Credit Suisse erwartet 2012 BIP-Wachstum von 2%
Zürich – Die Ökonomen der Credit Suisse zeigen sich für die Schweizer Wirtschaft im kommenden Jahr trotz Frankenstärke «moderat optimistisch» und prognostizieren für 2012 ein Wachstum von 2%. Impulse für das kommende Jahr erwarten sie von der expansiven Geldpolitik, den Exportmärkten und einer weiterhin stützenden Binnenwirtschaft. Als Kernrisiko wird indessen die labile Schuldensituation in Europa gesehen.
«Die Weltwirtschaft hat zwar in der ersten Jahreshälfte beträchtlich an Schwung verloren, dennoch gehen wir nicht von einem Abgleiten in eine Rezession aus», kommentierte Martin Neff, Chefökonom Schweiz der CS vor den Medien in Zürich. Man rechne mit einer anhaltenden, wenn auch in den meisten Industrieländern zögerlichen Fortsetzung des Aufschwungs. Hauptimpulse seien unter anderem von der expansiven Haltung der Notenbanken und der starken Finanzlage der Unternehmen zu erwarten, sagte Oliver Adler, Leiter internationale Volkwirtschaften der Credit Suisse.
Deutlich über den Prognosen anderer Institute
Insgesamt könne sich die Schweizer Wirtschaft der langsameren Weltwirtschaft und den Turbulenzen an den Finanzmärkten zwar nicht entziehen. Die Abschwächung sei jedoch in der Prognose für 2011 (unverändert +1,9%) bereits abgebildet. Für 2012 wird das BIP-Wachstum auf 2,0% von im Mai geschätzten 2,2% korrigiert. «Damit sind wir deutlich höher als andere Institute, deren Konsens ich – nach der Halbjahresergebnis-Saison – auf rund 1,2% schätze», kommentierte Neff und ergänzte: «Das heute angekündigte Wechselkursziel der Nationalbank ändert unsere Prognose nicht.»
«Frankenstärke schmerzhaft, aber verkraftbar»
«Allen Unkenrufen zum Trotz scheint die Frankenstärke zwar schmerzhaft, aber verkraftbar», kommentierte der Chefökonom und ergänzte: «Die Daten sind klar besser als die Stimmung». Der wahre «Stress-Test» für die Schweizer Exportwirtschaft – die massive Aufwertungswelle des Frankens im Juli und August – sei in den bisher publizierten Daten jedoch noch nicht berücksichtigt. Entsprechend vorsichtiger veranschlagen die Volkswirte denn auch das Wachstum der Exporte für 2011 auf 3,5%. Für 2012 gehen sie jedoch mit 5% von einer leichten Beschleunigung aus – unter Annahme eines «etwas schwächeren» Frankens und keinem Abgleiten der Weltwirtschaft in eine Rezession.
Privatkonsum stützt weiter
Der private Konsum werde auch im 2012 weiterhin eine solide Säule des Wirtschaftwachstums ausmachen. Hauptreiber sind dabei laut den CS-Ökonomen die Kaufkraftgewinne in Folge tiefer Zinsen und billiger Preise. Die Ausrüstungsinvestitionen befänden sich hingen im Spannungsfeld zwischen günstigen Finanzierungsbedingungen und soliden Kapazitätsauslastungen auf der einen Seite und geschrumpften Margen auf der anderen Seite. Entsprechend wird ein schwächeres, aber positives Wachstum erwartet.
Immobilienpreise: «Temperatur steigt an»
Bei den Bauinvestitionen wird weiterhin von einem ungebrochenen Plus ausgegangen. Dabei könne von einer flächendeckenden Überbewertung der Immobilienpreise weiterhin nicht gesprochen werden. «Die Temperatur steigt aber an», kommentierte Neff.
Teuerungsrate von 1%
Im Jahresdurchschnitt rechnen die Ökonomen der CS mit einer Teuerung von 0,3% für 2011 und 1,0% für 2012. Die jüngste Aufwertung des Schweizer Frankens habe die Inflation nochmals gesenkt. Offensichtlich seien die Dank Frankenstärke günstigen Importpreise zumindest teilweise weitergegeben worden, heisst es.
EU-Schuldensituation als Kernrisiko
«Das Kernrisiko in diesem Bild bildet jedoch ohne Zweifel die labile Schuldensituation in der EU und die dadurch verschärfte Anfälligkeit der Banken», ergänzte Adler. Zudem würden die «Nonstop-Hiobsbotschaften vom Finanzmarkt aufs Gemüt schlagen.» In der Schweiz herrsche entsprechend eine schlechte Stimmung und es bestehe Gefahr, dass sich die Lage an der Stimmung anpassen könne, hiess es weiter.
BAK Basel erwartet 2012 BIP-Wachstum von 0,8%
Weniger optimistisch zeigen sich die Ökonomen von BAK Basel. Sie sehen die Schweizer Wirtschaft «am Rande der Rezession» und prognostizieren für das kommende Jahr 2012 lediglich noch eine Zunahme des realen Schweizer Bruttoinlandproduktes (BIP) um 0,8% (2011: +1,9%). Ausschlaggebend seien die kostenseitige Belastung durch den starken Franken sowie die mit einer insgesamt merklich verlangsamten Gangart der Weltkonjunktur nachlassende Nachfrage, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag.
Investitionsbereitschaft geht zurück
Ausserdem würden die hiermit verbundenen Export- und Gewinneinbussen die Investitionsbereitschaft der Schweizer Unternehmen zusätzlich belasten. Damit komme auch die bis anhin kräftige Erholung des Schweizer Arbeitsmarktes zum Erliegen. Es gebe jedoch Bereiche, welche sich dem schwierigen Umfeld entziehen könnten wie etwa die Schweizer Bauwirtschaft. In ihrer letzten BIP-Prognose vom Juni 2011 schätzten die BAK-Ökonomen für 2012 noch ein Wachstum von 1,8% (2011: +2,2%). (awp/mc/pg)