Zürich – Die Ökonomen der Credit Suisse haben ihre Konjunkturprognose leicht gesenkt. Ein Grund ist die Teuerung, auch wenn diese in der Schweiz nach wie vor kein «Monster», sondern nur ein «Mönsterchen» sei.
Die Experten der Grossbank erwarten neu für 2023 noch ein Wachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0,8 Prozent, wie sie am Mittwoch mitteilten. Bislang hatten sie ein Plus von 1,0 Prozent vorhergesagt.
Ein Belastungsfaktor sei die hohe Inflation, welche zu Reallohneinbussen, Kaufkraftverlusten und in der Folge zu einem geringeren Konsumwachstum führe.
«Letztmals gab es eine solche Situation, in der die Teuerung die Lohnerhöhungen über längere Zeit wegfrass, in den Neunzigerjahren», sagte Claude Maurer, Chefökonom Schweiz der CS, am Mittwoch vor den Medien.
Konsum nicht mehr so stark
Maurer sagt für die BIP-Komponente Konsum für 2023 denn auch nur noch ein Wachstum von 1,4 Prozent vorher. Im Vorjahr hatte ein Plus von 4,0 Prozent wesentlich zum Gesamt-BIP-Wachstum von 2,1 Prozent beigetragen.
Gleichwohl bleibe der Konsum wegen der guten Lage am Arbeitsmarkt eine Stütze der Schweizer Konjunktur und verhindere ein Abgleiten in eine Rezession. Denn andere Komponenten, die stärker von der internationalen Konjunktur geprägt seien, wiesen negative Vorzeichen auf. «Die Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe war zuletzt negativ», so Maurer.
Kampf mit der 2-Prozent-Marke
Die durchschnittliche Jahresteuerung erwarten die Experten der Grossbank nun 2023 bei 2,2 Prozent. Bislang war nur ein Wert von 1,7 Prozent prognostiziert worden. Im Jahresverlauf dürfte laut Maurer die Teuerung zwar zunächst sinken und im Sommer auch unter die wichtige Marke von 2 Prozent fallen, welche die Nationalbank als Obergrenze für Preisstabilität definiert.
«Im Herbst wird die Teuerung dann aber wegen der absehbaren Mietpreiserhöhungen wieder gefährlich nahe an die 2-Prozent-Marke herankommen», so der CS-Ökonom.
«Die Inflation ist in der Schweiz zwar auch damit nach wie vor nur ein Mönsterchen und kein Monster», sagte Maurer in Anspielung an eine Bemerkung von EZB-Chefin Christine Lagarde. Diese hatte kürzlich die deutlich höheren Teuerungsraten in der Eurozone als Monster bezeichnet, dem man auf den Kopf hauen müsse.
Gleichwohl werde die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht darum herum kommen, die Zinsen zu erhöhen, so Maurer. «Denn auch hierzulande ist die Inflation nicht nur zu hoch, sondern auch zunehmen breit abgestützt.» 40 Prozent aller Güter wiesen Preissteigerungen von über 2 Prozent auf.
Die CS-Experten erwarten für den März einen Zinsschritt um 75 Basispunkte, im Sommer dann von noch einmal 50 Basispunkten. Der SNB-Leitzins käme somit bei 2,25 Prozent zu liegen.
Energie bleibt ein Thema
Diese Massnahmen sollen dann laut den CS-Ökonomen dazu führen, dass die Teuerung 2024 auf 1,0 Prozent sinkt. Und für das BIP prognostizieren sie für 2024 ein Plus von 1,4 Prozent.
Hoffnung mache etwa die Energiesituation, sagte CS-Ökonomin Meret Mügeli. Die Schweiz habe generell gute Voraussetzungen, um eine allfällige Energiekrise im nächsten Winter gut durchzustehen. Dafür spreche etwa der Branchenmix. «So haben energiearme Sektoren wie die Pharma-, Uhren und Maschinenindustrie einen hohen Anteil an der Wertschöpfung», sagte sie.
Zudem ist es laut der Expertin möglich, dass die Wirtschaft mit weiteren Energiesparmassnahmen auf die drohende Knappheit reagiert habe und somit auf weniger Gas und Strom angewiesen sei. Allerdings, fügte sie an, gebe es nach wie vor Wirtschaftsbereiche, die auf Energie angewiesen seien. «Diese würden leiden», so Mügeli. (awp/mc/pg)