Coltene profitiert von Nachholbedarf – rechnet aber mit Normalisierung in H2
Altstätten – Der Dentalbedarfshersteller Coltene profitiert im ersten Halbjahr 2021 vom starken Nachholbedarf bei Zahnbehandlungen nach dem Coronajahr. Im Laufe des zweiten Halbjahrs 2021 dürfte aber wieder eine Normalisierung eintreten, auch bei den Kosten. Dennoch wird für das Gesamtjahr ein Umsatz über dem Vorkrisenniveau und eine operative Marge oberhalb der mittelfristigen Zielgrösse von 15 Prozent in Aussicht gestellt.
Mit der Grossübernahme von der auf Infektionskontrolle spezialisierten SciCam im Jahr 2018 hatte das Management von Coltene ein gutes Händchen. Mit einem starken Wachstum hatte der Bereich im Coronajahr 2020 geholfen, den Umsatzausfall der Gruppe in Grenzen zu halten. Infektionskontrolle werde auch künftig ein wichtiger Wachstumstreiber für das Unternehmen blieben, sagte CEO Martin Schaufelberger am Mittwoch an einem Investorentag.
Anhaltender Nachholbedarf
Auch in den Bereichen Zahnerhaltung und Behandlungshilfen setzte sich der Erholungstrend seit Mitte 2020 fort. «Wir beobachten immer noch einen Rebound-Effekt», so der Coltene-Chef. Konkret rechnet Coltene für das erste Halbjahr mit einem Umsatz zwischen 140 und 145 Millionen Franken, gegenüber 104 Millionen in der Vorjahresperiode und 135 Millionen im ersten Halbjahr 2019.
Die Lageraufüllung der Kunden und das Nachholen der Zahnbehandlungen werde sich im zweiten Semester aber nicht unvermindert fortsetzen. Schaufelberger betonte deshalb, dass sich die Resultate nicht einfach für die kommenden Quartale extrapolieren liessen. So geht das Management für das Gesamtjahr von einem Umsatz zwischen 270 und 280 Millionen Franken aus, was im Vergleich zu 2019 immer noch einer organischen Umsatzsteigerung von 5 bis 8 Prozent entspricht.
Marge steigt über Mittelfristziel
Die höheren Umsätze wirken sich auch positiv auf die EBIT-Marge aus, die im Jahr 2021 oberhalb der mittelfristigen Zielsetzung von 15 Prozent zu liegen kommen soll. «Da die Kosten der Umsatzentwicklung hinterherlaufen, sieht das natürlich sehr gut aus», so der CEO. Mit zunehmenden Reiseaktivitäten und Messeauftritten dürfte sich aber auch die Kostenbasis wieder normalisieren.
Besonders bei der Profitabilität gestaltet sich der Blick über das laufende Jahr hinaus schwierig. «Es ist weiter unser Ziel, die 15 Prozent Marge zu halten und ich kann mir auch gut vorstellen, dass dies auch 2022 gelingen wird», ergänzte Finanzchef Gerhard Mahrle. In der Krise hätten sich aber viele Kostenpositionen verlagert und der genaue Einfluss sei deshalb zur Zeit noch schwer abschätzbar.
Zunehmende Regulierung
Zusätzliche Kosten entstehen auch im Zusammenhang mit dem Inkrafttreten der neuen Regulierung für Medizinalprodukte in der EU. Mit Standorten in Deutschland und Frankreich ist Coltene von der Nicht-Anerkennung der Schweizerischen Zertifizierung zwar nicht betroffen. «Aber der Aufwand der Zertifizierung einer Produktegruppe wird grösser und lohnt sich bei einigen Produktegruppen nicht mehr», sagte der CEO dazu.
Es sei deshalb wichtig, das Produktportfolio laufend zu bereinigen und zu fokussieren. Dies werde in der ganzen Branche gemacht und somit könnten die Ausfälle in anderen Kategorien kompensiert werden. «Schlussendlich ist es für uns eine wichtige Herausforderung, der zunehmenden Regulierung agil und mit der nötigen Effizienz zu begegnen», so Finanzchef Mahrle. (awp/mc/pg)