Kloten – Die Fluggesellschaft Swiss ist vergangenes Jahr wegen der Coronakrise tief in die roten Zahlen gerutscht. Um zu sparen, prüft sie tiefe Einschnitte und den Verkauf von Teilen der Flotte.
Wegen den Reiserestriktionen zur Eindämmung der Coronapandemie reisten 2020 nur noch 4,8 Millionen Passagiere mit der Swiss. «Das ist etwa die gleiche Zahl, die die Swissair vor 50 Jahren transportierte», sagte Finanzchef Markus Binkert bei der Präsentation der Zahlen am Donnerstag. Im Vorjahr hatte die Airline noch gut 18,5 Millionen Fluggäste an Bord begrüsst.
In der Folge brach der Umsatz der Swiss im Gesamtjahr um 65,2 Prozent auf 1,85 Milliarden Franken ein und es resultierte ein operativer Verlust von 654 Millionen Franken.
Um die hohen Verluste abzuschwächen, hat die Swiss gespart. Man habe die Fixkosten um ein Drittel senken können, beispielsweise durch das Stoppen von nicht notwendigen Projekten, geringere Marketingausgaben und mit Kurzarbeit, erläuterte Binkert.
Mitarbeiterzahl um 500 geschrumpft
Zudem reduzierte die Swiss die Anzahl der Mitarbeitenden dank natürlicher Fluktuation, Frühpensionierungen und Teilzeitmodellen um rund 500 auf gut 5’100 Stellen. Dieses Jahr sollen weitere 500 Stellen auf diese Weise abgebaut werden.
Verkleinert wird auch die Chefetage: Thomas Frick, der operative Chef, tritt Ende Monat planmässig zurück. Sein Posten wird nicht neu besetzt, womit sich die Geschäftsleitung von vier auf drei Mitglieder verkleinert. Insgesamt sei die Zahl der oberen Führungsebene vergangenes Jahr um 20 Prozent verkleinert worden, wurde betont.
Es braucht aber weitere Sparanstrengungen. Derzeit würden «alle Optionen geprüft», sagte CEO Dieter Vranckx, der bei der Präsentation der Zahlen seinen ersten grossen Auftritt in der neuen Funktion hatte. Zur Diskussion stehe etwa eine Reduktion der Flotte.
Liquidität bis 2022 gesichert
Die bundesrätliche Entscheidung über eine allfällige Verlängerung der Kurzarbeit spielt laut Vranckx bei den Restrukturierungsentscheidungen eine untergeordnete Rolle: «Die Verlängerung der Kurzarbeit und eine Restrukturierung sind zwei Themen», sagte er.
Die Kurzarbeit sei zwar ein sehr geschätztes kurzfristiges Mittel, um den Geldabfluss zu reduzieren, «wir müssen uns aber strukturell verändern, nicht nur kurzfristig.» Für eine genauere Erläuterung der geplanten Massnahmen sei es aber noch zu früh.
Zu Gerüchten aus den Medien, dass der Swiss bereits im Sommer das Geld ausgehen könnte, sagte Finanzchef Markus Binkert: «Zurzeit haben wir noch ungefähr 1 Milliarde, der monatliche Verbrauch hält sich in Grenzen.» Man habe deshalb genug Geld bis ins nächste Jahr hinein.
Die Swiss hofft, dass sie im Hochsommer wieder etwa auf 65 Prozent der Vorkrisenkapazität kommt. Für das Gesamtjahr würden etwa 40 Prozent erwartet, so der Kommerzchef Tamur Goudarzi-Pour. Über 50 Prozent würden vermutlich dieses Jahr nicht erreicht, ergänzte Vranckx. Gewisse Szenarien gingen gar davon aus, dass bis 2024 erst 90 Prozent der Vorkrisenkapazität erreicht würden. «Das macht eine Verkleinerung notwendig», so Vranckx.
Auch Swiss-Mutter Lufthansa mit Rekordverlust
Auch die Swiss-Mutter Lufthansa hat vergangenes Jahr wegen der Pandemiekrise einen Rekordverlust eingefahren. Unter dem Strich stand ein Minus von 6,7 Milliarden Euro. Der Umsatz brach um 63 Prozent auf 13,6 Milliarden ein. (awp/mc/ps)