Joos Sutter, Vorsitzender der Coop-Geschäftsleitung. (Foto: Coop)
Basel – Nach einem Rückgang im Vorjahr hat Coop 2012 trotz weiterer Preissenkungen und anhaltendem Einkaufstourismus den Jahresgewinn steigern können. Unter dem Strich blieben dem Detailhandelskonzern 452 Mio. Franken. Das sind 4,6% mehr als im Vorjahr.
Coop habe in einem schwierigen Wirtschaftsumfeld ein erfreuliches Resultat erzielt, zog der Geschäftsleitungsvorsitzende Joos Sutter vor den Medien Bilanz. Die Gruppe habe ihre Ziele weitgehend erreicht und sei gar leicht gewachsen. So stieg der Gesamtumsatz nominal um 0,3%, real gar um 1,5% auf 27,8 Mrd CHF. Der Bruttogewinn stieg um 0,7% auf 1,93 Mrd CHF. Im Detailhandel in der Schweiz ging die Bruttogewinnmarge wegen Preissenkungen von 29,4 auf 29,1% zurück. Im internationalen Geschäft wurden dagegen Verbesserungen durch einen besseren Produktemix erzielt. Der Betriebsertrag (EBIT) stieg um 3,4% auf 737 Mio CHF.
Sortiment seit 2004 um 1,5 Mrd Franken verbilligt – Weitere Preissenkungen
Coop hat laut Sutter auch letztes Jahr die Preise von 1500 Produkten um einen dreistelligen Millionenbetrag gesenkt. Insgesamt verbilligte die Gruppe ihr Sortiment seit 2004 um 1,5 Mrd CHF. Nach Einschätzung Sutters wird der Druck auf die Preise anhalten.
Anpassung der Kostenstruktur
Angesichts der tiefen Gewinnmargen im Detailhandel – bei Coop stieg sie 2012 immerhin von 1,6 auf 1,7% – müsse die Kostenstruktur laufend angepasst werden, sagte Sutter. 2012 ging dies indes offensichtlich nicht auf Kosten des Personals. So stieg die Zahl der Vollstellen um 14 auf 64’416 an. Dagegen sollen Logistik-Grossprojekte in Schafisheim AG und Pratteln BL zu Einsparungen von jährlich über 70 Mio CHF führen.
«Qualität auch in schwierigen Zeiten gefragt»
Obwohl zahlreiche Konsumentinnen und Konsumenten ständig auf den Preis schielen, konnte Coop letztes Jahr mit nachhaltigen Produkten weiter zulegen. Qualität sei auch in schwierigen Zeiten gefragt, konstatierte Sutter. Im laufenden Jahr will Coop beim Umsatz mit Bio-Produkten erstmals die Milliarden-Grenze knacken.
Absatz mit Naturaplan-Produkten um 4,7 % gesteigert
Allein bei den Naturaplan-Produkten konnte Coop den Absatz letztes Jahr um 4,7% auf 816 Mio CHF steigern. Für 2013 hat sich das Unternehmen in diesem Segment die Verdoppelung des Wachstums zum Ziel gesetzt. Zum 20-Jahr-Jubiläums des 1993 von Coop lancierten Bio-Labels bringen dieses Jahr auch diverse Markenhersteller Bio-Produkte auf den Markt.
Pferdefleisch-Skandal: Ursachen in den diversen Handelsstufen
Obwohl sich Coop der Nachhaltigkeit verschrieben hat, ging der jüngste Fleischskandal auch an der Nummer Zwei im Schweizer Detailhandel nicht spurlos vorbei. Im Skandal um Pferdefleisch in günstigen Fertigprodukten habe die Kontrolle bei Coop indes schnell und professionell funktioniert, sagte Sutter. Die Ursache solcher Skandale sieht der Coop-Chef namentlich in den diversen Handelsstufen. Coop untersuche pro Jahr 50’000 Stichproben und unterziehe diese 500’000 Analysen.
Dass Coop zugleich Schweizer Bio-Produkte mit präziser Deklaration der Herkunft wie auch billige Convenience-Lebensmittel mit Zutaten unklarer Provenienz anbietet, ist Bestandteil der Strategie. Von der Konkurrenz unterscheiden will sich Coop namentlich auch durch die Differenzierung beim Sortiment. Dies führt dazu, dass Coop gegen 100 Biermarken führt, einzelne aber nur in einer oder zwei Filialen. (awp/mc/pg)