Muttenz – Nach Jahren des Konzernumbaus mit vielen Devestitionen geht der Chemiekonzern Clariant wieder auf Shopping-Tour. Für die kanadische Lucas Meyer nehmen die Muttenzer gar ziemlich viel Geld in die Hand. Im Tagesgeschäft gibt es aber immer noch viel Gegenwind.
Seit Conrad Keijzer die Geschicke von Clariant leitet – seit drei Jahren also – gilt «klein, aber fein» als oberstes Motto. Davor trennte sich der Konzern von einem Drittel seines Geschäfts, während der Zusammenschluss mit dem US-Mitbewerber Huntsman scheiterte.
Der Niederländer Keijzer strebt nicht mehr unbedingt nach Grösse. Dem Spezialchemiekonzern genügt es, dort Spitze zu sein, wo er vertreten ist.
Und zur absoluten Spitzenklasse zählt Keijzer die Firma Lucas Meyer, einen Spezialisten für kosmetische Inhaltsstoffe aus Kanada. Verkäufer ist der Givaudan-Konkurrent IFF aus New York.
Für 100 Millionen Dollar an Umsatz gibt Clariant ganze 810 Millionen aus. Für Analysten ist das ein ziemlich hoher Preis.
CEO: Gut angelegtes Geld
«Das ist nicht teuer», betonte Keijzer am Montag im Gespräch mit AWP und verwies auf die hohe Profitabilität und das Wachstumspotenzial von Lucas Meyer.
Die Kanadier kamen laut dem Clariant-Chef zuletzt auf eine Marge beim Betriebsgewinn (EBITDA) von 49 Prozent. Zum Vergleich: Clariants Sparte Care Chemicals, die mit Lucas Meyer verstärkt wird, landete zuletzt im dritten Quartal bei 17,3 Prozent.
«Damit bezahlen wir 16,3 Mal den EBITDA», sagte Keijzer. Mit diesem Preis sei er «sehr zufrieden», hätten doch zuletzt Transaktionen im diesem hoch spezialisierten Chemiebereich im Bereich von «20x oder darüber» gelegen.
«Eine so gute Zukaufgelegenheit wie diese hat sich in meinen drei Jahren bei Clariant noch nie ergeben», ergänzte der Clariant-Chef.
Umfeld bleibt schwierig
Im Tagesgeschäft spiegeln sich derweil das anhaltend schwierige Umfeld an den Märkten und der Gegenwind vom starken Franken. Für die Monate Juli bis September wies Clariant einen um 21 Prozent tieferen Umsatz und gar einen um 28 Prozent tieferen Betriebsgewinn aus.
Immerhin sind laut Clariant in einigen Bereichen Anzeichen einer Stabilisierung auszumachen. Daher bekräftigt das Management die Prognosen für das laufende Jahr: Erwartet wird ein Umsatz von 4,55 bis 4,65 Milliarden Franken und eine konzernweite EBITDA-Marge zwischen 14,3 und 15,1 Prozent.
Die Börse reagierte positiv: Zum Börsenschluss legten die Aktien von Clariant 2,4 Prozent auf 12,68 Franken zu. Denn Analysten hatten mit noch schwächeren Drittquartalszahlen gerechnet. (awp/mc/pg)