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Zürich – Nächstes Jahr werden die Prämien für die obligatorische Grundversicherung im Durchschnitt um 2,4 Prozent steigen. Das zeigt eine Analyse von comparis.ch wenige Tage, bevor das Bundesamt für Gesundheit die Prämien bekannt gibt. Von einer Vereinheitlichung der kantonalen Prämienregionen, wie das immer wieder gefordert wird, würden besonders städtische Minderheiten profitieren. Die ländliche Mehrheit dagegen müsste höhere Prämien in Kauf nehmen.
Der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch hat für das nächste Jahr einen durchschnittlichen Anstieg der Krankenkassenprämien um 2,4 Prozent berechnet. Dies entspricht einem ähnlichen Anstieg wie vor einem Jahr, als die Kassen um 2,0 Prozent aufschlugen. Die Werte sind moderat im Vergleich zu früheren Jahren: 2011 stiegen die Prämien um 8,6 Prozent, ein Jahr zuvor sogar um 11,5 Prozent. Dabei ist zu beachten: «Aus Sicht der Prämienzahler ist der Begriff ‹moderat› zu relativieren», sagt Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte von comparis.ch. Selbst 2,4 Prozent mehr Prämien belasten das Haushaltsbudget der Versicherten stark, und der Anstieg kann auch viel höher sein.
So unterscheiden sich die Verteuerungen auch dieses Jahr zum Beispiel je nach Wohnort sehr stark. Tendenziell fällt der Anstieg in den Kantonen mit tieferen Prämien stärker aus als in Kantonen, in denen die Prämien bereits hoch sind. Die drei prozentual stärksten Anstiege zeigen sich im Kanton Glarus (3,9 Prozent), in Appenzell Ausserrhoden und in Luzern (je 3,8 Prozent). Am schwächsten steigen die Prämien im Tessin (1,1 Prozent), in Basel-Stadt (1,2 Prozent) und in Neuenburg (1,3 Prozent).
Höhere Prämien in städtischen Gebieten
Solche regionalen Unterschiede entsprechen den verschieden hohen Kosten für medizinische Leistungen, die jeweils zu Lasten der Grundversicherung abgerechnet werden. Wo die Versicherten öfter zum Arzt oder ins Spital gehen und kostenintensivere Behandlungen entstehen, sollen die Prämien auch höher sein als dort, wo die Versicherten weniger medizinische Leistungen in Anspruch nehmen. Ausschlaggebend ist dabei der Wohnort der Versicherten. Aus diesem Grund werden 11 Kantone in zwei oder drei sogenannte Prämienregionen unterteilt, die übrigen 15 Kan-tone bestehen jeweils aus nur einer Prämienregion. Die Grenzen der Prämienregionen werden ausgehend von den Kostenunterschieden festgelegt, häufig verlaufen sie ungefähr zwischen Stadt, Agglomeration und ländlichen Gebieten.
Städtische Politiker fordern deshalb immer wieder, die Prämienregionen kantonal zu vereinheitli-chen, um die städtische Bevölkerung von hohen Krankenkassenprämien zu entlasten. Auch der Bundesrat hat angekündigt, im Jahr 2014 die Prämienregionen neu zu beurteilen (1).
Szenario einer Vereinheitlichung der Prämienregionen
comparis.ch hat berechnet, was eine einzige Prämienregion pro Kanton für die Versicherten der 11 betroffenen Kantone bedeuten würde (siehe Tabelle). Auffallend ist, dass die Versicherten in den jeweils teuersten Prämienregionen deutlich weniger Prämien zahlen würden. Umgekehrt müssten die Bewohner der günstigeren Prämienregionen höhere Prämien in Kauf nehmen, ohne dass sie mehr medizinische Leistungen in Anspruch nehmen. Das heisst: Der Graben betreffend Gesundheitskosten bleibt bestehen, die Prämienunterschiede aber verschwinden. Die zwei stärksten Differenzen ergeben sich in Zürich und in Bern:
- Kanton Zürich: Wer in der Prämienregion 1 wohnt, zu der die Stadt Zürich gehört, würde 535 Franken im Jahr sparen. Versicherte der übrigen Prämienregionen müssten mehr zahlen, nämlich 56 Franken in der Prämienregion 2 und 362 Franken in der Prämienregion 3.
- Kanton Bern: Bewohner der Prämienregion 1, zu der die Stadt Bern gehört, würden 470 Fran-ken weniger zahlen, während die Prämien in den übrigen Gebieten um 140 Franken bzw. um 331 Franken steigen würden.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass in den jeweils teuersten Prämienregionen weniger Versicherte wohnen als in den übrigen Prämienregionen des jeweiligen Kantons zusammen. «Wenn pro Kan-ton nur noch eine Prämienregion gilt, würde die städtische Minderheit der Bevölkerung deutlich weniger Prämien zahlen, obwohl sie höhere Gesundheitskosten verursacht als die Mehrheit der Kantonsbevölkerung. Ein Anreiz, weniger medizinische Leistungen zu konsumieren, ist das sicher nicht. Ob das gerecht ist, sei dahingestellt», sagt Felix Schneuwly. Solche Überlegungen sind zu beachten, falls das Eidgenössische Parlament nur noch eine Prämienregion pro Kanton be-schliesst, statt die Prämienregionen entlang der Kostenunterschiede anzupassen.
Prämienprognose von comparis.ch
Die Berechnung der Prämien 2014 beruht auf den provisorischen Prämien von Krankenkassen, bei denen knapp zwei Drittel der Versicherten die Grundversicherung abgeschlossen haben. Sämtliche von comparis.ch angegebenen Durchschnittswerte sind nach Mitgliederzahlen der Krankenkassen gewichtet und berücksichtigen alle Kantone, Altersgruppen, Franchisestufen, Versicherungsmodelle und die Unfalldeckung. Damit ist der berechnete Durchschnitt näher an der Realität als der Wert, den jeweils das Bundesamt für Gesundheit (BAG) angibt. Dieser entspricht dem durchschnittlichen Anstieg der Prämien des Standardmodells mit 300 Franken Franchise und Unfalldeckung. (comparis.ch/mc/ps)
(1) Antwort des Bundesrates auf eine Interpellation von Nationalrätin Kathy Riklin (ZH, CVP), abrufbar in der Geschäftsda-tenbank des Schweizer Parlaments, www.parlament.ch, Geschäft Nr. 12.3941.