Clariant-Präsident Kottmann: Hatte klare Differenzen mit Sabic
Zürich – Beim Spezialchemieunternehmen Clariant hat der Streit um den künftigen Kurs mit dem Hauptaktionär zum Rückzug von Verwaltungsratspräsident Hariolf Kottmann geführt. «Ich hatte klare Differenzen mit Sabic in Bezug auf die Zielsetzungen, auf die Strategie und darüber, wie Clariant zu führen ist», sagte Kottmann im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft».
Kottmann hatte zu Wochenbeginn angekündigt, an der kommenden Generalversammlung nicht mehr zu kandidieren. Im gleichen Atemzug hat der saudische Grossaktionär Sabic, der 31,5 Prozent an Clariant hält, die Forderungen nach einer Sonderdividende von 2 Franken sowie einer Amtszeitbegrenzung auf 12 Jahren fallengelassen. «Ich weiss von Herrn Al-Benyan, dem CEO von Sabic, dass das primäre Ziel des Vorstosses mein Ausscheiden war», sagte Kottmann. «Inwieweit eine Sonderdividende ernsthaft gefordert wurde, weiss ich nicht.»
Als Bauernopfer sieht sich der VR-Präsident jedoch nicht. Aber: «Es sieht schon ein bisschen nach Kuhhandel aus, was da gelaufen ist, und man hätte das auch eleganter regeln können.» Gehe die Unterstützung des Grossaktionärs verloren, müsse man aber die Zeichen der Zeit erkennen.
Zielkonflikt
In den Aussagen von Sabic zur Strategie Clariants sieht Kottmann gewisse Widersprüche. «Sabic hat uns im September 2020 wissen lassen, dass Clariant nicht die Leistung erbringt, die sie im Vergleich zum Wettbewerb haben sollte», sagte der scheidende Präsident.
«Gleichzeitig wurden wir darüber informiert, dass keine transformierende Akquisitionen oder Merger unterstützt werden und dass wir alle Geschäfte ausser Catalysis und Care Chemicals bis zu einem möglichen Verkauf auf die Optimierung von Cash ausrichten und Verkaufserlöse als Sonderdividende ausschütten sollen.» Sabics Ziel, Clariant zur Nummer fünf auf dem Markt für Spezialchemie zu entwickeln, sei aber ohne grosse transformatorische Käufe nur schwer zu erreichen, betonte Kottmann.
Kottmann rechnet damit, dass sein Nachfolger Günter von Au mit Blick auf die Höchstaltersgrenze nur noch ein Jahr im Verwaltungsrat bleiben wird. «Diese Zeit wird er auch nutzen, um mit dem Nominationsausschuss und mit Sabic einen neuen Präsidenten zu suchen.» (awp/mc/pg)
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