Corona-Regeln über Ostern meist eingehalten – Kein Stau am Gotthard

Bundesrat Alain Berset, Vorsteher EDI. (Foto: admin.ch)

Bern – Trotz des schönen Wetters über die Ostertage hat sich die Schweizer Bevölkerung gut an die Regeln zur Eindämmung des Coronavirus gehalten. Verstösse gab es zumeist von Jugendlichen oder von Familien. Die Menschen verzichteten auf eine Reise ins Tessin, der sonst übliche Stau am Gotthard blieb aus. Gesundheitsminister Alain Berset zeigte sich zufrieden.

Nach Polizeiangaben hielt sich die Mehrheit der Bevölkerung über das verlängerte Wochenende an die geltenden Corona-Regeln. Allerdings habe die Polizei immer wieder wegen Verstössen ausrücken müssen, sagte Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Montag. Diese seien oft von Jugendlichen und jungen Erwachsenen begangen worden.

Auch Familien verstiessen überdurchschnittlich häufig gegen die Regeln, wie Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen erklärte. Vielfach hätten mehrere Familien gemeinsam etwas unternommen, so dass die Gruppen deutlich mehr als die maximal erlaubten fünf Personen umfasst hätten. «Das Unverständnis, dass dies nicht erlaubt ist, war gross.»

Alles in allem zog Krüsi aber eine positive Bilanz. «Wir hatten mit mehr Verstössen gerechnet», sagte er. Erfreulich sei, dass die Disziplin von Tag zu Tag besser geworden sei – die Bevölkerung habe zunehmend gelernt, was erlaubt sei und was nicht.

Die Polizei versuchte meist mit Gesprächen und Aufklärung, die Situation zu klären. Bussen seien nur wenige ausgesprochen worden, sagte Krüsi. Vereinzelt seien «uneinsichtige und arrogante» Personen gebüsst worden, die sich auf abgesperrten Plätzen aufhielten. Auch zahlreiche andere Kantonspolizeien setzten auf Sensibilisierung, darunter jene von Bern, Zürich, Waadt und Genf und von der Innerschweiz.

Berset zufrieden mit der Bevölkerung
Gesundheitsminister Alain Berset zeigte sich am Montagabend denn auch zufrieden damit, wie sich die Bevölkerung in über die Ostertage verhalten hat. Es sei ein Signal, dass sich die Schweiz langsam in die Richtung von Massnahmelockerungen begeben könne. «Aber wir sind sicher nicht am Ende», betonte Berset.

Es sei nicht schlecht gelaufen, man müsse den Leuten dafür danken, sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Abend gegenüber Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Der Bundesrat habe immer betont, dass es nicht der Moment sei, ins Tessin oder in eine andere Gegend zu fahren. Die Bevölkerung habe sich daran gehalten, darüber sei er froh.

Zugang zu Ausflugszielen gesperrt
So zeigte sich auch die Polizei im besonders schwer betroffenen Kanton Tessin zufrieden. Die Tessinerinnen und Tessiner seien diszipliniert, sagte Stabschef Matteo Cocchi vor den Medien. Auch die Mitbürgerinnen und Mitbürger aus dem Norden hätten die Botschaft verstanden und seien zu Hause geblieben. An den touristischen Hotspots des Kantons sei es zu keinen nennenswerten Menschenansammlungen gekommen.

Um Menschenansammlungen an beliebten Ausflugszielen vorzubeugen, sperrten die Behörden in verschiedenen Kantonen vorsichtshalber gewisse Strassen, Parkplätze oder Spazierwege. So wurden zahlreiche Flanierzonen an Seen gesperrt. Am Montagnachmittag wurde zudem der Zugang zum beliebten Ostschweizer Wandergebiet Alpstein vorübergehend stark eingeschränkt, um Touristen fernzuhalten.

Hinweise aus Bevölkerung
Viele Hinweise auf Verstösse gegen die Regeln kamen von Bürgerinnen und Bürgern. Allerdings traf die Polizei vor Ort dann oft eine «coronakonforme» Situation an, wie Krüsi sagte. Manche Menschen seien besorgt und wollten eine gewisse Verantwortung übernehmen, erklärte Graser dazu.

Zudem seien viele Menschen in Zeiten der Coronakrise dünnhäutig und störten sich an Dingen, die für sie sonst kein Problem seien, sagte Krüsi. Es bestehe auch eine gewisse Überempfindlichkeit. Wahrscheinlich auch deshalb gab es überdurchschnittlich viele Meldungen wegen Ruhestörung oder Lärmbelästigung. Da die Menschen derzeit mehr Zeit zuhause verbringen, kam es vermehrt zu Konflikten zwischen Nachbarn, wie Krüsi ausführte.

Dass die Leute vermehrt zuhause blieben, zeigte sich auch auf den Strassen. So gab es für einmal an einem Osterwochenende freie Fahrt Richtung Süden. Der Gotthard blieb das ganze verlängerte Wochenende über staufrei.

Das Verkehrsaufkommen auf der Autobahn A2 in Fahrtrichtung Süd war enorm gering, wie die Kantonspolizei Uri am Montag mitteilte. Verglichen mit dem Vorjahr betrug dieses am Karfreitag noch rund vier Prozent. Am Ostersamstag waren es acht und am Ostersonntag und -montag wieder rund vier Prozent

Raser und «Protzer» als Problem
Zahlreiche Auto- und Motorradfahrer schienen die relativ leeren Strassen jedoch mit Rennstrecken verwechselt zu haben. Besonders viele Raser zog die Aargauer Polizei nach Geschwindigkeitsmessungen auf der A1 bei Spreitenbach aus dem Verkehr.

Die beiden schnellsten Autos, gelenkt von jungen Männern, waren mit 235 respektive 224 statt der erlaubten 120 Stundenkilometer unterwegs. Später zog die Polizei noch einen 22-jährigen Autolenker aus dem Verkehr, der in der Nacht auf Sonntag gleichenorts mit 219 Stundenkilometern erfasst worden war.

Am Brünigpass im Kanton Bern wurde am Karfreitag eine Motorradgruppe aus dem Verkehr gezogen. Der Schnellste der Gruppe war ausserorts mit Tempo 172 bergwärts unterwegs, die anderen vier hatten zwischen 151 und 163 Kilometer pro Stunde auf dem Tacho.

Die Raser und «Protzer», welche die leeren Strassen vermehrt in Beschlag nähmen, seien zunehmend ein Problem, sagte Graser. Bei der Kantonspolizei seien über die Ostertage laufend Lärmklagen eingegangen, die sich auf meist sehr junge Männer bezogen hätten, die in leistungsstarken Autos herumgefahren seien und mit unnötigen Beschleunigungsmanövern bewusst Lärm verursacht hätten. (awp/mc/ps)

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