Digitalisierung: Für die Medien Herausforderung und Chance zugleich
Die Bevölkerung verlegt ihren Medienkonsum immer mehr auf den elektronischen Weg. (Foto: pizuttipics – Fotolia.com)
Zürich – Die Medienbranche steht laut Fredy Greuter, dem Leiter der Medieninstituts des Verbands Schweizer Medien, vor historischen Herausforderungen: Sie müsse nicht weniger als «die fünfte Medienrevolution meistern», sagte er am Dienstag in Zürich, wo er die jüngste «Medientrend»-Studie präsentierte. Nach der Erfindung von Sprache, Schrift, Buchdruck und Rundfunk bringe nun die Digitalisierung eine nächste Umwälzung der Medienbranche mit sich.
Für die Medienunternehmen heisse dies, die sich wandelnde Mediennutzung besonders genau zu studieren anstatt die Produkteentwicklung zu fokussieren, so Greuter. Fatal sei der Reflex von Medienmanagern, die sich in die Defensive gedrängt fühlten, «mit eingeübtem Kostenmanagement zu reagieren». Zwar seien in einem schwierigen Umfeld kurzfristige Sparanstrengungen unausweichlich – langfristig aber werde damit «eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt». Es brauche deshalb «ein Umschalten von der Defensive auf die Offensive», sagte Greuter.
Herausforderung und Chance
Die Digitalisierung sei für die Verlage aber nicht nur Herausforderung, sondern auch Chance: Sie eröffne die Möglichkeit, bestehende und neue Produkte sowie digitale Dienstleistungen anzubieten. Den kleineren Erlöspotenzialen von konvergenten Geschäftsmodellen stünden tiefere Gesamtkosten gegenüber, was attraktive Margen bringe – es resultiere eine gesunde Transformation.
Diese Suche nach neuen Geschäftsmodellen und Ertragsquellen steht laut Greuter denn auch ganz oben auf der Prioritätenliste der befragten Medienmanager. Unterstrichen wird diese Notwendigkeit dadurch, dass erstmals mehr als die Hälfte (51%) überzeugt sind, professioneller Journalismus lasse sich nicht mehr über Verkauf und Werbung finanzieren.
Trend zu elektronischem Medienkonsum
Die digitale Umwälzung ist auch am Verhalten der Konsumenten ablesbar: Gemäss der ebenfalls vorgestellten Studie «Medienbudget» brach im vergangenen Jahr etwa der Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften an Kiosken um 9% auf 478 Mio CHF ein. Die Bevölkerung verlegt ihren Medienkonsum immer mehr auf den elektronischen Weg. Dabei ist ihr Mobilität und Innovation besonders wichtig: Erstmals wurden in der Schweiz mehr Smartphones und Tablets als PCs gekauft, wie Projektleiterin Thérèse Ruedin vom Verband Schweizer Medien sagte.
In Windeseile zum «Lieblings-Gadget der Schweizer» geworden ist das Tablet, so Ruedin: Die Ausgaben für solche Geräte schnellten von 296 Mio im Jahr 2011 auf 460 Mio im 2012 hinauf: Ein Zuwachs von 55,4%. Gar 58% mehr investierte die Bevölkerung in Apps fürs Tablet. Insgesamt gaben die Konsumentinnen und Konsumenten für IT und Telekommunikation nochmals 0,7% mehr aus als im Vorjahr. Der Betrag überstieg die 4-Milliarden-Franken-Grenze.
Über 3000 Franken für den Medienkonsum
Jeder Privathaushalt gab 2012 durchschnittlich 3’093 CHF für den Medienkonsum aus. Damit gingen diese Ausgaben gegenüber dem Vorjahr zwar leicht zurück (2011: 3’150 CHF), lagen aber noch über dem Wert von 2010 (2’920 CHF). Insgesamt wurden im Berichtsjahr auf dem Schweizer Medienmarkt 14 Mrd CHF umgesetzt. Die Konsumentinnen und Konsumenten gaben 11,1 Mrd CHF für Medien aus (-1,9%). Deutlich grösser war der Rückgang bei der Werbung: Die Werbeauftraggeber investierten 2,9 Mrd oder 7,5% weniger. (awp/mc/pg)