Muttenz – Der Chemiekonzern Clariant ist schwungvoll ins Geschäftsjahr 2018 gestartet. Umsatz und Profitabilität legten im ersten Quartal im Gleichschritt zu und die Dynamik dürfte nach Einschätzung des Managements im Jahresverlauf weiter zunehmen. An der Börse wurde trotzdem zu saftigen Gewinnmitnahmen geschritten.
Der Umsatz stieg von Januar bis März um 7 Prozent auf 1,72 Milliarden Franken. Der Betriebsgewinn (EBITDA) erreichte 268 Millionen Franken und erhöhte sich damit ebenfalls um 7 Prozent. Die entsprechende Marge verharrte in der Folge bei 15,6 Prozent. Weitere Gewinnzahlen legte Clariant für das erste Quartal nicht vor.
Schleppende Entwicklung der Marge
Genau diese stagnierende Marge sorgte bei Analysten für Stirnrunzeln. Denn das deutliche Umsatzplus hätte eigentlich zu Skaleneffekten in der Produktion und damit zu einem höheren Profit führen müssen. «Mit der Marge sind wir zufrieden, denn wir kommen in den richtigen Märkten voran», entgegnete Finanzchef Patrick Jany im Gespräch mit AWP.
Die schleppende Entwicklung der Marge hänge in erster Linie mit dem Produkt-Mix zusammen. So habe Clariant zuletzt mehr Syngas-Katalysatoren verkauft sowie wegen des vergleichsweise langen und kalten Winters auch mehr Enteisungsmittel. Beide Produkte würden eine etwas tiefere Profitabilität ausweisen als andere. «Ich würde mich nicht an der Marge aufhalten», resümierte der Clariant-CFO.
Lateinamerika und Ölmarkt
Im Gegenteil: Jany denkt, dass die Umsatzdynamik und die Profitabilität bei Clariant über die nächsten Quartale hinweg weiter zunehmen werden. Denn Lateinamerika schüttle langsam die Wirtschaftskrise ab und der Ölmarkt ziehe wieder an.
In der Tat steigerte Clariant den Umsatz in Lateinamerika in lokalen Währungen, also um Wechselkurseffekte bereinigt, um 11 Prozent. 2017 hatten die Umsätze in der Region noch stagniert. Am ausgeprägtesten war aber das Umsatzwachstum im Auftaktquartal mit 15 Prozent in Asien. Vor allem China wuchs mit 36 Prozent stark.
Noch nicht so richtig in den Zahlen materialisiert hat sich hingegen die Belebung am Ölmarkt. Bei Natural Resources, wo insbesondere Produkte für das Öl- und Bergbaugeschäft hergestellt werden, stiegen die Verkäufe um lediglich 2 Prozent auf 343 Millionen Franken. Es dauere jeweils zwei bis drei Quartale, bis sich ein Aufschwung bei den Kunden auch bei Clariant manifestiere, stellte Jany fest.
Der Clariant-Finanzchef erwartet daher, dass dieser Geschäftsbereich im Jahresverlauf «in Schwung kommt», besonders ab dem zweiten Halbjahr. Denn die Kunden verdienten wieder mehr, produzierten mehr und würden auch wieder vermehrt forschen.
Warten auf Sabic-Infos
Nichts Neues gab es von Clariant vom neuen Grossaktionär Saudi Basic Industries (Sabic), der Ende Januar ein 25 Prozent schweres Paket von aktivistischen US-Investor White Tale übernommen hatte. Clariant und Sabic sind nach wie vor dabei, Möglichkeiten zur Zusammenarbeit auszuloten. «Wir verstehen Sabic unverändert als strategischen Ankeraktionär», ergänzte Finanzchef Jany.
Clariant gibt sich in der Medienmitteilung zuversichtlich, dass die gute Wirtschaftslage in den reifen Märkten weiter anhält und geht von einem nicht näher bezifferten Wachstum in Lokalwährungen sowie einer Verbesserung des operativen Cashflows aus. Steigen sollen auch der absolute Betriebsgewinn (EBITDA) und die Marge vor Einmaleffekten.
Kurstaucher
An der Börse tauchten die Clariant-Papiere um deutliche 7,4 Prozent. Der Chemiesektor erlebe derzeit die «fast beste aller Welten», sagte ein Analyst zu AWP. Er habe daher erwartet, dass Clariant in der Lage sein sollte, die Gewinnmarge auszuweiten.
Auf der anderen Seite gilt zu bedenken, dass die Papiere im Vorfeld der Zahlen gut gelaufen sind; seit Anfang April hatten sie sich um fast 14 Prozent verteuert. (awp/mc/pg)