabic steuert 1,9 Milliarden bei. An dem operativ von Clariant geführten Gemeinschaftsunternehmen werden die Baselbieter die Mehrheit halten und daher eine Ausgleichzahlung an Sabic leisten.
Geld dafür soll der Verkauf des Rests der Clariant-Sparte Plastics & Coatings einbringen, die Devestition soll bis zum Jahr 2020 über die Bühne gehen. Die weniger zukunftsträchtigen Teile der Sparte bringen einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Franken auf die Waage.
Mit dem Deal soll Clariants Portfolio nicht nur eine neue Qualität erhalten, auch die Profitabilität soll künftig deutlich steigen. Ab 2021 soll das Unternehmen auf einen Umsatz von rund 9 Milliarden Franken und eine EBITDA-Marge von etwa 20 Prozent kommen.
Ein gutes Stück Weg
Zum Vergleich: 2018 stand die operative Marge noch bei 13,2 Prozent. Das ist immerhin ein halbes Prozentpunkt höher als im Vorjahr. Clariant und sein neuer Konzernchef Ernesto Occhiello haben aber immer noch ein gutes Stück Weg vor sich. «Wir wollen mehr Geld verdienen», sagte der frühere Sabic-Manager, der das Unternehmen seit Oktober leitet.
Im letzten Jahr verbesserte Clariant den Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) um 7 Prozent auf 871 Millionen Franken. Der Reingewinn sprang gar um deutliche 18 Prozent auf 356 Millionen. Im Vorjahr hatten aber Einmaleffekte das Ergebnis getrübt. Denn die geplatzte Fusion mit dem US-Konkurrenten Huntsman und die folgende Abwehrschlacht gegen die Zerschlagung durch einen aktivistischen Investor kosteten seinerzeit mehr als 50 Millionen Franken. Danach traten die Saudis als weisser Ritter auf den Plan.
Am Gewinnsprung sollen auch die Aktionäre teilhaben: Clariant will die Dividende um 5 Rappen auf 0,55 Franken pro Aktie erhöhen.
Börse reagiert unwirsch
An der Börse wurde der Zahlenkranz – es ist durchwegs unter den Schätzungen der Analysten ausgefallen – ungnädig aufgenommen. Zeitweise büssten die Papiere fast 4% ein, bei Börsenschluss waren es noch 1,4%. (awp/mc/pg)