Coop steigert Gewinn trotz tieferen Detailhandelsumsätzen im 2016
Muttenz – Coop hat sich 2016 in einem schwierigen Umfeld gut behauptet: Der Gewinn stieg trotz rückläufiger Detailhandelsumsätze; der Gesamtumsatz legte dank Zukäufen im Grosshandel stark zu. Stark wuchsen die Online-Umsätze.
Unter dem Strich schrieb die Coop-Gruppe 475 Mio CHF Gewinn, wie am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz in Muttenz zu erfahren war. Das sind 59 Mio CHF mehr Gewinn als 2015. Damals hatte indes eine Rückstellung von 60 Mio CHF für die Pensionskasse den Gewinn gedrückt, womit er bereinigt fast gleich geblieben ist.
Der Gesamtumsatz stieg um 5,2% auf 28,3 Mrd CHF, womit Coop an Konkurrentin Migros vorbei zog – die Umsatzzahlen sind seit Januar bekannt. Bei Coop entfielen 12,2 Mrd CHF (+15ç) auf die Sparte Grosshandel/Produktion, während die Detailhandelssparte mit 17,2 Mrd CHF (-0,5%) Umsatz fast stabil war.
Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte um 6,6% auf 763 Mio CHF. Die Investitionen wurden um fast einen Drittel auf 1,9 Mrd CHF gesteigert. Ende Jahr stand die Coop-Gruppe bei insgesamt 73’451 Vollzeitstellen und 85’001 (+6,3%) Angestellten; davon arbeiten mit 55’077 zwei Drittel in der Schweiz.
Regionaler wirken
Angesichts des «herausfordenden Umfelds» habe Coop «gute Zahlen» erzielt, sagte Konzernchef Joos Sutter. Im Kerngeschäft, den Supermärkten, erodierte der Nettoerlös leicht, ebenso bei den Warenhäusern und Baumärkten. Coop leidet branchentypisch unter dem starken Franken samt Preisdruck und auch weiter unter dem Einkaufstourismus. Die Preissenkungen bezifferte er auf insgesamt 31 Mio CHF.
Zufrieden ist Sutter, weil Coop Marktanteile und Kundenfrequenzen gewonnen habe. Gut liefen die Nachhaltigkeitslabels, wovon allein Naturafarm mit über einer Milliarde Umsatz ein Plus von 6,3% verzeichnete. Das Miini-Region-Label – unter anderem mit 300 lokalen Biersorten – wuchs gar um 21% auf 170 Mio CHF Erlöse.
Entsprechend will Coop seine Läden rasch in die profitable Richtung lenken. Ein neuartiger Supermarktstil mit mehr Dialekt-Anschriften, mehr regionalen Produkten und mehr heimeliger Deko ist in zwei Filialen schon umgesetzt worden; bis Ende Jahr sollen es mindestens 45 Läden sein. Auch die Warenhäuser werden forciert aufgefrischt.
Mehr Service
Nachhaltigkeit sei Coops «grösstes Differenzierungsmerkmal», hielt Sutter fest. Daneben werden nun die diversen Convenience-Schienen ausgebaut und der Online-Marktplatz Siroop weiter vorangetrieben. Für die Onlinekundschaft soll bis Ende Jahr auch mehr als die Hälfte der Supermärkte zu Pickup-Abholstellen eingerichtet werden.
Heute machen die Onlineumsätze unter dem Strich knapp 1,4 Mrd CHF aus, was ein Plus von 15% bedeutet. Expansion steht auch bei der Gesundheit an: Zu den 23 bisherigen Fitnesscentern sollen 2017 mindestens sechs weitere dazu kommen. Mit Fooby soll zudem einen neue Marke samt eigener App mehr kochende Kunden bringen.
Im Grosshandel ist Coop neben der Schweiz in sechs Ländern bis nach Russland aktiv und Europas Nummer zwei. In dieser Sparte hat der Onlineanteil noch deutlich stärker zugelegt als im Detailhandel. Mit dem Zukauf von zwei Weinhändlern soll die Grosshandelstochter Transgourmet nun auch als Weinhändler stärker werden, wie es hiess.
Für das laufende Jahr ist Sutter «vorsichtig positiv»; er rechne mit ähnlichen Zuwachsraten wie 2016. Bei den Region-Produkten geht er von «zweistelligem» Wachstum aus. Für Siroop, der seit Jahresende intensiv beworben wird, mochte Sutter derweil keine Ziele beziffern; das sei als «Startup» halt ein «langfristiges Projekt». (awp/mc/upd/ps)