Rümlang – Der Schliesstechnikkonzern Dormakaba hat ein grosses Spar- und Umbauprogramm angekündigt, um seine Mittelfristziele zu erreichen. Viele Stellen fallen weg.
Bis zum Geschäftsjahr 2025/26 sollen jährliche Kosten in Höhe von rund 170 Millionen Franken eingespart werden, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Der angekündigte Umbau wird laut den Angaben bis zu 1800 Stellen der 16’000-köpfigen Belegschaft betreffen. Rund 800 Vollzeitstellen sollen ganz wegfallen.
Auswirkungen auf Schweiz noch unklar
In welchem Umfang Stellen in der Schweiz betroffen sein werden, konnte das Unternehmen auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP noch nicht sagen. Die detaillierten Plänen auf Länderebene würden derzeit noch festgelegt und mit den Arbeitnehmervertretern gemäss den gesetzlichen Bestimmungen erörtert.
Die organisatorischen Änderungen sollen ab dem kommenden Geschäftsjahr 2023/24 schrittweise in Kraft treten, sobald die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern abgeschlossen sind. Der Stellenabbau solle sozialverträglich erfolgen, hiess es weiter.
Organisationsstruktur straffen
Das Programm ziele darauf ab, die weltweite Produktionsstruktur weiter zu konsolidieren, die Anzahl der Zulieferer zu reduzieren, die Beschaffungskapazitäten zu verbessern und die Produktentwicklung durch eine einzige globale Planung neu zu fokussieren. Zudem sollen verschiedene administrative Funktionen zu zentralen Diensten zusammengelegt werden.
Unterstützt werden soll die Konsolidierung durch verschiedene IT-Initiativen. Diese sollen die Standardisierung vorantreiben und die Kundenzufriedenheit erhöhen.
Der Umbau soll ferner Kapazitäten für Wachstumsinvestitionen freisetzen und die Innovationsfähigkeit stärken. «Letztendlich müssen wir besser werden, bevor wir grösser werden», begründete Konzernchef Jim-Heng Lee in der Mitteilung die Einsparungen und den Umbau.
Mittelfristziele sollen noch erreicht werden
Ziel der Massnahme sei vorrangig, die mittelfristigen Finanzziele der sogenannten «Shape4Growth»-Strategie erreichen zu können. Dabei strebt Dormakaba ein jährliches organisches Umsatzwachstum von 3 bis 5 Prozent und eine EBITDA-Marge von 16 bis 18 Prozent bis zum Geschäftsjahr 2025/26 an. Zudem soll die Kapitalrendite ab dem Geschäftsjahr 2025/26 über 30 Prozent liegen.
Die einmaligen Kosten für den Umbau beziffert Dormakaba auf rund 225 Millionen Franken. Hinzu kämen einmalige Investitionsausgaben in Höhe von rund 100 Millionen Franken, etwa für die IT. Die Kosten werden gemäss dem Communiqué ab dem Geschäftsjahr 2023/24 anfallen.
Der Zeitpunkt der nun verkündeten Massnahmen habe keinen Zusammenhang mit der derzeitigen Performance von Dormakaba, hob ein Sprecher auf Nachfrage hervor. Im ersten Halbjahr wurden die Wachstumsziele erreicht. Vielmehr stelle das «Transformationsprogramm einen wichtigen Schritt zur Erreichung einer besseren Rentabilität und eines nachhaltigen Volumenwachstums dar.»
Auch das Management musste bereits seinen Beitrag leisten. Ende März hatte Dormakaba die Verkleinerung der Geschäftsleitung auf sechs von neun Mitgliedern per Anfang Juli bekannt gegeben. Auch mehrere Führungspositionen wurden neu besetzt. Mit dieser einfacheren Führungsstruktur wolle sich Dormakaba stärker auf seine Kernmärkte fokussieren und das Wachstum ankurbeln, hiess es damals.
Dormakaba-Aktien nach Ankündigung von Sparprogramm gesucht
Die Aktien von Dormakaba gewannen am Montag deutlich hinzu. Zum Börsenschluss gewinnen die Papiere des Schliesstechnikkonzerns 4,5 Prozent auf 420,00 Franken hinzu. Der Gesamtmarkt gemessen am SPI steht derweil 0,21 Prozent höher. Damit haben die Papiere im Jahresverlauf fast ein Viertel an Wert gewonnen, jedoch hatte sich der Aktienkurs im Vorjahr auch annähernd halbiert.
Von den Analysten wurde das Spar- und Effizienzprogramm durchweg positiv aufgenommen. Dormakaba sei für ein Unternehmen seiner Grosse bisher zu fragmentiert und komplex aufgestellt gewesen, heisst es etwa bei Baader Helvea.
Zudem lobte die UBS die Ankündigung als ersten Beweis dafür, dass Dormakaba es mit den Kostensenkungen ernst meine. Laut dem Kommentar von Jeffries steige mit dem Sparprogramm auch die Wahrscheinlichkeit, dass Dormakaba sein Ziel bei der EBITDA-Marge von 16 bis 18 Prozent bis 2025/26 erreichen werde.
Jedoch fanden sich auch zahlreiche kritische Stimmen. Der zuständige ZKB-Analyst bemängelte etwa, dass das erst Ende 2021 lancierte «Shape4Growth»-Programm seine Wirkung bisher nicht entfalten habe. Nun seien also noch zusätzliche Massnahmen nötig geworden. Zudem könnte der Gegenwind im Markt grösser sein, als bisher angenommen.
Eher kritisch zeigte sich auch der Analyst von Vontobel. Die nun verkündeten Massnahmen könnten es Dormakaba ermöglichen, zu den Wettbewerbern aufzuschliessen, was jedoch Zeit und Geld kosten werde. Es gebe attraktivere Anlagemöglichkeiten in anderen Branchen, so sein Fazit. (awp/mc/pg)