Clariant-CEO Hariolf Kottmann.
Muttenz – Clariant hat im ersten Quartal 2011 wegen des starken Frankens eine Umsatzeinbusse hinnehmen müssen. Operativ konnte sich das Unternehmen, das letztes Jahr im Rahmen einer Restrukturierung über 1’300 der ursprünglich 17’500 Stellen abbaute, weiter steigern. Der stark steigenden Rohstoffkosten will das Unternehmen mit eigenen Preiserhöhungen Herr werden.
Der Spezialchemiekonzern weist mit 1,72 Mrd CHF einen um 6% tieferen Umsatz aus als vor einem Jahr. In Lokalwährungen gerechnet resultierte dank höherer Preise allerdings ein Plus von 5%. Vor Einmaleffekten stieg der EBITDA um 18% auf 277 Mio und der EBIT um 26% auf 230 Mio CHF. Die EBITDA-Marge vor Sondereffekten, an dieser lässt sich Clariant dieses Jahr messen, erreichte 16,1%. Unter dem Strich schrieb Clariant einen Gewinn von 120 Mio CHF, nach einem Überschuss von lediglich 10 Mio im Vorjahr. Der operative Free Cash Flow stand bei 17 Mio CHF, nach 159 Mio im Vorjahresquartal. Damit wurden die Analysten-Prognosen (AWP-Konsens) ausser beim Umsatz übertroffen.
Japan-Effekt nur geringfügig
Clariant zufolge blieb das Geschäftsumfeld im Quartalsverlauf stabil. Das Wachstum sei mit 4% bis 7% in allen Regionen ziemlich einheitlich ausgefallen. Im weiteren Jahresverlauf geht das Unternehmen jedoch davon aus, dass es vor allem in den Schwellenmärkten Wachstum erzielt wird. Sowohl das Erdbeben in Japan als auch die Unruhen in Nordafrika hätten sich bis dato nur geringfügig auf die Geschäftsaktivitäten ausgewirkt, hiess es weiter. Bei den vorwiegend exportorientierten japanischen Aktivitäten von Clariant dürfte der Einfluss gesamthaft klein bleiben, erklärte Finanzchef Patrick Jany am Freitag anlässlich einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen habe zwar grössere Aktivitäten in dem Land, aber südlich von Tokio. Die Produktion laufe dort ganz normal weiter. In Japan selbst werde die Nachfrage sicher kurzfristig zurückgehen, glaubt Jany. Doch der Chemikalienanbieter werde hernach vom Wiederaufbau profitieren. Am Jahresende könnte der Umsatz dort also höher sein als geplant.
Rohstoffkosten versus Verkaufspreise
Clariant sah sich zuletzt mit einem drastischen Anstieg der Rohmaterialkosten konfrontiert. Neu rechnet der Muttenzer Konzern im laufenden Jahr mit einem Anstieg um 15%, nach einer zuletzt prognostizierten hohen einstelligen Wachstumsrate. Jany gibt sich jedoch zuversichtlich, dass es mit Preiserhöhungen den Effekt ausgleichen und somit die Profitabilität verteidigen kann, wenngleich dies im Berichtsquartal noch nicht gelungen ist. «Wir haben eine gewisse Zeitverzögerung», sagte der Finanzchef. Einzelne Business Units hätten ihre Preisrunde bereits im vergangenen Dezember gestartet, weshalb deren Auswirkung bald absehbar sein sollte, sagte Jany. Keinen Einfluss nehmen kann Clariant auf den Währungseffekt, der im Berichtsquartal den Umsatz um 11% geschmälert hat. Der Effekt auf den Umsatz dürfte auch im Gesamtjahr 2011 «signifikant» sein, erklärte der Finanzchef.
Restrukturierung bringt weitere Einsparungen
Clariant rechnet für 2011 mit einem stabilen Geschäftsumfeld und vor allem in den Schwellenmärkten mit Wachstum. Ohne Berücksichtigung der unlängst erworbenen Süd-Chemie soll der Umsatz in lokalen Währungen im niedrigen einstelligen Bereich wachsen und eine höhere EBITDA-Marge vor Einmaleffekten als im Jahr 2010 resultieren, bekräftigt Clariant frühere Ziele. Dazu sollen nicht zuletzt die in den letzten zwei Jahren durchgeführten Restrukturierungsmassnahmen beitragen. Die Schliessung und Verlagerung von Produktionsanlagen unter dem Programm «GANO» werde bis 2013 abgeschlossen sein und Einsparungen in Höhe von mindestens 100 Mio CHF pro Jahr bringen, erklärte Jany. Das Programm «Clariant Excellence» soll Einsparungen von 60 Mio einspielen und das Synergiepotenzial bei Süd-Chemie wird auf unverändert 95 Mio CHF veranschlagt. (awp/mc/upd/ps)