Zehn Prozent in Grossbritannien, knapp neun Prozent in der Eurozone – nur in der Schweiz liegt die Inflation deutlich niedriger. Was macht sie besser, um die Preise stabil zu halten?
Für die einen ist es nur ein Brokkoli. Knapp 300 Gramm, nahezu kein Fett, dafür zahlreiche Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Schnell zubereitet, mit etwas Olivenöl und Salz verfeinert, fertig.
Für die anderen ist dieser grüne Kopf der Beleg dafür, dass etwas aus dem Lot geraten ist. Denn Brokkoli gehört zu den Lebensmitteln, die zurzeit mit etwas Glück in der Schweiz günstiger zu haben sind als in Deutschland.
Er setzt damit eine Gewissheit ausser Kraft, die sowohl Deutsche als auch Schweizer seit Jahrzehnten begleitet: Wer sparen will, kauft besser in Deutschland ein.
Nach dem Franken-Schock im Januar 2015, als die Schweizer Währung quasi über Nacht um etwa zwanzig Prozent aufgewertet wurde, bildeten die Autos aus Basel, Schaffhausen, Bern und Zürich lange Schlangen vor den Supermärkten in Weil am Rhein, Kreuzlingen und anderen deutschen Grenzstädten.
Inzwischen ist der Franken stärker als er 2015 war – man bekommt unterdessen einen Euro und vier Cent dafür. Trotzdem zitierte etwa die »Neue Zürcher Zeitung« vor einigen Tagen in einer Reportage aus Lörrach einen enttäuschten deutschen Einzelhändler: »Die Schweizerinnen und Schweizer müssten eigentlich bei uns Schlange stehen – aber sie kommen nicht.«
Die Gründe dafür sind vielfältig.