Die 300 reichsten Schweizer: Ikea-Erben ungefährdet
Zürich – Seit der Finanzkrise vor zehn Jahren ist das Vermögen der 300 Reichsten der Schweiz pro Jahr im Durchschnitt um 28 Milliarden Franken gewachsen. Im laufenden Jahr hat sich der Zuwachs allerdings deutlich abgeschwächt: Nur noch um 1,7 Milliarden Franken stieg es an. Gemeinsam besitzen die 300 Reichsten neu 675 Milliarden Franken, wie das Wirtschaftsmagazin Bilanz am Donnerstag bekanntgab. Ungeachtet des geringeren Wachstums seien sie aber noch nie so vermögend gewesen wie heute.
Ein Vermögen von 100 Millionen Franken ist nötig, damit man in die Liste der 300 Superreichen aufgenommen wird. Fünfzehn Personen oder Familien haben dieses Jahr diesen Status neu erhalten. Die Debütanten bringen zusammen 6,6 Milliarden Franken auf die Waage.
Technologie-Chef von Alphabet mit Milliardenvermögen
Der finanziell gewichtigste Zuwachs ist Marc van der Straten-Ponthoz mit einem Vermögen von 1,5 bis 2 Milliarden Franken. Auf Platz zwei der Neuen steht Urs Hölzle. Seit 20 Jahren ist er Technologiechef der Google-Mutter Alphabet. Sein Vermögen beläuft sich auf knapp eine Milliarde.
Nicht ganz so viel Geld, dafür ebenfalls ein grosses Mass an Bekanntheit, bringt unter den neuen Personen auf der Liste der Politiker Hermann Hess mit. Der einstige Nationalrat (FDP) verwaltet laut dem Magazin ein Immobilienportfolio im Wert von über 200 Millionen Franken.
Ikea-Familie unangefochten auf Platz 1
Die reichste Familie auf der gesamten Liste ist aber nach wie vor die Ikea-Familie Kamprad. Sie hält seit 17 Jahren ununterbrochen die Spitzenposition. Die Möbelhändler haben 2018 ihr Vermögen um 2 Milliarden Franken vermehrt. Neu besitzen die Kamprads 50 bis 51 Milliarden Franken. Firmengründer Ingvar Kamprad selbst war im Januar gestorben. Seine drei Söhne Jonas, Peter und Mathias leiten heute den Konzern, wobei alle drei den Schweizer Pass besitzen.
Jorge Lemann verliert 7 Milliarden
Dafür gab es auf den Plätzen zwei und drei der Liste eine Veränderung. Der Brasilien-Schweizer Jorge Lemann hat neu nur noch die Bronzemedaille. Die schwachen Aktienmärkte liessen sein Vermögen 2018 um 7 Milliarden auf geschätzte 21 bis 22 Milliarden absacken. Überholt wurde er somit von den Basler Roche-Familien Hoffmann und Oeri.
Chanel-Neueinschätzung bringt Gérard Wertheimer 8 Mrd Franken mehr
Nebst «Verlierer» Jorge Lemann gibt es 2018 mit Gérard Wertheimer auch einen klaren Gewinner zu vermelden. Sein Vermögen ist um 8 Milliarden Franken auf 18 bis 19 Milliarden gestiegen. Die Vermehrung ist aber einzig das Resultat einer Neueinschätzung, was den Wert seines Modehauses Chanel anbelangt.
Insgesamt haben die «Top Ten» dieses Jahr 2 Milliarden Franken dazugewonnen. Sie besitzen zusammen 203 Milliarden. Drei Prozent der 300 Reichsten halten damit 30 Prozent des Gesamtvermögens aller Reichsten.
Vekselberg und die Blochers steigen ab
Nicht mehr in den «Top Ten» ist dafür der Wahlschweizer Viktor Vekselberg. Als sein Name auf die Russland-Sanktionsliste der US-Regierung kam, gerieten wichtige Firmenbeteiligungen unter Druck. Vekselberg verlor 3 Milliarden Franken.
Ebenfalls aus der Liste der zehn Reichsten gefallen ist die Familie Blocher. Der Schwächeanfall der Aktien von Ems-Chemie sowie Dottikon ES schmälerte die Blocher’sche Habe um eine Milliarde.
Betrachtet man das Vermögen der 300 Reichsten über Zeit, so ist es seit 1989 rund dreimal stärker gewachsen als das Bruttoinlandprodukt der Schweiz. Würde ihr Geld auf die gesamte Bevölkerung der Schweiz verteilt, erhielte jeder Bewohner 79’400 Franken. (awp/mc/pg)