Clariant-CEO Hariolf Kottmann (Foto: Clariant)
Muttenz – Clariant zeigt durch die Erweiterung der sunliquid® Technologie auf weitere Agrarreststoffe das weltweite Potential des Verfahrens zur Herstellung von nachhaltigem Biokraftstoff auf. Nach der Eröffnung von Deutschlands grösster Demonstrationsanlage zur Herstellung von Ethanol aus Agrareststoffen im Juli 2012 verfügt das Unternehmen nun über neue Ergebnisse. Diese zeigen, dass auch Maisstroh, der wichtigste Rohstoff in Nordamerika, und Zuckerrohrbagasse, ein zellulosehaltiges Nebenprodukt aus der Zucker- und Ethanolproduktion in Südamerika und Asien, effizient mit dem Verfahren umgesetzt werden können. Bisher wurde vor allem europäisches Weizenstroh verwendet, welches sehr gute Ergebnisse erzielte und zum Teil die Erwartungen der Prozessentwickler sogar übertraf, wie das Spezialchemieunternehmen in einer Mitteilung vom Montag schreibt.
„Mit der Erweiterung der Technologie auf weitere Rohstoffe haben wir einen wichtigen Meilenstein in der Kommerzialisierung unseres sunliquid Prozesses erreicht, der weit über die Grenzen Europas hinausgeht“, erläutert Dr. Hariolf Kottmann, CEO Clariant. „Wir zeigen damit, dass das Verfahren flexibel für verschiedene Rohstoffe ist und somit auch in wichtigen Märkten wie Nordamerika, Südamerika und Asien eingesetzt werden kann.“ Die hohe Effizienz des Verfahrens unabhängig vom Rohstoff wird nicht zuletzt durch den Einsatz rohstoffspezifischer, hochgradig optimierter Enzyme erreicht, was eine Kernkompetenz von Clariant darstellt.
Weltweite Vermarktung
Clariant plant, das sunliquid Verfahren weltweit zu vermarkten – deshalb ist es entscheidend, dass der Prozess flexibel und effizient unterschiedliche Rohstoffe umsetzen kann. Maisstroh ist vor allem in Nordamerika von grosser Bedeutung, wo jährlich rund 570 Millionen Tonnen dieses Reststoffes bei der Maisernte anfallen. In Brasilien könnte die Ethanolproduktion durch die Umsetzung von überschüssiger Bagasse gegenüber heute um rund 50% gesteigert werden. Durch die Verwendung dieser Reststoffe entsteht keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion oder um Anbauflächen. Zellulose-Ethanol aus dem sunliquid Verfahren erreicht Treibhausgaseinsparungen von rund 95% im Vergleich zu fossilem Treibstoff. Durch die heimische Produktion dieses flüssigen Energieträgers kann zudem die Abhängigkeit von Erdölimporten reduziert und wirtschaftliches Wachstum in lokalen Märkten generiert werden.
Evaluation von Partnern und Standorten für erste Produktionsanlage
Der nächste Schritt in der Kommerzialisierung der Technologie ist der Bau einer ersten kommerziellen Produktionsanlage. Deren Kapazität wird rund 50.000-150.000 Tonnen pro Jahr gegenüber etwa 1.000 Tonnen der existierenden Demonstrationsanlage aufweisen. „Wir haben mit sunliquid eine ausgereifte Technologie in der Hand, die wir nun weltweit zum Einsatz bringen wollen“, erklärt Dr. Markus Rarbach, Leiter des Geschäftsprojektes Biokraftstoffe & Derivate. „Nun sind wir dabei, mögliche Partner und Standorte für eine erste Produktionsanlage zu evaluieren. Unser Geschäftsmodell besteht letztendlich in der Vergabe von Lizenzpaketen für den Gesamtprozess.“
Langfristig verlässliche und stabile politische Rahmenbedingungen sind zudem eine wichtige Voraussetzung, damit ein solches Vorhaben sein gesamtes Potential entfalten kann, so Rarbach weiter. (Clariant/mc/ps)