Die falsche Sicherheit der Geimpften aufgrund unzuverlässiger Daten

Der Druck auf Ungeimpfte hat in letzter Zeit deutlich zugenommen, vor allem, da praktisch nur noch Ungeimpfte hospitalisiert und IPS-Betten belegen würden. Auch Todesfälle durch Corona gäbe es praktisch nur bei Ungeimpften. Wir haben dort nachgefragt, wo diese Daten anfallen: In den Spitälern. Mit erstaunlichem Ergebnis.

Von Helmuth Fuchs

Vorneweg: Die Impfung ist ein Kernelement zur Bekämpfung von Corona und verhindert bei Risikogruppen (Menschen über 65, am deutlichsten bei Menschen über 80, Menschen mit vorbelastenden Krankheiten und geschwächtem Immunsystem) die schweren Verläufe und das Todesfallrisiko signifikant. Deshalb ist die Impfung bei den Risikogruppen zu Recht empfohlen und der Anteil der Geimpften in diesen Gruppen beträgt schon deutlich über 80%.

Schon bevor der Bundesrat die weitgehende Zertifikatspflicht beschloss, begannen nach der auf FerienrückkehrerInnen aus Kosova, Albanien und Nordmazedonien zurückzuführende so genannten «vierten Welle» die Zahlen deutlich zu fallen. Die Spitze der Positivitätsrate mit 13.5% war am 20. August 2021. Die Anzahl der täglichen Tests wurde von 22’000 bis auf aktuell 44’000 kontinuierlich gesteigert, wobei gleichzeitig die Positivtätsrate von 13.5% auf aktuell 4.7% ebenso deutlich fiel. In einer echten, schweizweiten Welle, wie das im letzten Herbst der Fall war, wären beide Zahlen im gleichen Mass gestiegen.

Wenn man annimmt, dass aktuell vor allem Ungeimpfte sich testen lassen, würde das bedeuten, dass das Virus bei den Ungeimpften nicht grassiert und sie nicht die Allein- oder eventuell nicht einmal die Haupttreiber für die weitere Verbreitung des Viruses sind, da sie sich gezwungenermassen vorsichtiger verhalten und sich weniger an Orten aufhalten, wo die höchste Ansteckungsgefahr besteht.

Um besser zu verstehen, wie die Daten zu den Spitälern zustande kommen, habe ich am 17.09.2021 zwischen 09:00 und 11:30 die drei grössten Spitäler meines Heimatkantons Schwyz und drei Spitäler in Zürich telefonisch angefragt zu ihrer Praxis bezüglich der Aufnahme von Geimpften, Zertifikatsinhaber und Ungeimpften in die stationäre Behandlung.

Die Resultate:

Mit Ausnahme des Spitals Lachen und des Unispitals Zürich werden in den sechs angefragten Spitälern bei der Patientenaufnahme Geimpfte oder Zertifikatsinhaber nicht getestet. Dies im Gegensatz zu den Ungeimpften ohne Zertifikat, die standardmässig getestet werden. Da Geimpfte Träger des Virus sein und dieses auch weiter verbreiten können, führt diese Praxis dazu, dass darauf basierende Aussagen zumindest mit Vorsicht zu geniessen sind.

Wird ein Geimpfter mit Corona wegen einer anderen schweren Krankheit hospitalisiert und verstirbt im Verlaufe der Behandlung, wird er mit grösster Sicherheit als Todesfall aufgrund seiner ursprünglichen Krankheit in die Statistik eingehen. Wird ein Ungeimpfter mit denselben Voraussetzungen aufgenommen, wird er gemäss Aussagen auch von Spitalmitarbeitenden sehr wahrscheinlich als Corona-Todesfall in der Statistik geführt.

In der aktuellen Situation werden die rund 40% Ungeimpften genauer erfasst und lassen sich häufiger testen als die Geimpften. Wenn dabei die Zahlen überall rückläufig sind ist dies ein Hinweis darauf, dass die Ungeimpften sich gut an die Massnahmen halten, welche die Ausbreitung verlangsamen und so das Gesundheitswesen schützen.

Solange Spitäler Geimpfte und Zertifikatsinhaber bei Spitaleintritt nicht testen, obschon diese genau so Virenträger und -Verbreiter sein können, ist die Situation offenbar weder besonders bedrohlich noch sind die daraus abgeleiteten Daten besonders zuverlässig.

Bei 60% Geimpfter und einem zusätzlichen geschätzten Anteil von wahrscheinlich 20% der Bevölkerung, welche schon Kontakt mit dem Virus hatten, ohne daran schwer zu erkranken, wird in absehbarer Zeit jeder und jede in der Schweiz eine gewissen Immunität erlangt haben, entweder durch natürliche Ansteckung oder durch die Impfung.

Zeit also, diskriminierende Massnahmen zurückzunehmen und in der Bevölkerung wieder für ein wenig mehr Gelassenheit zu sorgen.



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