Coltene-CEO Martin Schaufelberger. (Foto: Coltene)
Altstätten – Beim Dentalbedarfs-Hersteller Coltene zeigt sich das Management nur bedingt zufrieden mit den Halbjahreszahlen. Während das Unternehmen auf Gewinnseite klar besser als erwartet abgeschnitten hat, lässt die Umsatzentwicklung noch zu wünschen übrig, wie CFO Gerhard Mahrle Analysten und Journalisten am Freitag in einer Telefonkonferenz erklärt.
«Mit unserer Top-Line-Entwicklung sind wir nicht zufrieden», erklärt der Manager auf die Frage, wie er das Plus von 3,2% gegenüber dem deutlichen Zuwachs auf Gewinnseite sehe. Coltene hat für die ersten sechs Monate einen Umsatz von 75,6 Mio CHF gemeldet – ein Plus von 3,2% gegenüber dem Vorjahreswert. In Lokalwährungen lag das Plus bei 1%.
Grosse regionale Unterschiede
Bei der regionalen Aufteilung der Umsätze hebt Mahrle in der Konferenz das gute Abschneiden der Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) sowie Asien hervor. Für Schub habe hier ein Aufschwung in Süd- und Osteuropa sowie grosser Nachholbedarf in der CIS-Region (Russland, Weissrussland und Ukraine) und im Mittleren Osten gesorgt. Im Mittleren Osten profitierte das Unternehmen zudem von der Aufhebung des Wirtschaftsembargos gegen den Iran.
«Zwar haben die Regionen EMEA und Asien an Momentum gewonnen, dies ist aber gleichzeitig zu Lasten der Regionen Nord- und Lateinamerika gegangen», schränkt der CFO ein. Während die Umsätze in Nordamerika um 0,8% zurückgingen, lag das Minus für Lateinamerika bei 6,5%. In Nordamerika hielte der mit den Grosshändlern dort vereinbarte Lagerabbau an. «Das dürfte auch im zweiten Halbjahr so bleiben und wird sich voraussichtlich auch im kommenden Jahr noch auswirken», warnt Mahrle vor.
Das schwache Abschneiden in Lateinamerika führt der Manager auf das anhaltend schwierige wirtschaftlichen Umfeld in den verschiedenen Schlüsselmärkten zurück.
Gewinn fast verdoppelt
Deutliche Sprünge hat Coltene auf Gewinnseite verbucht. So stehen beim EBIT nach den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 9,0 Mio CHF zu Buche und damit 39,9% mehr als im ersten Halbjahr 2015. Den Reingewinn weist Coltene mit 7,2 Mio CHF aus, was nahezu eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahreswert bedeutet.
Zu dem deutlichen Gewinnanstieg hat unter anderem ein positives Finanzergebnis beigetragen. Im Vorjahr habe Coltene hier ein Minus von 1,7 Mio CHF vermeldet, das durch die Kursverluste bei Vigodent beeinträchtigt worden war. Coltene hatte die brasilianische Vigodent im Jahr 2010 vollständig übernommen. Die deutliche Abwertung des brasilianischen Real trug im vergangenen Jahr massgeblich zu dem schwachen Finanzergebnis bei.
Vorsichtiger Ausblick
Beim Blick nach vorne hält sich Coltene wie gewohnt eher zurück. Während der Konferenz macht der CFO deutlich, dass sein Unternehmen stärker als der Dentalmarkt wachsen solle. Für diesen rechnet der Manager 2016 mit einem Plus von 2-3%. Für sein Unternehmen spricht er ein verklausuliertes Ziel von 4-5% Umsatzplus aus.
Mittelfristig plane man eine schrittweise Steigerung der EBIT-Marge auf 15%. Im abgelaufenen Halbjahr war sie auf 11,9% gestiegen von 8,8% im Vorjahreszeitraum. Gefragt nach dem Zeitrahmen von «mittelfristig», erklärt Mahrle, dies sei auf Sicht von zwei bis drei Jahren. «Allerdings hat uns der SNB-Entscheid vergangenes Jahr mit der anschliessenden Aufwertung des Franken etwas zurückgeworfen», schränkt der Finanzchef ein, hebt aber im gleichen Atemzug hervor, dass die bereits getroffenen Massnahmen wie Effizienzsteigerungen, Produktionsverlagerungen und eine voranschreitende Internationalisierung Früchte trügen.
Analysten reagieren eher zurückhaltend auf die Halbjahreszahlen. Sie heben zwar die verbesserte Profitabilität hervor, betonen aber auch den eher vagen Ausblick. An der Börse haben die Aktien am Morgen eine Kehrtwende vollzogen: Nach einem Plus von annähernd 3% geben sie mittlerweile um 0,22% auf 68,85 CHF ab – in einem insgesamt freundlichen Markt. (awp/mc/upd/ps)