CS rechnet für 2015 weiter mit BIP-Wachstum von 0,8 %
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Zürich – Die Ökonomen der Credit Suisse belassen die Wachstumsprognosen für die Schweizer Wirtschaft unverändert bei 0,8 % für das laufende bzw. 1,2 % für das nächste Jahr. Mittels eines auf Kaufkraftparität basierenden Modells zeigen sie, dass der Schweizer Franken schon bei einem EUR/CHF-Wechselkurs von 1.20 für sämtliche Industriebranchen deutlich überbewertet war. Die mittlerweile noch stärkere Überbewertung des Frankens lastet insbesondere auf traditionellen Industriebranchen wie Textil, Papier und Metall, während sie auf die Pharma- und die Präzisionsinstrumente-Industrie nur wenig Einfluss hat.
Dank der vergleichsweise robusten Lage der Weltwirtschaft dürfte die Schweiz trotz Franken-Schock eine Rezession vermeiden können. Der konsumtragende «Super-Zyklus» – bestehend aus Zuwanderung, tiefen Zinsen und Immobilienboom – wirkt weiter, wenn auch nur schwach. Nur schon der erwartete Rückgang des Preisniveaus um 1,3% in diesem Jahr dürfte jedoch die Kaufkraft der Lohneinkommen um beinahe 5 Mrd Franken erhöhen. Starke Wachstumsimpulse für die Gesamtwirtschaft in der Schweiz sind aber weder 2015 noch 2016 zu erwarten.
Überbewertung beträgt für gewisse Branchen mehr als ein Drittel
Gemäss Einschätzung der Ökonomen der Credit Suisse befand sich der faire EUR/CHF-Wechselkurs vor der Aufgabe der Wechselkursuntergrenze durch die Schweizerische Nationalbank bei 1.24. Damit war der Franken Ende 2014 gesamtvolkswirtschaftlich gesehen nicht mehr überbewertet. In einer Analyse der fairen EUR/CHF-Wechselkurse für einzelne Branchen zeigen die Ökonomen jedoch, dass schon ein Wechselkurs von 1.20 für manche Industriebranchen zu teuer war. Anhand eines auf der einfachen Kaufkraftparität basierenden Modells errechnen sie für die Textil-, Kunststoff- sowie die Präzisionsinstrumente-Industrie eine Überbewertung des Frankens gegenüber dem Euro von 20%-30% im Jahr 2014. Für die Elektro-, Pharma- und Maschinenindustrie betrug die Überbewertung 10%-20%. Diese Werte würden sich 2015 um bis zu 15 Prozentpunkte erhöhen, sollte der EUR/CHF-Wechselkurs im Jahresdurchschnitt 1.05 betragen.
Vor allem die traditionelle Industrie leidet
Zur grossen Belastung wird diese Überbewertung des Frankens insbesondere in denjenigen Branchen, die bereits in den vergangenen Jahren eine schrumpfende Handelsbilanz aufgewiesen haben. Vor diesem Hintergrund sehen die Ökonomen insbesondere traditionelle Industriebranchen wie Textil, Papier und Metall stark unter Druck und erwarten für diese Branchen einen weiteren Produktionsrückgang, resp. eine Verlagerung der Tätigkeit ins Ausland.
Anders sehen die Ökonomen die Pharma- und die Präzisionsinstrumente-Industrie. Für diese Branchen zeigt dieses auf Kaufkraftparität basierende Modell zwar ebenfalls eine Überbewertung des Frankens an, jedoch konnten sie in den vergangenen Jahren einen zunehmenden Handelsbilanzüberschuss erwirtschaften. So ist die Nachfrage nach patentgeschützten Pharmazeutika oder hochspezialisierten Geräten gemäss den Ökonomen der Credit Suisse vielfach weniger preiselastisch als die Nachfrage nach Produkten der traditionellen Industrie. (Credit Suisse/mc/pg)