Cytos will den Konkurs verhindern
Cytos-CEO Christian Itin.
Schlieren – Die Biotechfirma Cytos will den drohenden Konkurs mit einer mehrstufigen Restrukturierung der Darlehens- und Wandelschuldverschreibungen abwenden. Im Erfolgsfall winken den Gläubigern ein exklusiver Lizenzvertrag mit OnCore Biopharma und Erträge von 500 Mio USD und mehr. Am Ende könnte dann eine bereinigte Cytos als «Börsenmantel» dienen. Die Obligationäre und Aktionäre greifen vorerst zu und lassen die Titel deutlich steigen.
Die Gläubiger der nachrangigen Wandelobligation sollen am 26. Januar an einer ausserordentlichen Versammlung über die Umwandlung des Titels in Aktien entscheiden. Eine Zustimmung von zwei Dritteln all dieser Gläubiger sei notwendig, damit die Geschäfte weitergeführt werden können, heisst es in der Mitteilung vom Dienstag.
Am 20. Februar müsste Cytos die 5,75%-Wandelanleihe im Wert von 19,3 Mio CHF zurückzahlen. Vor dieser Wandelanleihe werden im Februar zudem Wandeldarlehen im Wert von 22,2 Mio CHF fällig, die das Unternehmen nicht vollständig zurückzahlen kann. Die flüssigen Mittel würden dann lediglich maximal 16 Mio betragen, hiess es weiter. Cytos sei deshalb ausserstande, das Darlehen vollständig sowie die Wandelanleihe auszuzahlen.
Cytos will maximal 77,49 Mio neue Aktien ausgeben
Im Zuge der Umwandlung der Wandelanleihen in Aktien sinkt deren Wandlungspreis von 7,71 CHF auf 0,25 CHF. Dies entspricht laut Cytos dem derzeitigen Marktpreis der Aktie (Schlusskurs am Montag: 0,23 CHF). Jede Wandelanleihe von nominal 2’500 CHF werde dann in 10’000 Cytos-Aktien zwangsgewandelt. Pro umgewandelte Wandelanleihe will Cytos zudem eine Prämie von 25 CHF zahlen. «Ich bin überzeugt, dass ein ‹Bondholder› mit einer Wandlung besser dran ist als mit einer Liquidation.» Ansonsten sei ein Totalverlust «höchstwahrscheinlich», sagte CFO Harry Welten im Gespräch mit AWP. Insgesamt will die Firma für die Umwandlung maximal 77,49 Mio neue Aktien ausgeben. Die Schaffung dieser Aktien bedarf der Zustimmung der Aktionäre an einer ausserordentlichen Generalversammlung, welche zu gegebenem Zeitpunkt einberufen werde.
Verhandlungen mit institutionellen Darlehensgebern
Nach einer erfolgreichen Restrukturierung der Wandelobligation sollen Gespräche mit den vier Darlehensgebern aufgenommen werden, wie Welten weiter sagte. Die Investoren venBio Global Strategies, Amgen Investments, Abingworth Bioventures und Aisling Capital haben Cytos bekanntlich ein vorrangiges Wandeldarlehen gewährt. «Es sind nur vier Investoren und (…) sie haben bisher substanzielle Mittel von insgesamt über 50 Mio CHF investiert. So können wir davon ausgehen, dass ein Interesse (an einer Lösung) besteht», sagte der Finanzchef weiter.
Lizenzvereinbarung geplant
Als Aussicht für die künftigen Aktionäre teilte Cytos gleichentags mit, dass mit der US-amerikanischen OnCore Biopharma eine Lizenzvereinbarung vereinbart wurde. Die Lizenzvereinbarung tritt aber erst in Kraft, wenn die Wandelanleihen in Aktien umgewandelt wurden. OnCore Biopharma erhält demnach eine exklusive Lizenz an der klinisch validierten virusähnlichen Plattform (VLP Plattform) für die Entwicklung und Kommerzialisierung von Produkten zur Behandlung und Prävention von viralen Hepatitis B-Infektionen.
Für das erste Produkt in jeder von sechs möglichen Produktkategorien auf dem Gebiet von Hepatitis B, welche unter der Lizenz entwickelt werden können, erhält Cytos Meilenstein-Zahlungen bis zu maximal 67 Mio USD oder ein Maximum von 402 Mio, falls OnCore ein Produkt in jeder Kategorie entwickelt. Hinzu kämen kommerzielle Meilensteine von bis zu 120 Mio sowie Lizenzgebühren von erfolgreich entwickelten Produkten.
Als weiteren Schritt – nach der Konvertierung der Wandelobligation in Aktien und der Lösung für das Wandeldarlehen – sieht der Finanzchef Möglichkeiten wie einen «reverse merger». «Die Idee ist ganz klar. Wir wollen eine bereinigte Cytos, frei von Schulden, als Transportmittel zur Verfügung stellen – für jemanden der an die Börse will», so Welten gegenüber AWP weiter.
Kurssprung des früheren Börsenstars
Die Aussicht auf die Verhinderung eines Konkurses verhilft den SIX-kotierten Wandelobligationen und Aktien von Cytos zu einem Kursprung. Die Aktie haussierte um 43 %. Auch der Wert deren 5,75%-Anleihe vervierfachte sich auf 40%. Die Titel waren allerding seit Monaten quasi «klinisch tot». Seitdem im letzten April der letzte Hoffnungsträger, ein Asthma-Medikamentenkandidat, in klinischen Tests keine Wirksamkeit gezeigt hatte, dümpelten die Aktien um den Wert von 0,15 CHF. Im Jahr 2007 waren die Aktien auf ein Allzeithoch von knapp 153 CHF geklettert.
Cytos gab im Mai 2014 das Herunterfahren ihrer operativen Tätigkeit bekannt. Seither versuchte das Unternehmen, Käufer oder Lizenznehmer für seine Forschungsplattform sowie die darauf laufenden Programme zur Entwicklung von Wirkstoffen zu finden.
Die 1995 als Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule gegründete Cytos war mit dem Anspruch angetreten, gegen praktisch alles eine Impfung bereit zu haben: Neben Asthma sollten unter anderem auch Nikotin- und Kokainsucht, Heuschnupfen, Fettleibigkeit, Melanome und Bluthochdruck einfach weggespritzt werden können. (awp/mc/pg)