Coronavirus: Stilllegung trifft ländliche Gebiete und Geringverdiendende stärker
Basel – Die Möglichkeit, im Homeoffice arbeiten zu können, beeinflusst die Folgen der Stilllegung wegen der Coronavirus-Pandemie. Dabei kommen Menschen mit hohen Einkommen in urbanen Gebieten weit besser weg als Geringverdienende in ländlichen Gegenden, wie eine Untersuchung der Universität Basel zeigt.
Mitarbeiter der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel haben untersucht, was für Bevölkerungs- und Berufsgruppen in welchen Wirtschaftssektoren und Arbeitsmarktregionen ihre Arbeit besser von zuhause aus erledigen können. Dieser Homeoffice-Index wirkt sich auf die Betroffenheit vom Lockdown aus, wie zwei am Dienstag veröffentlichten Analysen zeigen.
So sind Berufe mit strategischen, administrativen oder kreativen Aufgaben für das Homeoffice «erwartungsgemäss», wie es in einer der Studien heisst, besser geeignet als Berufe mit viel Kundenkontakt oder mit technischen oder handwerklichen Aufgaben. Weil die verschiedenen Regionen der Schweiz durch unterschiedliche Wirtschaftsregionen geprägt sind, hat dies geografisch gesehen unterschiedliche Auswirkungen.
Stadt-Land-Graben
Die Wirtschaftswissenschaftler orten hier einen Stadt-Land-Graben. Homeoffice ist in den Dienstleistungszentren wie dem Grossraum Zürich, der Region Zug und im Kanton Basel-Stadt weit verbreitet. Am untersten Ende orten die Studien ländliche Gebiete, zum Beispiel im Engadin oder im Bernischen Emmen- und Simmental. Im kantonalen Vergleich weist Basel-Stadt mit 67 Prozent den höchsten, der Kanton Kanton Appenzell Innerrhoden mit 27 Prozent den geringsten Wert im Homeoffice-Index aus.
Wegen den Unterschieden zwischen den Branchen und Regionen ist Homeoffice auch den verschiedenen soziodemografischen Gruppen ungleich verbreitet. Faktoren wie Ausbildung, Herkunft und Geschlecht beeinflussten die Berufswahl und damit auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, heisst es in einer der Studien.
Die markantesten Unterschiede zeigen sich in den Einkommensklassen. Für über 70 Prozent der Personen mit einem jährlichen Einkommen von über 130’000 Franken scheine Homeoffice gut möglich zu sein, heisst es. Dieser Wert nimmt mit sinkenden Einkommen stetig ab. Lediglich rund 30 Prozent der Menschen mit einem Einkommen von unter 65’000 Franken hätten die Möglichkeit, ihre Arbeit im Homeoffice zu erledigen.
Die Analyse der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel stützt sich auf eine entsprechende US-Studie. Mit einem sogenannten «Random-Forest»-Algorithmus seien die amerikanischen Berufsbeschreibungen auf schweizerische Verhältnisse übertragen worden, schreiben die Analysten in ihrem Beitrag. (awp/mc/ps)