Rümlang – Der Schliesstechnikkonzern Dormakaba tätigt eine weitere Übernahme in Nordamerika und wird damit zum grossen Player in der Region. Stanley Black & Decker werden Teile des Mechanical-Security-Geschäfts mit einem Umsatz von insgesamt knapp 280 Mio USD abgekauft. Der deutsch-schweizerische Konzern bezahlt dafür 725 Mio USD. Finanziert wird die Transaktion vollständig durch Fremdkapital. Unter Analysten und an der Börse kommen die Neuigkeiten gut an.
«Das ist für uns ein wichtiger Meilenstein», sagte CEO Riet Cadonau an einer Telefonkonferenz am Mittwoch. «Damit steigen wir zur Nummer 3 im nordamerikanischen Markt auf.» Der Deal passt zur Unternehmensstrategie, mit der eine Geschäftsausweitung in Nordamerika angepeilt wird. «Das ist der profitabelste Markt in unserer Branche.» Im November erst hatte Dormakaba den US-Türen- und Beschlägehersteller Mesker geschluckt.
Konkret übernimmt der deutsch-schweizerische Konzern das hauptsächlich auf Nordamerika fokussierte Segment Commercial Hardware, zu dem eine Produktionsstätte in Taiwan gehört, sowie die in China tätige GMT. Commercial Hardware ist der bedeutend grössere Teil der Transaktion. Für 2016 wird ein Nettoumsatz von 229 Mio USD und ein Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA von 51 Mio USD erwartet, was eine entsprechende Marge von 22,3% impliziert. Dormakaba erzielte im Ende Juni abgeschlossenen Geschäftsjahr 2015/16 bei einem Nettoumsatz von 2,3 Mrd eine EBITDA-Marge von 14,4%.
Schlagkräftige Produktmarke
Der Bereich ist auf mechanische und elektronische Sicherheitslösungen spezialisiert und verfüge mit «Best» über die «schlagkräftigste Produktmarke in Nordamerika», so Cadonau. Zudem bieten die Experten von Commercial Hardware früh im Bauzyklus Beratung zu Zutritts- und Sicherheitslösungen an. Mit der Übernahme könne man also an zusätzlichen Bauausschreibungen teilnehmen und im Wettbewerb um grosse Neubauprojekte mit einem kompletten Produktangebot antreten.
Bei der im Bereich Bodenscharniere für Glastüren und Türbeschläge tätigen GMT wird mit netto 48 Mio USD Umsatz sowie einem Gewinn von 2 Mio USD auf Stufe EBITDA gerechnet.
Der Kaufpreis wird auf insgesamt 725 Mio USD in bar beziffert und vollständig durch Aufnahme von Fremdkapital beglichen. Für den Analysten der ZKB ist dies «kein Schnäppchen». Laut Finanzchef Bernd Brinker wurde ein branchenüblicher Bewertungsmassstab angewandt, der Preis sei angemessen. Vorbehältlich der üblichen Abschlussbedingungen rechnet Dormakaba mit dem Vollzug der Transaktion im ersten Quartal 2017.
Drei Jahre für Integration
Für die Integration des Geschäfts will man sich ungefähr drei Jahre Zeit nehmen, so Finanzchef Brinker. Sie soll stufenweise erfolgen, die Bereiche Sales und Marketing würden in den nächsten zwei Jahren erstmal nicht angefasst.
Cadonau widersprach Bedenken, dass sich Dormakaba mit dem Deal verzetteln könnte. Immerhin hat er mit der Integration der beiden Unternehmen Dorma und Kaba, die sich erst im Herbst 2015 zu Dormakaba zusammengeschlossen hatten, noch einen grossen Brocken zu stemmen. Er sei zuversichtlich, dass das neue Geschäft gut integriert werden könne, liess er wissen.
Die Übernahme hat keine Auswirkungen auf die Mittelfristziele. «Da bleibt alles beim Alten», so Cadonau. Folglich ist ab Geschäftsjahr 2018/19 weiterhin mit einer EBITDA-Marge von 18% zu rechnen. Im Folgejahr werde sich die Transaktion positiv auf die Marge auswirken, hiess es. Der Gewinn pro Aktie soll vom ersten Tag an von der Übernahme positiv beeinflusst werden.
Grosser Schritt vorwärts
Analysten zeigen sich angetan. Mit dieser Transaktion mache das Unternehmen einen grossen Schritt vorwärts, schreibt die UBS. Die industrielle Logik hinter der Übernahme sei überzeugend, heisst es bei der ZKB.
Die Dormakaba-Aktie gehört am Mittwoch zu den grossen Gewinnern an der Schweizer Börse. Kurz vor 12 Uhr legt sie bei überdurchschnittlichem Volumen um 6,2% zu. 2016 dürfte erneut ein gutes Jahr für die Aktie werden. Seit Jahresbeginn legte sie bislang um knapp 10% zu. (awp/mc/pg)
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