Coronavirus verdirbt Schweizer Parahotellerie die Wintersaison
Zürich – Das Coronavirus hat der Schweizer Parahotellerie die Wintersaison massiv verdorben. Bis zum Ausbruch der Pandemie hierzulande sah die Saison glänzend aus. Seit den Schliessungen durch die Behörden im März ist die Bilanz aber rabenschwarz.
Fasse man den Winter (Anfang November bis Ende April) zusammen, zeige sich folgendes Bild: «Nach zunächst guten bis sehr guten Auslastungs- und Umsatzzahlen, folgte ab Mitte März ein starker Rückgang beziehungsweise ein Totalausfall», teilte die IG Parahotellerie Schweiz am Donnerstag in einem Communiqué mit.
So hätten die Übernachtungen in Schweizer Jugendherbergen (SJH) bis zu den Schliessungen durch die Behörden am 16. März 2020 um rund 7 Prozent zugenommen. Danach kam das Geschäft fast komplett zum Erliegen. «Ein Schock war die Schliessung der Skigebiete am 14. März. Wir hatten im April fast keine Gäste», hatte Janine Bunte, CEO Schweizer Jugendherbergen & Vorsitzende der IG Parahotellerie Schweiz am Vortag an einer Onlinekonferenz von Tourismusanbietern gesagt.
Schliesslich beendeten die Jugendherbergen die Wintersaison am 30. April mit einem Einbruch der Übernachtungen um 25 Prozent. Der Umsatz stürzte um 22 Prozent ab, wie die IG Parahotellerie Schweiz schrieb.
Geschäft eingebrochen
Ähnlich ist die Entwicklung bei den Reka-Feriendörfern: Diese konnten von November bis Februar gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent zulegen. Letztendlich liege die Winterbilanz jedoch bei einem Minus von 18 Prozent bei den Übernachtungen und 19 Prozent beim Umsatz, hiess es.
Beim Ferienhaus-Anbieter Interhome, der dem Reiseveranstalter Hotelplan gehört, kletterten die Reservierungen dank des idealen Winterwetters bis Mitte März um 9 Prozent, während der Umsatz um fast 12 Prozent stieg. Das Plus sei vor allem Schweizer Gästen zu verdanken. Nach dem Lockdown wurden keine Zahlen mehr erhoben.
Derweil erlitt TCS Camping eine veritable Vollbremsung. Die 5 der 24 Campingplätze, die im Winter überhaupt geöffnet hatten, verzeichneten bis Ende Februar ein Übernachtungsplus von 25 Prozent. Mit der behördlichen Schliessungsverordnung mussten ab Mitte März die Plätze geschlossen werden.
«Am 2. April hätte die Saison auf all unseren 24 Campingplätzen starten sollen. Die Buchungen für den Monat April waren sehr gut, insbesondere für die Ostertage erwarteten wir eine sehr hohe Auslastung», erklärte Oliver Grützner, TCS-Leiter Tourismus und Freizeit. Damit resultierte für den gesamten Winter (inkl. Ostern) aber ein Einbruch von knapp 80 Prozent.
Während der Schliessungen waren zahlreiche Mitarbeiter bei allen Anbietern auf Kurzarbeit.
Hoffen auf Schweizer Gäste
Für den Sommer hoffen die Anbieter auf die Schweizer Gäste, weil die ausländischen Touristen wegen der Reisebeschränkungen praktisch ausbleiben dürften. Allerdings könnten die heimischen Gäste den Wegfall der internationalen Kundschaft nicht kompensieren können.
«Jetzt mit den Lockerungen merken wir, dass es wieder losgeht», sagte Bunte. Zwar sei der Buchungsstand für Mai und Juni noch tief. Aber Juli und August sei die Buchungslage gut. Es werde schwierig, fehlende Übernachtungen wieder aufzuholen, weil eine gute Auslastung in den beiden Sommerferienmonaten die Norm sei. Dennoch träfen aufgrund von Reisebeschränkungen und der Absage von Grossanlässen und Schullagern noch immer Stornierungen ein. Die Jugis rechneten darum diesen Sommer mit einem Übernachtungs- und Umsatzrückgang von 30 Prozent.
Bei Interhome hätten in den ersten zwei Wochen nach Bekanntgabe des schrittweisen Ausstiegs aus dem Stillstand die Buchungen für die Monate Juli und August deutlich zugenommen, hiess es. Und bei den TCS-Campingplätzen lägen die Online-Reservationen für Juli und August weit über dem bereits guten Vorjahr (derzeit +69 Prozent). Bei der Reka-Gruppe Schweiz liefen die Buchungen für Sommer- und Herbstferienmonate gut. Allerdings «rechnen wir aktuell damit, dass wir die Saison um rund 20 bis 30 Prozent unter Vorjahr beenden werden», so Roger Seifritz.
Zur IG Parahotellerie Schweiz zählen Reka, Interhome, TCS Camping, die Schweizer Jugendherbergen sowie Bed and Breakfast Switzerland. Die fünf Partner generieren den Angaben zufolge zusammen 5 Millionen Logiernächte pro Jahr. (awp/mc/ps)