Muttenz – Der Spezialchemiekonzern Clariant ist im Geschäftsjahr 2021 zweistellig gewachsen und hat auch den Gewinn mit den fortgeführten Geschäften deutlich gesteigert. Nach Abschluss der Untersuchung der Jahresabschlüsse für 2020 und 2021 hat das Unternehmen die vorläufigen Zahlen für 2021 in etwa bestätigt.
Clariant hatte die eigentlich bereits für Mitte Februar geplante Publikation der Jahreszahlen kurzfristig verschieben müssen, nachdem Whistleblower auf mögliche Verfehlungen in der Rechnungslegung des Konzerns hingewiesen hatten. Dies wiederum hatte eine interne Untersuchung zur Folge, die erst vor kurzem abgeschlossen wurde.
Der Umsatz legte um 13 Prozent auf 4,37 Milliarden Franken zu. In lokalen Währungen wäre der Umsatz gar um 15 Prozent höher gewesen, wie Clariant am Donnerstag frühere Angaben bestätigte. Damit wurde das Niveau des Jahres 2019 vor dem Corona-Knick deutlich übertroffen.
Zum Umsatzanstieg haben höhere Preise und das gestiegene Volumen je etwa die Hälfte und beinahe alle geografische Regionen beigetragen. «Besonders robust» waren die Zuwächse laut Clariant in den Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika, Asien-Pazifik einschliesslich China und Lateinamerika. In Nordamerika habe sich die Umsatzlücke dank einer Erholung bei Oil and Mining Services immerhin weiter verkleinert.
Von den drei Divisionen wiesen Care Chemicals und Natural Resources zweistellige Wachstumsraten auf, während Catalysis in Lokalwährungen um 5 Prozent zulegte.
Der operative Gewinn (EBITDA) aus dem fortgeführten Geschäft legte gleichzeitig um 19 Prozent auf 708 Millionen Franken zu und die entsprechende Marge um 70 Basispunkte auf 16,2 Prozent. Auch dies entspricht den Ende April vorgelegten Zahlen. Laut der Mitteilung konnte der Preisanstieg bei den Rohstoffen durch höhere Verkaufspreise weitgehend aufgefangen werden. Die Programme zur Performance-Verbesserung brachten zudem Kosteneinsparungen von 41 Millionen Franken ein.
Reingewinn sinkt wegen Wegfall von Extraeinnahmen markant
Neu macht das Unternehmen auch Angaben zum Reingewinn. Dieser reduzierte sich markant auf 373 Millionen (VJ 825 Mio). Der Vergleich mit dem Vorjahr hinkt allerdings etwas, da im Berichtsjahr 2020 der Verkauf des Bereiches Masterbatches noch über 700 Millionen zusätzlich in die Kassen gespült hatte. Die Dividende soll nun um 30 Rappen auf 0,40 Franken je Aktie (VJ 0,70) reduziert werden. Auf vergleichbarer Basis der fortgeführten Geschäfte hat Clariant den Reingewinn indes auf 292 Millionen Franken mehr als verdoppelt.
Clariant sah sich auch gezwungen, die Zahlen des Geschäftsabschlusses 2020 zu revidieren. Der operative Gewinn fiel demnach leicht höher aus als ursprünglich gemeldet.
Für das Gesamtjahr 2022 rechnet das Unternehmen mit einem starken Wachstum in lokalen Währungen, getrieben insbesondere von einem besonders starken ersten Semester. Die hohe Unsicherheit angesichts der geopolitischen Konflikte, das ausgesetzte Geschäft mit Russland und der erneute Ausbruch von Covid in China dürften hingegen das globale Wirtschaftswachstum und die Nachfrage im zweiten Halbjahr voraussichtlich bremsen. Ausserdem wird eine weitere Verbesserung der EBITDA-Marge angestrebt.
Clariant geht weiter davon aus, dass die hohe Inflationslage in Bezug auf Rohstoff-, Energie- und Logistikkosten sowie Herausforderungen bei der Lieferkette in der zweiten Jahreshälfte 2022 anhalten werden.
Für das erste Quartal 2022, dessen Ergebnis am 15. Juni vorgelegt werden soll, prognostiziert Clariant ein «anhaltend starkes Umsatzwachstum in Lokalwährungen», vor allem dank der Divisionen Care Chemicals und Natural Resources. Die Margen sollen im Vergleich zur Vorjahresperiode in etwa gehalten werden. (awp/mc/ps)