CS-Studie: Exportindustrie vergleichsweise schnell erholt
Exporte aus der Schweiz sind stärker von Weltkonjunktur als vom Wechselkurs abhängig.
Zürich – Die stark exportorientierte Schweizer Wirtschaft ist gut durch die Konjunkturkrise gekommen. Die Exportindustrie habe zwar stark unter der jüngsten Rezession gelitten, sich aber im internationalen Vergleich schnell erholt, wie die Ökonomen der Credit Suisse in ihrer aktuellen Studie zur Schweizer Exportindustrie aufzeigen.
Als Erfolgsfaktor bezeichnen die Experten das vergleichsweise wenig zyklische Branchenportfolio. Mittelfristig sei das Gros der Exportbranchen gut positioniert. Die im Aussenhandel zentralen Branchen wie die Pharma-, die Maschinen- und die Uhrenindustrie verfolgen dabei eine ausgeprägte Qualitätsstrategie, dank der sie im internationalen Wettbewerb erfolgreich bestehen können. Deswegen ist die Schweizer Exportindustrie auch weniger anfällig auf Preisschwankungen.
Negative Effekte längerfristig nicht ausgeschlossen
Entsprechend treffe der gegenwärtig starke Schweizer Franken diese Güter kaum. Darüber hinaus zeigt sich, dass die Nachfrage nach Schweizer Exporten kurzfristig wesentlich stärker von der Weltkonjunktur als vom Wechselkurs abhänge. Langfristig könnten jedoch bei einer ausgeprägten Aufwertung des Schweizer Frankens negative Auswirkungen auf den Werkplatz Schweiz, wie z.B. Produktionsverlagerungen, nicht ausgeschlossen werden, erklärte Studienleiter Martin Neff an der Medienkonferenz am Mittwoch.
Exporteure stehen Frankenstärke nicht tatenlos gegenüber
Zudem stehen Exporteure der Frankenstärke nicht tatenlos gegenüber, sondern ergreifen Massnahmen zur Ertragssteigerung oder Kostensenkung, welche mittel- bis langfristig Wirkung haben dürften. Die häufigsten Reaktionen sind gemäss einer Umfrage der Credit Suisse Einkäufe in Fremdwährungen, Investitionen in die Erschliessung neuer Märkte und natürliches Hedging.
Verbesserungspotential bei geographischer Diversifikation
Trotz des guten und relativ unzyklischen Branchenportfolios bestehe jedoch Verbesserungspotential bei der geographischen Diversifikation, so die Studie weiter. Hier gebe es jedoch deutliche Unterschiede bei den einzelnen Branchen. Während die Pharma- und Uhrenindustrie bereits über eine deutliche geographische Diversifikation verfügen, sei bei Kunststoff, Medizinaltechnik, Mess- und Kontrollinstrumenten und beim Metall eine relativ hohe Konzentration auf einzelne Märkte feststellbar.
BRIC-Staaten werden wichtiger
Gemäss Studie dürften dabei vor allem die BRIC-Staaten stark an Bedeutung gewinnen. Nach Berechnungen der CS dürften diese im Jahre 2030 rund 28% des weltweiten BIPs erwirtschaften. Dies werde auch die Schweizer Exportstruktur verändern. So dürfte sich der Anteil der Exporte in die BRIC-Staaten bis 2030 von heute 10% auf etwa 50% verfünffachen.
Traditionelle Exportmärkte verlieren an Bedeutung
Ebenfalls deutliches Wachstum erwarten die Experten für die Next 11 Staaten (wie z.B.: Mexiko, Türkei, Südkorea) sowie für Südostasien. Vor allem für Südostasien erwarten die Autoren der Studie eine Verdreifachung des Exportvolumens. Dem Gegenüber werden die traditionell wichtigsten Exportmärkte EU und USA relativ an Bedeutung verlieren, auch wenn das Exportvolumen in diese Staaten weiter wachsen werde. So dürfte der Anteil der Exporte in diese Länder von heute 80% auf etwa 40% sinken, in absoluten Zahlen jedoch rechne man mit einem Anstieg der Exporte nach z.B. Deutschland von heute 35 Mrd CHF auf 75 Mrd CHF. (awp/mc/ps/upd/ss)