Unterschiedliche Situation für KMU und Grossunternehmen
Zürich/Basel – In der Industrie hat sich die Geschäftslage gemäss UBS KMU-Barometer insgesamt etwas entspannt, doch die Unterschiede zwischen Grossunternehmen sowie Klein- und mittelgrossen Unternehmen sind gestiegen. Im Dienstleistungssektor hat sich die wirtschaftliche Lage trotz sinkender Erträge auf hohem Niveau stabilisiert, wie die Grossbank am Donnerstag mitteilt.
In den letzten Monaten divergierte die Schweizer Wirtschaft zunehmend: Einerseits kam die Industrie aufgrund sinkender Nachfrage aus dem Ausland immer mehr unter Druck. Andererseits profitierten die Dienstleistungsunternehmen von einer soliden Inlandsnachfrage. Nun mehren sich aber die Anzeichen, dass in der Industrie der Boden erreicht worden ist und sich die wirtschaftliche Lage bei den Dienstleistungsunternehmen auf hohem Niveau stabilisiert. Wir sind daher immer noch relativ optimistisch für die Schweizer Wirtschaft und erwarten für das laufende Jahr ein BIP-Wachstum von 1,1 Prozent.
Doch trotz der Stabilisierung in der Industrie sank in den letzten Monaten bei beiden Unternehmensgruppen das Barometer. Bei den KMU lag es im August mit -0,94 Punkten weit unter seinem Mittelwert von 1,30. Auch bei Grossunternehmen verschlechterte sich das Barometer in den vergangenen zwei Monaten von -0.56 auf -0.60 Punkte und lag ebenfalls unter dem langjährigen Schnitt.
Zunehmende Unterschiede zwischen KMU und Grossunternehmen in der Industrie
Gemäss der Umfrage drifteten in der Industrie die Grossunternehmen und die KMU bei vielen Indikatoren weiter auseinander. Die Grossunternehmen beurteilten die Geschäftslage als befriedigend, während die KMU sie nach wie vor als schlecht einschätzten. Dies ist höchstwahrscheinlich auf die bessere Ertragslage bei den Grossunternehmen zurückzuführen. Auch der ausländische Auftragsbestand erholte sich bei den Grossunternehmen, ging jedoch bei den KMU weiter zurück. Bei den Preisen hingegen waren zwischen den beiden Unternehmensgruppen keine Unterschiede festzustellen.
Obwohl sich die Geschäftslage sowohl bei den KMU wie auch bei den Grossunternehmen im Baugewerbe etwas verschlechterte, beurteilten die meisten Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation immer noch als gut. Die Grossunternehmen waren aber etwas besser positioniert als die KMU. Dies steht im Gegensatz zur Entwicklung der Preise, die bei den KMU in den letzten Monaten anstiegen. Sowohl KMU wie auch die Grossunternehmen bewerteten ihre Ertragslage als positiv. Bei den Architektur- und Ingenieurbüros, die als vorlaufende Indikatoren des Baugewerbes gelten, stieg die Zufriedenheit betreffend der wirtschaftlichen Situation in den vergangenen Monaten noch einmal stark an. Diese positive Einschätzung der Geschäftslage dürfte auf die weitere Verbesserung der Erträge dank gestiegen Preisen im dritten Quartal zurückzuführen sein.
Steigende Nachfrage im Dienstleistungssektor bei den Grossunternehmen
Ähnlich wie in der Industrie driften auch im Dienstleistungssektor die beiden Unternehmensgruppen weiter auseinander. Die Grossunternehmen erwarten in den nächsten drei Monaten auch steigende Preise, die KMU rechnen hingegen mit sinkenden Preisen. Aber auch die Nachfrage beurteilten die Grossunternehmen in den vergangenen Monaten besser als die KMU. Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Beschäftigungssituation; die Grossunternehmen stuften die aktuelle Zahl der Beschäftigten als zu niedrig ein und die KMU als zu hoch.
Im Detailhandel verbesserte sich auch die Ertragslage der KMU dank höherem Umsatz. Dies steht im Gegensatz zu den Grossunternehmen, die nach wie vor eine negative Ertragsentwicklung erwarten. Höchstwahrscheinlich bewerteten die Grossunternehmen aus diesem Grund ihre Geschäftslage als schlecht, während die meisten KMU sie als gut einschätzten.
Im Tourismus hingegen sieht es nach wie vor düster aus. Obwohl sich die Lage bei allen Indikatoren etwas entspannt hat, sanken bei den meisten Unternehmen unabhängig von deren Grösse weiterhin die Nachfrage, die Umsätze und die Erträge. Zudem stuften die meisten Unternehmen ihren aktuellen Personalbestand als zu hoch ein. (UBS/mc/ps)