Coronakrise katapultiert die Onlineverkäufe in die Höhe
Zürich / Winterthur – Onlineshops erleben 2020 wegen der Coronakrise einen Wachstumsschub. Jedes zweite Internetgeschäft in der Schweiz verzeichnete in der Coronakrise einen Anstieg der Bestellungen von über 20 Prozent. Und der Schub dürfte längerfristig anhalten.
Vom Wachstum profitieren sowohl kleine als auch grosse Onlineshops, wie aus der am Donnerstag publizierten «Onlinehändlerbefragung 2020» der School of Management and Law der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hervorgeht.
Die Befragung basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter 330 Schweizer Onlineshops und wurde zwischen dem 6. Mai und dem 13. August 2020 durchgeführt. Es kam heraus, dass sowohl Shops für Privatkunden vom Wachstum profitierten wie auch Geschäfte mit einem Fokus auf Unternehmenskunden.
«Viele Onlineshops erlebten eine Umsatzsteigerung von bis zu 1’500 Prozent und konnten sich vor Bestellungen kaum retten», wird Studienautor Darius Zumstein in einem Communiqué zur Studie zitiert. Schweizer hätten wegen der temporären Schliessung von stationären Läden vermehrt online eingekauft.
Ausserdem hätten viele Menschen im Home-Office gearbeitet oder auch sonst deutlich mehr Zeit zu Hause verbracht. Sie änderten somit auch ihre Freizeitgestaltung, was die digitale Nachfrage nach Gütern wie Gartenutensilien, Lebensmitteln sowie Sport- und Spielwaren stark gesteigert habe.
Aufschwung dürfte anhalten
Aus denselben Gründen hätten auch die Online-Bestellungen von Produkten im Bereich Elektro, Computer und Multimedia stark zugenommen. Und trotz der besonderen Umstände des Wachstums rechnen die Onlinehändler nun nicht damit, dass der Aufschwung bald wieder abflaut.
82 Prozent der Befragten Shops erwarteten auch längerfristig eine moderate oder sogar starke Zunahme von Bestellungen. Viele Unternehmen planten dementsprechend verstärkte Investitionen in das digitale Geschäft, etwa einen Ausbau ihres Onlineshops oder des Online-Marketings.
Zu ähnlichen Resultaten wie die ZHAW war bereits die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) gelangt. In ihrer im Juli publizierten E-Commerce-Studie hatte diese prognostiziert, dass Schweizer in diesem Jahr 13 Milliarden Franken für Einkäufe im Internet ausgeben werden – 3 Milliarden mehr als noch 2019.
Das würde bedeuten, dass jeder Einwohner der Schweiz – vom Baby bis zum Altersheimbewohner – 2020 im Schnitt für etwa 1’500 Franken im Internet einkaufen würde. Eingerechnet wurden dabei jedoch auch Onlinekäufe von Flugtickets oder Zugbillette. Im vergangenen Jahr hatte der Schweizer Onlinehandel gemäss FHNW bereits eine neue Stufe erreicht, indem er erstmals die 10-Milliarden-Franken-Grenze knackte.
Rechnung und Kreditkarte
In der Studie der ZHAW wiederum wurden noch die beliebtesten Zahlungsmittel bei den Kunden abgefragt. An der Spitze liegen weiterhin die Rechnung und die Kreditkarte mit einem Anteil von 49 beziehungsweise 32 Prozent der Transaktionen.
Stark zugenommen hat aber die Verbreitung der Mobile-Payment-Plattform Twint, die inzwischen jeder zweite Schweizer Onlineshop anbietet. Technisch im Hintergrund abgewickelt werden die Zahlungsvorgänge am häufigsten über die Anbieter PayPal, PostFinance, Worldline/SIX Payment Services und Datatrans. (awp/mc/ps)