Bern – Weil die Krisensituation nicht mehr akut ist, wird sich die wissenschaftliche Taskforce des Bundes Ende März auflösen. Deren Präsidentin Tanja Stadler skizzierte deshalb am Dienstag vor den Medien in Bern die Handlungsfelder für die Zukunft im weiteren Umgang mit der Coronakrankheit aus Sicht der Wissenschaft.
Die Pandemie habe gezeigt, dass eine gute Luftqualität in Innenräumen sowie kollektives Maskentragen Individuum und Gesellschaft am besten schützten, sagte Stadler. Diese zwei einfachen Massnahmen müsse man in der Hinterhand behalten. Positiv Getestete sollten weiterhin zuhause bleiben, oder, falls das nicht geht, eine FFP2-Maske tragen.
Intensive Überwachung
Weiterhin ist laut Stadler eine intensive Überwachung der Epidemie nötig, um allenfalls rasch reagieren zu können. Ein besonderes Augenmerk sei zudem auf Long Covid und die psychische Belastung der Gesellschaft, insbesondere der Jungen, durch die Pandemie zu legen.
Die hohe Zahl psychiatrischer Behandlungen habe gezeigt, dass bestehende Angebot in einigen Bereichen nicht ausreichten. Stadler nannte die Behandlung von Angststörungen oder Depressionen bei jungen Menschen.
Die Wissenschaft werde weiter forschen und darüber kommunizieren, sei es über die Hochschulen oder die Forschungsinstitutionen. Wichtig sei auch das Zusammenspiel zwischen Politik und Wissenschaft. Dieses dürfe man nicht nur in Krisenzeiten ausbauen. Denn eines hat die Krise laut Stadler gezeigt: «Wenn wir gemeinsam und vorausschauend handeln, dann sind wir zu viel mehr fähig, als wir gedacht haben.»
Aktuell keine Empfehlung für zweite Auffrischungsimpfung
Das Bundesamt für Gesundheit und die Eidgenössische Kommission für Impffragen empfiehlt derzeit keine zweite Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus – weder generell noch für eine bestimmte Patientengruppe. Eine solche hätte derzeit nur eine geringe Wirkung. Eine zweite Auffrischungsimpfung führe zwar wieder zu hohen Antikörperspiegeln, bringe aber beim Schutz vor neuen Ansteckungen wenig Wirkung, sagte Christoph Berger, Präsiden der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif), am Dienstag vor den Medien in Bern. Das zeige eine Studie aus Israel.
Immungeschwächte Patientinnen und Patienten könnten aber trotzdem eine zweite Impfung bekommen. Sie müssten sich mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt absprechen.
Zwei Impfdosen eines MRNA-Impfstoffes gefolgt von einer Auffrischungsimpfung seien ein guter und anhaltender Schutz vor schweren Erkrankungen und Spitaleinweisungen. Dieser Schutz wirke auch gut gegen die mittlerweile zirkulierenden Varianten – insbesondere mit dem Booster – und auch bei der älteren Bevölkerung.
Kaum Schutz gegen neue Varianten
Allerdings lasse der Schutz bei der eigentlichen Ansteckung nach. Dieser Schutz sei kaum mehr gegeben bei neuen Varianten. Das habe man mit Delta und Omikron gesehen. Viele Geimpfte und/oder Genesene seien angesteckt worden. Aber es komme eben kaum mehr oder viel seltener zu Spitaleinweisungen und zu keinen benötigten Intensivbehandlungen mehr.
Ausserdem könne es sein, dass vor dem Herbst eine zweite Auffrischungsimpfung empfohlen werde. Je nach dem, wie die Schutzwirkung vor Infektionen anhalte. Es bleibe abzusehen, ob das nötig sein werde und wenn ja, bei wem. Es gelte aber, dieses Szenario vorzubereiten, damit der Plan umgesetzt werden könne, wenn die Situation eintrete. Berger denkt dabei etwa an ähnliche Aktionen wie bei der jährlichen Grippeimpfung. (awp/mc/pg)