Roskilde – Der dänische Logistikkonzern DSV will derzeit keine weiteren Kommentare zu seinem Angebot für den Schweizer Konkurrenten Panalpina abgeben. «Die Mitte Januar veröffentlichte Offerte für Panalpina ist ein substantieller Schritt für DSV», sagte Konzernchef Jens Bjørn Andersen an einem Conference Call für Investoren im Rahmen der DSV-Jahreszahlen am Donnerstag.
«Zum jetzigen Zeitpunkt geben wir aber keine weiteren Kommentare dazu ab. Und ich wiederhole: keine weiteren Kommentare», sagte Andersen sehr bestimmt.
Auf eine entsprechende Frage sagte er ausserdem noch, dass er das Angebot für Panalpina nicht als «feindliche Offerte» betrachte, ohne das allerdings klar auszuführen. DSV hatte im vergangenen Oktober bereits ein Angebot für die ebenfalls an der Schweizer Börse kotierte Ceva Logistics gestartet, war damit aber gescheitert.
Markt extrem fragmentiert
Am Morgen hatte DSV gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters noch betont, dass das Panalpina-Angebot für alle Beteiligten attraktiv sei und eine deutlich stärkere Firma schaffen könne. Man konzentriere sich voll darauf, den Deal durchzubringen.
Hintergrund für die Kaufabsichten von DSV sei der «extrem fragmentierte Markt» in dieser Branche, hiess es auf eine entsprechende Frage. So hätten die zwanzig grössten Player hier zusammen einen Marktanteil von 30 bis 35 Prozent, während in gewissen anderen Branchen der grösste Player einen solchen Anteil habe. Eine Konsolidierung mache deshalb Sinn und sei im Sinne von DSV. Man sei bisher mit jeder getätigten Akquisition stärker geworden.
VR-Strategie laut ESG besser für alle Panalpina-Stakeholder
DSV hat bekanntlich Mitte Januar eine unverbindliche Offerte zu 170 Fr. pro Panalpina-Aktie – entsprechend gut 4 Milliarden Franken – kommuniziert. Anfang dieser Woche hat nun aber der grösste Panalpina-Aktionär, die Ernst Goehner Stiftung (EGS), das Angebot abgelehnt. Die ESG hält rund 46 Prozent an Panalpina und kann einen Deal damit mehr oder weniger im Alleingang verhindern.
Nach Analyse der Kaufofferte sei man zum Schluss gekommen, dass die Strategie des Panalpina-Verwaltungsrat besser für alle Stakeholder sei als eine Übernahme, sagte der ESG-Vertreter Thomas Gutzwiller am Mittwoch in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». Als eigenständige Firma könne Panalpina eine grössere Wertsteigerung realisieren. Das werde zwar etwas Zeit brauchen, «aber wir sprechen nicht von fünf Jahren», so Gutzwiller weiter.
Hohe Investitionen von Panalpina
Konkret gegen das Übernahme-Angebot von DSV gesprochen hat gemäss Gutzwiller die Tatsache, dass Panalpina in den letzten Jahren 250 Millionen bis 300 Millionen Franken in eine integrierte Prozess- und IT-Plattform investiert hat. Die meisten Frachtlogistiker hätten keine solche integrierte IT-Plattform, DSV allerdings schon. «Weil auch Panalpina eine solche Plattform hat, ist das Übernahmeangebot nicht attraktiv», erklärt Gutzwiller.
Er verstehe die Situation des anderen gewichtigen Aktionärs Cevian und anderer Investoren, die das Angebot begrüsst hatten. ESG sei aber kein Finanz-, sondern ein langfristiger Investor, erklärte Gutzwiller.
Viele Investoren glauben allerdings weiterhin an eine Offerte für Panalpina. Aktuell notiert die Panalpina-Aktie bei 169,10 Fr. (-0,4%) und damit praktisch beim aktuellen Offert-Preis von DSV. Nach der ESG-Ankündigung war die Panalpina-Aktie zwar kurzfristig in den Keller gesaust, erholte sich dann aber schnell wieder. (awp/mc/pg)