Biel – Das Jahr 2017 ist für die Schweizer Uhrenindustrie im Zeichen der Erholung gestanden. Nach zwei Jahren mit starken Rückgängen dürften die Exporte in diesem Jahr wieder in Nähe der Marke von 20 Mrd CHF rücken, oder sogar darüber liegen.
Die Uhrenmacher haben ihr Lächeln wiedergefunden. Von einem «vorsichtigen Optimismus» spricht Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH). «Die Weltkonjunktur hat sich verbessert und der chinesische Markt hat mit einem Sprung von 20% spektakulär zur Form zurückgefunden», sagte Pasche in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.
Die Chinesen hingen immer noch stark an Luxusprodukten, auch nach der «negativen Periode» während der Anti-Korruption-Kampagne der Regierung, sagte Pasche. Die Auswirkungen dieser Kampagne trafen die Uhrenindustrie laut Pasche schwer.
Nach elf Monaten in diesem Jahr seien aber nun zwei Drittel der 30 wichtigsten Märkte der Schweizer Uhrenindustrie im Plus. Die 20-Milliarden-Franken-Marke liegt laut Pasche in Griffnähe. Das wäre schon ein beachtlicher Sprung, nachdem die Exporte im Vorjahr nur gerade 19,4 Mrd CHF erreichten. Im Rekordjahr 2014 waren es noch 22,2 Mrd gewesen – seither ging es bergab.
Hongkong im Hoch
Der grösste Abnehmer Hongkong – wichtig wegen seiner Rolle im Tourismus und als Drehscheibe für andere Länder – wachse wieder nach den Rückgängen der vergangenen Jahre, sagte Pasche weiter. Zwischen Januar und November betrug das Wachstum 5,3%.
In die USA, dem zweitwichtigsten Markt noch vor China, gingen die Exporte um 4% zurück. Pasche sieht aber ein «grosses Potenzial». Denn viele Uhren, die in den USA über den Onlinehandel verkauft werden, sind via andere Länder eingeführt worden.
Wiederum hielten die Uhrenhersteller ständig ein Auge auf dem Frankenkurs zum Euro: Dass der Franken sich in den vergangenen Monaten abschwächte, sei erfreulich, sagte Pasche. Die acht Rappen, die der Frankenkurs zum Euro seit Juli nachgab, seien eine «gute Nachricht». 34% der Exporte gehen nach wie vor nach Europa.
Lieferanten leiden
Vom Wachstum bei den Uhrenexporten, das sich im März nach 20 negativen Monaten wieder eingestellt hat, profitieren indes nicht alle. «Die grossen Marken sind besser aufgestellt als die kleinen – und die Zulieferer leiden nach wie vor», sagte Pasche weiter.
Für das nächste Jahr zeigt sich der Verbandspräsident «vorsichtig optimistisch». Er erwarte ein Wachstum in der Grössenordnung des laufenden Jahres und hoffe, dass die Uhrenindustrie möglichst breit davon profitieren könne.
Im Zusammenhang mit der Krise bei der Uhrenmesse Baselworld, die im März ihre Tore mit noch halb so vielen Ausstellern wie einst öffnen wird, sagte Pasche, es sei prinzipiell wichtig, dass die Uhrenbranche solche Schaufenster behalte. Im Onlinezeitalter seien es jedoch nicht mehr weltweite Schaufenster. Aber: «Die wichtigsten Vitrinen müssen in der Schweiz bleiben.» (awp/mc/ps)